DLR-Probenträger mit Bakterien und Pilzesporen auf neunstündiger Reise in die Stratosphäre
DLR-Probenträger mit Bakterien und Pilzesporen auf neunstündiger Reise in die Stratosphäre: Mit einem Stratosphärenballon des NASA Ames Research Centers schickten die Wissenschaftler vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin am 23. September 2019 einen selbstgebauten Probenträger mit Bakterien- und Schimmelpilz-Proben auf dem Testflug eines Long-Duration Ballons (LDB) in die Erdstratosphäre.
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Bakterien und Pilze gehören zur Natur und auch zum Menschen. Einmal mehr diente ein Stratosphärenballon als Testfeld spätere Experimente im All. „Bakterien werden in der bereits seit den Apollo-Missionen erforscht. Auch Pilze sind ‚weltraumrelevante Organismen‘. Die Forschung an ihnen steckt allerdings erst in den Anfängen“, sagt Prof. Dr. Ralf Möller, Mikrobiologe am -Institut für – und Raumfahrtmedizin in .

Astrobiologen des Deutschen Zentrums für – und Raumfahrt () schickten im September 2019 einen ganzen „Zoo“ aus Mikroorganismen wie Bakterien und Schimmelpilze mit einem Stratosphärenballon der US-amerikanischen Raumfahrtagentur auf eine neunstündige Reise bis 30 Kilometer ü der Erde. Dort hat die Erdatmosphäre eine deutlich verminderte Schutzwirkung. Temperatur, , Strahlung und Druck ähneln eher den Bedingungen auf dem .

Hartes UV zuviel für die Bakterien

Die Proben des MARSBOx-Projekts wurden vom -Team in den vergangenen Wochen analysiert, jetzt liegen die vorläufigen Ergebnisse der Biologieexperimente vor: Bakterien sind zu einem Großteil abgetötet worden. Vor allem die starke UV-Strahlung machte den Bakterien zu schaffen. Nur wenige Staphylokokken, Keime im menschlichen Körper, überlebten die Reise.

Sporen von Schimmelpilzen dagegen haben unter den extremen Bedingungen in der Stratosphäre besser überlebt. Die Zusammenarbeit von Möllerl Team mit dem Ames Research Center der bei dem Stratosphärenflug bot die Chance, einen Probenträger unkompliziert und kostengünstig zu lassen. Viele der Bakterien und Pilze sind zum ersten Mal in großer Höhe getestet worden.

Pilze: mehr Resistenz und DNA-Reparatur

Dass bestimmte Pilze bei diesen extremen atmosphärischen Bedingungen resistenter sind, erklärt Ralf Möller so: „Schimmelpilze bilden zur Verbreitung Sporen aus, die sehr resistent gegenü extremen Umweltbedingen wie Trockenheit und Strahlung sind. Außerdem haben Pilze sehr effiziente Schutzmechanismen vor Strahlung wie etwa starke schwarze Pigmentierung und eine effektive DNA-Reparatur.

Viele Bakterien haben zwar ähnliche Eigenschaften, jedoch sind die Schimmelpilzsporen eindeutig resistenter gegenü den extremen Marsbedingungen als die von uns getesteten Bakterien. Die Ergebnisse zeigen uns, wie wichtig es ist, weiter an Mikroorganismen und insbesondere an Pilzen und ihren Überlebenseigenschaften im Weltraum zu forschen – nicht zuletzt für die Gesundheit der Astronauten auf Langzeitmissionen zu Raumstationen oder später zu Habitaten auf und .“

Mikroorganismen – heikel in der Raumfahrt

Ob äußerlich auf der Haut oder im Organismus, viele Arten sind harmlos oder sogar nützlich. Es gibt aber auch solche, die ernsthafte Erkrankungen auslösen. Auf Raumstationen oder in zukünftigen zu anderen Planeten stellen sie unsichtbare Gefahren für die Raumfahrerinnen und Raumfahrer dar. Zudem geht es um die sogenannte Planetary Protection: Werden mit Bakterien oder Pilzen besetzte Lander, Rover oder andere Raumfahrzeuge auf Planeten und Himmelskörpern abgesetzt, könnten sie die Oberfläche kontaminieren.

Für das Team des DLR geht die Forschung an Mikroorganismen unter Weltraumbedingungen bald weiter: Bereits im Sommer 2020 sollen Proben für eine große Testkampagne zur Internationalen Raumstation gebracht werden, um Kurz- und Langzeiteffekte bei zu untersuchen.

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