Flugzeug SOFIA in Deutschland: Führung für Besucher

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Das Forschungsflugzeug SOFIA (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie), eine umgebaute Boeing 747 SP, ist ab Sonntag, 15. September 2019 für wenige Tage in Stuttgart zu Gast. Für Spotter: Die Spezial-Boeing wird nach vorläufigen Planungen bereits zwischen 06:00 Uhr und 07:00 Uhr landen.

Die fliegende Sternwarte SOFIA ist eine umgebaute Boeing 747 SP und steht dann auf einer Parkposition direkt vor den Terminals und ist damit von der Besucherterrasse aus hervorragend zu sehen; der Eintritt zur Besucherterrasse ist frei. Dort gibt es für Besucher Infos und Erklärungen zu dem rund 17 Tonnen schweren Infrarot-Teleskop mit einem Durchmesser von 2,7 Metern. In einem mobilen Planetarium neben dem Terminal können sich Neugierige zweimal täglich bei einer Vorführung das All näherbringen lassen. Auch begrenzte Führungen durch dieses weltweit einmalige Flugzeug soll es geben.

Das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie (SOFIA) beobachtet in einer Flughöhe von rund 13 Kilometern ungestört vom Großteil des Wasserdampfes in der Erdatmosphäre ferne Sterne und Galaxien und ortet chemische Verbindungen im Weltall. Die Einzigartigkeit dieses Flugzeugs besteht auch darin, dass es mit seinem Teleskop ferninfrarotes Licht sehen kann. Kein anderes Bodenteleskop und kein Satellitenteleskop könnten derzeit diese Aufgaben von SOFIA übernehmen.

Flugzeug SOFIA in Deutschland: Führung für Besucher
Flugzeug SOFIA in Deutschland: Führung für Besucher

Über Europa besonders klarer Blick ins All

Ein zusätzlicher Vorteil an einem Flug über Europa ist, dass sich SOFIA nördlicher als in ihrer südkalifornischen Heimat befindet. Je näher an den Polen die Infrarotsternwarte fliegt, desto weniger Wasserdampf ist in der Atmosphäre über ihr vorhanden – und desto besser sind die Beobachtungsbedingungen. Für die Rückkehr am Donnerstagmorgen um circa 05:30 Uhr, also kurz vor dem eigentlichen Betriebsstart des Stuttgarter Flughafens um 06:00 Uhr, hat das SOFIA-Team eine Ausnahmegenehmigung des Regierungspräsidiums Stuttgart von der geltenden Nachtflugbeschränkung bekommen.

Die fliegende Sternwarte verfügt über eine Reihe von Instrumenten, die auf unterschiedliche Eigenschaften des Infrarotlichts reagieren. Ein Großteil des Lichts im Universum wird als Infrarotlicht ausgestrahlt, das die Erdoberfläche nicht erreicht. Durch Infrarotbeobachtungen von SOFIA, die fast vollständig über dem Wasserdampf der Erdatmosphäre fliegt, können zum Beispiel Stern-Entstehungsgebiete untersucht werden, aus denen Sterne und Planetensysteme hervorgehen. Diese Messungen und Analysen sind mit Beobachtungen im sichtbaren Licht nicht machbar. Seit rund einem Jahr wird die hochauflösende Infrarotkamera HAWC+ an Bord des Observatoriums eingesetzt. Es ist derzeit die einzige abbildende Kamera, die Aufnahmen im fernen infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums machen und dabei kosmische Magnetfelder vermessen kann. Mit diesen Daten können Astronomen das frühe, kühle Stadium der Stern- und Planetenentstehung untersuchen.

Die künstlerische Darstellung zeigt die Galaxie Cygnus A – mit supermassivem schwarzen Loch im Zentrum und den orthogonalen Radiojets – welche mit der Infrarotkamera HAWC+ an Bord von SOFIA während eines Fluges über Südkalifornien untersucht wurde. Die erhobenen Daten zum oben abgebildeten Magnetfeld bilden die Grundlage für die Folgebeobachtung der Galaxie Markarian 231, die SOFIA während ihres ersten wissenschaftlichen Europafluges ins Visier nehmen soll.

Boeing 747 SP an mehreren Tagen in Stuttgart

Das Spezialflugzeug kehrt zu seinem Heimatflughafen bei Los Angeles am für Freitag, 20. September gegen Mittag zurück. Die fliegende Sternwarte ist ein gemeinsames Projekt der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Am Mittwoch, 18. September 2019 wird die Maschine um circa 18:00 Uhr zu ihrem ersten Forschungsflug über Europa aufbrechen. Forscher des SOFIA-Instituts der Universität Stuttgart betreuen den Betrieb des Observatoriums auf deutscher Seite. Für die Rückkehr am Donnerstagmorgen um circa 05:00 Uhr, also vor dem eigentlichen Betriebsstart, haben die Wissenschaftler eine Ausnahmegenehmigung des Regierungspräsidiums Stuttgart von der geltenden Nachtflugbeschränkung bekommen.

Die fliegende Infrarotsternwarte SOFIA ist somit zwischen 15. bis 20. September am Flughafen Stuttgart. Das Flugzeug ist weltweit das einzige fliegende Infrarot-Observatorium und eines der größten bilateralen US-deutschen Projekte zur Erforschung des Weltraums. Sie zählt zu den größten Drittmittelprojekten an der Universität Stuttgart, die den wissenschaftlichen Betrieb von SOFIA in Deutschland koordiniert. Vom 18. auf den 19. September wird SOFIA erstmals einen Beobachtungsflug über Europa durchführen. Das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie (SOFIA) ist eine umgebaute Boeing 747 SP mit einem 17 Tonnen schweren Teleskop an Bord. Regelmäßig heben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Forschungsflugzeug ab, um zum Beispiel die Entstehung junger Sterne und Planetensysteme zu beobachten oder die Milchstraße zu untersuchen.

Führungen durch das Flugzeug möglich

Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sagt: “SOFIA steht sinnbildlich für die grenzüberschreitende und langjährige erfolgreiche Kooperation zwischen der Universität Stuttgart, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der National Aeronautics and Space Administration (NASA) auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Erforschung des Weltalls. Dies unterstreicht die Bedeutung von Baden-Württemberg als einer der führenden Partner in Europa im Bereich der Luft- und Raumfahrtforschung.”

Führungen durch SOFIA In Stuttgart können sich Interessierte SOFIA gut von der kostenfrei zugänglichen Besucherterrasse des Flughafens ansehen. Darüber hinaus können sie sich für eine Führung durch das Observatorium anmelden. Die Anzahl an Plätzen ist begrenzt. Eine Anmeldung ist online erforderlich. Da das Flugzeug auf dem Vorfeld des Flughafens steht, sind für die Führungen die gleichen Sicherheitsprüfungen wie bei einem Check-in vor einem Flug notwendig. Eine Person kann bis zu fünf Interessierte gleichzeitig anmelden – sofern sie deren vollständige Namen und Geburtsdaten hat.

  • Führungen am 16., 17. und 19. September
  • Dauer: ca. zwei Stunden
  • Online-Anmeldung hier in zwei Etappen: ab Donnerstag, 05. September, 07:00 Uhr, und 19:00 Uhr

Planetariumsshow und Ausstellung

In einem mobilen Planetarium mit Fulldome-Aufnahmen können Zuschauerinnen und Zuschauer einen SOFIA-Mitflug inklusive der Vorbereitungen hautnah erleben. Eintritt frei.

  • Spielzeiten: Montag, 16. September: 10:00, 11:30, 16:00 und 18:00 Uhr; Dienstag, 17. September: 10:00, 11:30, 16:00 und 18:00 Uhr;Mittwoch, 18. September: 10:00 und 11:30 Uhr; Donnerstag, 19. September: 11:30, 16:00 und 18:00 Uhr
  • Dauer: 45 bis 60 Minuten
  • Ort: Flughafen Stuttgart, zwischen Terminal 0 und 1

Zudem erklärt eine Ausstellung mit Modellen, Videos und Informationsmaterialien die Besonderheiten des Observatoriums sowie die astronomische Mission der fliegenden Infrarotsternwarte allgemein verständlich. Am 16., 17. und 19. September erläutern Schülerinnen und Schüler von Netzwerkschulen des Deutschen SOFIA Instituts (DSI) der Universität Stuttgart die Besonderheiten von SOFIA und ihrer Mission unter anderem mit Infrarotexperimenten.

  • Zeit: 16. bis 27. September 2019
  • Ort: Flughafen Stuttgart, Terrassenebene im Terminal 3, neben dem Ausgang zur Besucherterrasse

Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft.

Anlass für den Besuch von SOFIA in Stuttgart ist die Konferenz “Mission to the Universe – From Earth to Planets, Stars & Galaxies” der Astronomischen Gesellschaft, die das DSI der Universität Stuttgart organisiert. Rund 250 Forscherinnen und Forscher aus aller Welt tagen vom 16. bis 20. September auf dem Campus Vaihingen der Universität Stuttgart. Die Astronomische Gesellschaft ist eine der ältesten astronomische Vereinigungen Europas. Sie wurde 1863 gegründet. Weitere Informationen zur Konferenz hier.

Öffentlicher Vortrag zur Forschung mit SOFIA

Ein für die Öffentlichkeit spannender Teil der Konferenz der Astronomischen Gesellschaft ist ein Vortrag. Unter dem Titel “Blick ins versteckte Universum – Highlights der fliegenden Sternwarte SOFIA” berichtet Dr. Harold Yorke, Direktor SOFIA Science Mission Operations, über einige wichtige wissenschaftliche Neuentdeckungen von SOFIA und ihre Bedeutung für unser Verständnis des Kosmos. Darauf folgt eine kurze Präsentation der japanischen Astrophysikerin Dr. Yoko Okada von der Universität Köln über ihre Mitflug-Erlebnisse. Bei diesen hat sie unter anderem Daten für die Untersuchung des interstellaren Mediums in unserer Milchstraße gewonnen. Der deutsche Physiker und ESA-Astronaut Prof. Dr. Reinhold Ewald moderiert die Veranstaltung.

  • Zeit: 19. September 2019, 20:00 Uhr
  • Ort: Hospitalhof, Büchsenstraße 33, 70174 Stuttgart

Erster Wissenschaftsflug über Europa

Flugzeug SOFIA in Deutschland: Führung für Besucher
Flugzeug SOFIA in Deutschland: Führung für Besucher

Mit ihrem Besuch in Stuttgart verbindet SOFIA eine Premiere: Am 18. September hebt die fliegende Sternwarte kurz nach Sonnenuntergang (gegen 19:40 Uhr) vom Flughafen Stuttgart zu ihrem ersten wissenschaftlichen Beobachtungsflug über Europa ab. Während der rund zehn Stunden andauernden Mission führt die Crew mehrere astronomische Beobachtungen durch. Das derzeit am Teleskop montierte US-amerikanische Instrument HAWC+ kann kosmische Magnetfelder im Ferninfrarotlicht vermessen. So wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Beispiel die Umgebung des supermassiven schwarzen Lochs der Galaxie Markarian 231 im Sternbild Großer Bäruntersuchen.

Dabei erhoffen sie sich neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen den Magnetfeldern in der Scheibenstruktur um das schwarze Loch und den Radiojets – den stark gebündelten und beschleunigten Gasausströmungen senkrecht zu diesen Scheiben, die unter anderem intensive Radiostrahlung aussenden. Diese Beobachtung ist nur mit SOFIA möglich, denn kein anderes Observatorium kann Magnetfelder in diesem Wellenlängenbereich vermessen.

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