Kampfflugzeug Tornado: Ende der Flug-Lebenszeit naht

Fast 50 Jahre nach seiner Einführung 1981 wird der Tornado 2030 in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Fast 50 Jahre nach seiner Einführung 1981 wird der Tornado 2030 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. (© Bundeswehr, Falk Bärwald)
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40 Jahre sind für ein Kampfflugzeug eine sehr lange Zeit. Kampfjets sind Hochtechnologieträger. Nur wenn man dem Gegner technisch überlegen ist, hat man im Ernstfall die besseren Karten. Aber noch fliegt er, der Tornado.

Stilllegung bis 2030

Der Tornado war der technologische Spitzenreiter seiner Zeit. Ursprünglich war die Lebensdauer der neuen Jets auf 20 Jahre und 4.000 Flugstunden ausgelegt und begrenzt. Noch in den 1990er Jahren haben die europäischen Nutzernationen ein Entwicklungsprogramm gestartet, um die Zulassung auf 8.000 Flugstunden zu erweitern. Da sich aber nunmehr auch die doppelte Anzahl an Stunden dem Ende zu neigen, werden alle europäischen Tornados bis 2030 stillgelegt.

Tornado zuerst bei Marine

Der Erstflug des Tornados fand am 14. August 1974 in Manching statt. Sechs Jahre später wurde der erste dieser Kampfjets an das Tri-National Tornado Training Establishment (TTTE) in Cottesmore, Großbritannien, für die Ausbildung der Luftfahrzeugbesatzungen ausgeliefert. Die ersten deutschen Tornados bekam 1981 zunächst die Marine. 1992 endete die Beschaffung mit der Auslieferung der letzten Electronic Combat and Reconnaissance-Version (ECR Electronic Combat Reconnaissance) an die Luftwaffe. Immer wieder wurde er in der Rolle des Elektronischen Kampfes, der Aufklärung sowie im Kampf gegen bodengebundene Flugabwehrsysteme im Auslandseinsatz geflogen. Sechs Tornados stehen in einer Reihe und werden auf den Start vorbereitet.

Tornado kommt im Alter an die Grenzen – ohne Ersatzteile

Der letzte Einsatz des Tornados bei Counter DAESH hat außerdem deutlich werden lassen, dass der Tornado trotz seiner in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellten Leistungsfähigkeit, auf der Zielgeraden seiner Lebensdauer angekommen ist. Absehbar stößt das Flugzeug hinsichtlich der Auftragserfüllung, Einsatzfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Wirtschaftlichkeit an Grenzen.

Trotz einzelner Modernisierungen handelt es sich im Kern um Luftfahrzeuge eines vergangenen Technikzeitalters. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Bordcomputer und der Elektronik, für die einige Teile schlichtweg nicht mehr verfügbar sind. Fast 30 Jahre nach Abschluss der Auslieferungen haben sich viele der ursprünglichen Herstellerfirmen längst aus dem Tornado-Programm zurückgezogen und stellen demnach auch keine Ersatzteile mehr her.

Die Welt befindet sich in stetem Wandel. Sich ändernde sicherheitspolitische Lagen sorgen dafür, dass sich Streitkräfte weiterentwickeln und an die geänderten politischen Anforderungen anpassen müssen – das betrifft nicht nur Einsatzverfahren und Personal, sondern ganz besonders die Ausrüstung.

Deutschland hat als NATO-Mitglied Verpflichtungen und Fähigkeiten vertraglich zugesichert, die auch die Tornados betreffen. Dabei geht es im Kern um die nukleare Teilhabe Deutschlands. Eben diese Fähigkeiten aufrechtzuerhalten, gestaltet sich Jahr für Jahr schwieriger, wenn zusätzlich die Ressourcen zur Instandsetzung schwinden.

Materialermüdung nach 30 Jahren

Ungeachtet der festgelegten Aussonderung des Tornados in etwa neun Jahren sind bereits jetzt zahlreiche Maßnahmen an den Flugzeugen fällig. Die Störanfälligkeit und der Instandhaltungsaufwand steigen mit zunehmendem Alter enorm. So treten nach einer so langen Nutzungszeit und den hohen Belastungen inzwischen Materialermüdungen auf. Es entstehen beispielsweise Risse im Rumpf des Jets, die nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand behoben werden könnten. Hier geht es um die Sicherheit und die lässt keine Kompromisse zu. Bis 2030 werden alle derzeit noch fliegenden Tornados in Europa ausgesondert – auf einige von ihnen wartet ein neues Leben als Exponat.

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