Raumsonde Rosetta unmittelbar vor der Zielankunft

Geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Nach über zehn Jahren Reisezeit und mehr als sieben Milliarden Kilometern Wegstrecke steht die Raumsonde Rosetta unmittelbar vor der Zielankunft: Am 06. August wird die Sonde ihr Ziel, den Kometen 67P/Tschuriumov-Gerasimenko, erreichen. Dann soll die Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA Kometen-Geschichte schreiben. Noch nie zuvor ist ein Komet so aufwändig und genau untersucht worden, wie es im Rahmen der 1,3 Milliarden Euro teuren Rosetta-Mission geplant ist.

Rosetta ist nicht nur die erste Raumsonde, die in eine Umlaufbahn um einen Kometen eintreten wird, sie hat auch eine Landeinheit im Gepäck, die die erste Landung auf einem Kometen in der Geschichte der Raumfahrt durchführen soll. Die Ruag Space aus der Schweiz hat maßgeblich dazu beigetragen, dieses Projekt zu verwirklichen.

"Schlafsack" und "Wecker" von Ruag Space

Gestartet wurde Rosetta am 02. März 2004 mit einer Ariane-Rakete. Einen Teil der langen Reise verbrachte die Raumsonde in einer Art "Tiefschlaf". Um Energie zu sparen, wurden alle Systeme an Bord soweit wie möglich heruntergefahren. Das war notwendig weil Rosettas Flugbahn so weit ins All hinaus führte, dass ihre Solargeneratoren kaum noch Strom erzeugen konnten. Damit Rosetta nicht einfriert, entwickelte die Ruag Space einen speziellen "Schlafsack" für den Satelliten – eine Doppelisolation, die neben einer optimalen Isolationswirkung auch noch einen effizienten Schutz gegen kleine Meteoriten bietet. Die aus mehr als 20 Lagen metallbedampfter Kunststofffolie bestehende Schutzschicht wirkt dabei so isolierend wie eine Ziegelmauer von mehr als zehn Metern Dicke.

Am 20. Januar weckte der von der Ruag Space gebaute Zentralcomputer die Sonde aus dem Tiefschlaf. Am 06. August wird Rosetta in unmittelbarer Nähe des Kometen das letzte von insgesamt zehn Kurskorrektur-Manövern durchführen. Unter dem Einfluss der Schwerkraft des Kometen wird Rosetta dann in eine Umlaufbahn um Tschuriumov-Gerasimenko eintreten. Im November soll dann die Landeeinheit auf der Kometenoberfläche aufsetzen.

Blick in Tiefkühltruhe: Spektrometer der Ruag erforscht Anfänge des Sonnensystems

Insgesamt soll Rosetta den Kometen rund eineinhalb Jahre lang umkreisen und untersuchen. Von den Ergebnissen erwarten sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems. Kometen sind "kosmische" Tiefkühltruhen, in denen die Materie seit den Anfängen des Sonnensystems vor mehr als 4,6 Milliarden Jahren in nahezu unverändertem Zustand konserviert ist. Auch zur Entstehung des Lebens auf der Erde könnten Kometen beigetragen haben, in dem sie organische Materie auf unseren Planeten transportiert haben.

Rosetta ist mit 11 wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstet. Für das Instrument Rosina (Rosetta Orbiter Spectrometer for Ion and Neutral Analysis) entwickelte und baute die die Ruag im Auftrag des Physikalischen Instituts der Universität Bern ein hoch auflösendes Massenspektrometer, das so genannte DFMS (Double Focussing Mass Spectrometer). Rosina wird die Zusammensetzung der dünnen Atmosphäre und der Ionosphäre des Kometen untersuchen. Zusätzlich kann Rosina die Geschwindigkeit und Temperatur des austretenden Gases bestimmen. Für das Instrument Midas zur Vermessung kleinster Staubpartikel aus dem Schweif des Kometen kommt die Steuerungs- und Messelektronik ebenso von der Ruag Space.

Für eine reibungslose Kommunikation zwischen Erde und Sonde ist Rosetta mit einem leistungsstarken Kommunikationssystem ausgerüstet. Dafür hat die Ruag Space eine Hochleistungsantenne samt Verkabelung sowie Ausricht- und Entfaltungsmechanismen hergestellt.

Mittlerweile hat die Raumsonde Rosetta die Spezialkamera OSIRIS angeschaltet und erste Bilder des seltsam geformten Kometen zur Erde übermittelt.

- Anzeige -