Fliegende Sternwarten und elektronische Nasen zur ILA

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Vom imposanten Oberstufentriebwerk Vinci bis zur kleinen, aber wichtigen Platine MOSFET für den Flug zum Asteroiden 1993 JU3 – das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt auf seinem Messestand vom 11. bis 16. September neue Entwicklungen in der Raumfahrt bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA 2012.

Das größte Ausstellungsstück ist Europas leistungsstärkstes und modernstes Oberstufentriebwerk Vinci. Das DLR Lampoldshausen hat Vinci bereits in über 60 Versuchen unter Weltraumbedingungen getestet. Dazu wird das Triebwerk an einem Prüfstand im Vakuum betrieben.

Das Besondere sowohl bei Tests als auch beim zukünftigem Einsatz im All: Vinci kann mehrfach gezündet werden und wird später Satelliten entweder direkt in den Geostationären Orbit bringen oder sogar auf unterschiedlichen Umlaufbahnen absetzen. Gebaut wird Vinci von der französischen Firma Snecma in Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Partnern. 2017 soll das Triebwerk für die europäische Trägerrakete Ariane im Einsatz sein.

Bereits im Januar 2013 wird die E-Nose Premiere haben: Das elektronische Gas-Sensorgerät soll auf der Internationalen Raumstation ISS die mikrobielle Belastung messen. Verläuft die Testphase im russischen Segment erfolgreich, kann der Sensor auch in der gesamten Raumstation oder auf zukünftigen Langzeitmissionen eingesetzt werden.

Teleskop im Flugzeugbauch und Merkurmission MERTIS

Ebenfalls ausgestellt auf dem DLR-Messestand: ein Nachbau des Instruments MERTIS (Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer), das 2015 mit der europäischen Mission BepiColombo ins All starten soll. Wenn die Sonde nach sechs Jahren die Umlaufbahn des Planeten erreicht, erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung und die Eigenschaften des Merkurs.

Das DLR und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster entwickeln das Gerät gemeinsam mit deutschen Industrieunternehmen. Die fliegende Sternwarte SOFIA (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) hingegen ist bereits seit Mai 2010 im Einsatz. Während des Flugs öffnet sich dabei eine Luke im Flugzeugrumpf, so dass das Teleskop des Observatoriums freien Blick in den Weltraum hat.

Flug durch den Weltraum nach Australien

Bis ins Weltall wird die Trägerrakete VLM-1 (Veículo Lançador de Microsatélites) 2016 das Raumfahrzeug SHEFEX-3 befördern, bevor dieses durch die Atmosphäre hindurch wieder zur Erde zurückkehrt. An der Entwicklung des Kleinlastenträgers der brasilianischen Weltraumagentur AEB ist die Mobile Raketenbasis des DLR beteiligt. Noch schneller wird der SpaceLiner, an dem das DLR forscht, einmal seine Passagiere befördern: Der ultraschnelle Gleiter soll für die Strecke von Europa nach Australien lediglich 90 Minuten benötigen. Ein umweltfreundlicher Raketenantrieb soll den Passagiertransporter beschleunigen – anschließend geht dieser dann in circa 80 Kilometern Höhe in den Gleitflug über.

Resistenz gegen Weltraumstrahlung – Teile aus Europa

Das kleinste Ausstellungsstück ist eine Platine mit MOSFET-Leistungstransistoren (Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistoren). Der Chip soll 2014 an Bord der japanischen Raumfähre Hayabusa-II zum Asteroiden 1993 JU3 starten. Dabei sind die Leistungstransistoren für den Einsatz im Weltraum und dessen Strahlung qualifiziert. Bisher mussten diese Bauteile aus den USA beschafft werden – nun gibt es in naher Zukunft eine europäische Alternative. Alle DLR-Exponate im Space Pavilion der ILA finden Sie mit Fotos und Hintergrundinformationen auch auf der DLR-Sonderseite zur ILA-Berlin-Air-Show 2012. DLR und ESA veranstalten zur ILA 2012 auch ihr zweites gemeinsames SpaceTweetup.

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