Airbus Group: Auftragseingang im Halbjahr fast verdoppelt

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Die Airbus Group hat solide Ergebnisse für das erste Halbjahr 2015 veröffentlicht. Der Konzern vermeldet eine verbesserte operative Leistung und bestätigt die Prognose für das Gesamtjahr 2015. Der Auftragseingang1 der Airbus Group stieg in den ersten sechs Monaten stark auf € 53,9 Mrd. (H1 2014: € 27,7 Mrd.), der Auftragsbestand1 erhöhte sich zum 30. Juni 2015 auf € 927 Mrd. (Jahresende 2014: € 858 Mrd.). Die Neubewertung infolge der Aufwertung des US-Dollars wirkte sich dabei positiv aus. Airbus verbuchte 348 Nettobestellungen für Verkehrsflugzeuge (H1 2014: 290 Nettobestellungen), einschließlich 57 Bestellungen von Flugzeugen der A330-Familie.

“Die operativen Ergebnisse des ersten Halbjahres belegen unsere konsequente Ausrichtung auf Programmmanagement und operative Effizienz”, sagte Tom Enders, Chief Executive Officer der Airbus Group. “Umsatz, Rentabilität und Cash-Generierung haben sich verbessert. Die Geschäftsergebnisse zeigen, dass wir auf Kurs sind, unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2015 zu erreichen. Wir verzeichnen über das gesamte Portfolio hinweg ein hohes Wachstum. Das zeigen auch die auf der Pariser Luftfahrtmesse im Juni bekannt gegebenen Großaufträge. Wir werden unsere operativen Prioritäten mit Nachdruck angehen. Dazu zählen Hochlauf, Kostenkontrolle und Auslieferungen in den Programmen A350 und A400M sowie der Übergang zur A320neo-Version. Gleichzeitig wollen wir unsere Gewinne und unsere Cashposition weiter verbessern.”

Auf der Pariser Luftfahrtmesse gingen Festbestellungen und Zusagen für 421 Maschinen ein. Dies unterstreicht die anhaltend gute Auftragslage auf dem Zivilflugzeugmarkt. Airbus Helicopters verbuchte 135 Nettobestellungen (H1 2014: 148 Bestellungen), darunter 29 H175. Airbus Defence and Space verzeichnete einen wertmäßigen Anstieg des Auftragseingangs um 40 Prozent, getragen von einer starken Nachfrage in allen Geschäftsbereichen. Unter anderem gingen Aufträge für weitere Erdbeobachtungssatelliten und A330-MRTT-Tankflugzeuge ein. Im Juni wurde Defence and Space für die Entwicklung und den Bau von zunächst 900 Satelliten von OneWeb ausgewählt.

Der Umsatz des Konzerns stieg um sechs Prozent auf € 28,9 Mrd. (H1 2014: € 27,2 Mrd.). Insbesondere wirkten sich der starke Auslieferungsmix bei Zivilflugzeugen und die Erholung des US-Dollars aus. Der Umsatz im Zivilflugzeuggeschäft verbesserte sich um neun Prozent. Die Sparte lieferte 304 Flugzeuge aus (H1 2014: 303 Maschinen), darunter vier A350 XWB und 13 A380. Der Umsatz von Airbus Helicopters erhöhte sich um fünf Prozent. Der Anstieg spiegelt gute Ergebnisse in den Regierungsprogrammen und im Servicegeschäft wider, die einen Rückgang der Auslieferungszahlen auf 152 Hubschrauber (H1 2014: 200 Hubschrauber) ausgleichen konnten. Der Umsatz von Airbus Defence and Space blieb stabil, trotz der Entkonsolidierung der Umsätze aus dem Trägerraketengeschäft durch den Beginn der ersten Phase des Joint Ventures Airbus Safran Launchers.

Das Konzern-EBIT* vor Einmaleffekten3 – die Kennzahl zur Erfassung der operativen Gewinnspanne ohne Berücksichtigung von Einmaleffekten aus Rückstellungsveränderungen für Programme und Restrukturierungen oder Währungsschwankungen – stieg um 6 Prozent auf € 1.883 Mio. (H1 2014: € 1.769 Mio.). Dabei verzeichneten alle Divisionen Verbesserungen.

Das EBIT* vor Einmaleffekten der Zivilflugzeugsparte erhöhte sich auf € 1.533 Mio. (H1 2014: € 1.287 Mio.), getragen von Verbesserungen im operativen Geschäft und günstigen Phaseneffekten, unter anderem bei Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen.

Das Hubschraubergeschäft verzeichnete einen Anstieg des EBIT* vor Einmaleffekten um acht Prozent auf € 162 Mio. (H1 2014: € 150 Mio.). Geringere Auslieferungszahlen und ein weniger günstiger Mix wurden durch verstärkte Serviceaktivitäten und den Transformationsprozess ausgeglichen. Das EBIT* vor Einmaleffekten von Airbus Defence and Space wuchs auf € 267 Mio. (H1 2014: € 223 Mio.), ein Resultat des guten Programmmanagements und der Fortschritte bei der Umsetzung des Restrukturierungsplans der Division.

Die Aufwendungen des Konzerns für eigenfinanzierte Forschung und Entwicklung beliefen sich auf € 1.506 Mio. (H1 2014: € 1.564 Mio.), die Umsatzrendite des Konzerns auf Basis des EBIT* vor Einmaleffekten lag bei 6,5 Prozent (H1 2014: 6,5 Prozent).

Der industrielle Hochlauf des A350-XWB-Programms nimmt Fahrt auf; im Juni wurde Vietnam Airlines der zweite Betreiber dieses Flugzeugtyps. Die Entwicklung der A320neo schreitet ebenfalls voran: Im Mai absolvierte eine Maschine mit CFM-Triebwerken ihren Erstflug; Ende Juli wurden die Flugtests mit Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney wiederaufgenommen. Trotz einiger Unterbrechungen im Flugtestprogramm wird der Beginn der Auslieferungen noch in diesem Jahr erwartet. Das A380-Programm liegt im Hinblick auf das Erreichen der Gewinnschwelle zum Jahresende im Plan. Die Produkterneuerungsstrategie von Airbus Helicopters kommt voran; die Flugerprobung der neuen H160 und die Konzeptphase der X6 sind angelaufen. Airbus Defence and Space hat in der ersten Jahreshälfte 2015 vier A400M an Kunden übergeben.

Das berichtete EBIT*3 stieg um 21 Prozent auf € 2.229 Mio. (H1 2014: € 1.839 Mio.), wobei sich die positiven Netto-Einmaleffekte auf € 346 Mio beliefen. Sie umfassten:

  • eine zusätzliche Nettoaufwendung in Höhe von € 290 Mio. für das A400M-Programm. Nach dem Unfall vom 09. Mai 2015 wurde eine Analyse zum aktuellen Stand des Programms durchgeführt. Gemeinsam mit allen Partnern hat die Airbus Group die Wiederaufnahme der Flüge und Auslieferungen vorbereitet. Durch den Unfall kam es jedoch zu Rückschlägen bei der Qualifikation der verbesserten militärischen Fähigkeiten, die Auslieferungstermine verzögerten sich. Infolge des Unfalls wurden bestimmte Flugtestaktivitäten für einige Wochen ausgesetzt und es kam zu Engpässen im Produktionsprozess. Die industrielle Effizienz bleibt während der Hochlaufphase eine Herausforderung. Aufgrund der niedrigeren Inflationsrate in der Eurozone hat sich zudem bei den vertraglich festgelegten Preisgleitformeln eine deutliche Abweichung gegenüber den tatsächlichen Kosten ergeben5. Zusammen mit den Kunden arbeitet die Airbus Group an der Abstimmung eines neuen Zeitplans für den Ausbau der militärischen Fähigkeiten und für die Auslieferungen. Zudem werden die Preisgleitformeln überprüft.
  • eine Nettoaufwendung von € 145 Mio. aufgrund der Differenz von Dollar-Zu- und ‑Abflüssen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aufgrund bilanzieller Neubewertungen durch den schwächeren Euro im Verhältnis zum US-Dollar. Im zweiten Quartal wurde ein negativer Effekt von € 36 Mio. im Zusammenhang mit der Neubewertung von Rückstellungen im A400M-Programm gebucht.
  • einen Nettogewinn von € 748 Mio. aus dem Verkauf von 18,75 Prozent der Anteile an Dassault Aviation5.
  • einen Nettoertrag von € 33 Mio., hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Beginn der ersten Phase des Joint Ventures Airbus Safran Launchers.

Das Konzernergebnis4 stieg um 34 Prozent auf € 1.524 Mio. (H1 2014: € 1.135 Mio.), der Gewinn je Aktie erhöhte sich um denselben Prozentsatz auf € 1,94 (H1 2014: € 1,45), getragen von einer verbesserten operativen Leistung. Beide beinhalten den Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf der Anteile an Dassault Aviation und die Belastungen aus dem A400M-Programm. Das Finanzergebnis lag bei € -344 Mio. (H1 2014: € -252 Mio.) und enthielt Einmaleffekte in Höhe von € -100 Mio., hauptsächlich infolge wechselkursbedingter Neubewertungen von Finanzinstrumenten. Der Free Cash Flow vor Fusionen und Übernahmen verbesserte sich deutlich auf € -1.025 Mio. (H1 2014: € ‑2.270 Mio.) und reflektiert die Lieferleistung und die strenge Cash-Kontrolle, während Erlöse in Höhe von rund € 1,7 Mrd. aus dem Verkauf der Anteile an Dassault Aviation den Free Cash Flow auf insgesamt € 549 Mio. erhöhten (H1 2014: € ‑2.244 Mio.). Die Nettoliquidität lag Ende Juni 2015 bei € 8,4 Mrd. (Jahresende 2014: € 9,1 Mrd.). Für das Jahr 2014 wurden € 945 Mio. an Dividenden gezahlt (2013: € 587 Mio.). Die Bruttoliquidität belief sich auf € 16,8 Mrd. (Jahresende 2014: € 16,4 Mrd.).

Ausblick

Der Ausblick der Airbus Group für das Geschäftsjahr 2015 basiert auf der Erwartung, dass Weltwirtschaft und Luftverkehr gemäß den vorherrschenden unabhängigen Prognosen wachsen und dass es zu keinen größeren Turbulenzen kommt. Die Auslieferungen von Airbus-Flugzeugen dürften geringfügig höher ausfallen als 2014, ein weiterer Anstieg des Auftragsbestands für Zivilflugzeuge ist zu erwarten.

Vor Fusionen und Übernahmen rechnet die Airbus Group für 2015 mit einer Umsatzsteigerung und einem leichten Anstieg des EBIT* vor Einmaleffekten. Nach heutigem Stand des Produktionshochlaufs erwartet die Airbus Group für 2015 einen ausgeglichenen Free Cash Flow vor Fusionen und Übernahmen. Gewinn und Dividende je Aktie dürften 2015 weiter steigen.

* Die Airbus Group verwendet das EBIT vor Goodwill-Wertminderungen und außerordentlichen Posten als Schlüsselindikator für die wirtschaftliche Leistung. Der Terminus “außerordentliche Posten” bezieht sich auf Sachverhalte wie Aufwendungen aus Abschreibungen der aufgedeckten stillen Reserven aus der Gründung des ehemaligen EADS-Konzerns und dem Airbus-Unternehmenszusammenschluss sowie in diesem Zusammenhang stehende Wertminderungen aufgrund von Werthaltigkeitstests.

Airbus Group – Halbjahresergebnisse (H1) 2015 (Beträge in Euro)

Airbus Group H1 2015 H1 2014 Veränderung
Umsatz, in Mio. 28.893 27.200 +6%
davon Verteidigung, in Mio. 4.869 4.614 +6%
EBITDA2, in Mio. 3.295 2.773 +19%
EBIT3 vor Einmaleffekten, in Mio. 1.883 1.769 +6%
EBIT3, in Mio. 2.229 1.839 +21%
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, in Mio. 1.506 1.564 -4%
Konzernergebnis (Net Income)4, in Mio. 1.524 1.135 +34%
Gewinn je Aktie4 1,94 1,45 +34%
Free Cash Flow (FCF), in Mio. 549 -2.244
Free Cash Flow vor Fusionen & Übernahmen, in Mio. -1.025 -2.270
Free Cash Flow vor Kundenfinanzierungen, in Mio. 612 -2.112
Auftragseingang1, in Mio. 53.919 27.708 +95%
Airbus Group 30. Juni 2015 31. Dez. 2014 Veränderung
Auftragsbestand1, in Mio. 926.978 857.519 +8%
davon Verteidigung, in Mio. 38.757 42.240 -8%
Nettoliquidität, in Mio. 8.436 9.092 -7%
Mitarbeiter 137.217 138.622 -1%
Divisionen Umsatz EBIT3
(Beträge in Mio. €) H1 2015 H1 2014 Veränderung H1 2015 H1 2014 Veränderung
Commercial Aircraft 21.081 19.429 +9% 1.424 1.357 +5%
Helicopters 2.950 2.801 +5% 162 150 +8%
Defence and Space 5.531 5.516 0 % -26 223
Zentrale / Eliminierungen -669 -546 669 109
Gesamt 28.893 27.200 +6% 2.229 1.839 +21%
Divisionen Auftragseingang1 Auftragsbestand1
(Beträge in Mio. €) H1 2015 H1 2014 Veränderung 30. Juni 2015 31. Dez. 2014 Veränderung
Commercial Aircraft 46.334 22.880 +103% 875.018 803.633 +9%
Helicopters 2.726 2.183 +25% 12.004 12.227 -2%
Defence and Space 5.371 3.831 +40% 41.683 43.075 -3%
Zentrale / Eliminierungen -512 -1.186 -1.727 -1.416
Gesamt 53.919 27.708 +95% 926.978 857.519 +8%

Airbus Group – Ergebnisse für das zweite Quartal (Q2) 2015

Airbus Group Q2 2015 Q2 2014 Veränderung
Umsatz, in Mio. 16.815 14.552 +16%
EBIT3 vor Einmaleffekten, in Mio. 1.232 1.069 +15%
EBIT3, in Mio. 988 1.120 -12%
Konzernergebnis (Net Income)4, in Mio. 732 696 +5%
Gewinn je Aktie4 0,93 0,89 +4%
Divisionen Umsatz EBIT3
(Beträge in Mio. €) Q2 2015 Q2 2014 Veränderung Q2 2015 Q2 2014 Veränderung
Commercial Aircraft 12.516 10.492 +19% 1.005 811 +24%
Helicopters 1.665 1.619 +3% 110 92 +20%
Defence and Space 2.928 2.773 +6% -159 138
Zentrale / Eliminierungen -294 -332 32 79
Gesamt 16.815 14.552 +16% 988 1.120 -12%

Der Umsatz für das zweite Quartal (Q2) 2015 stieg im Vergleich zum zweiten Quartal 2014 um 16 Prozent aufgrund höherer Auslieferungszahlen bei Zivilflugzeugen und günstigerer Wechselkurseffekte.

Das EBIT* vor Einmaleffekten für das zweite Quartal 2015 stieg um 15 Prozent auf € 1.232 Mio. Dies spiegelt operative Verbesserungen in allen Divisionen sowie einige günstige Phaseneffekte – unter anderem bei Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen – wider.

Das EBIT* für das zweite Quartal 2015 fiel um 12 Prozent auf € 988 Mio. Es enthält negative Netto-Einmaleffekte, insbesondere die zusätzliche Nettoaufwendung in Höhe von € 290 Mio. für das A400M-Programm.

Fußnoten:

  1. Beiträge und Bestände aus dem zivilen Flugzeuggeschäft zum Auftragseingang bzw. Auftragsbestand basieren auf Listenpreisen.
  2. Gewinn vor Zinsen, Steuern, Wertminderungen, Abschreibungen und außerordentlichen Posten.
  3. Gewinn vor Zinsen und Steuern, vor Goodwill-Wertminderungen und außerordentlichen Posten.
  4. Die Airbus Group verwendet weiterhin den Begriff Konzernergebnis (Net Income). Das Konzernergebnis ist identisch mit dem Ergebnis, das den Eigentümern des Mutterunternehmens gemäß den IFRS-Regeln zusteht.
  5. Langzeitverträge enthalten in der Regel eine Preisgleitklausel. Diese legt die Erhöhung des Auftragspreises durch den Anstieg der Herstellungskosten (Arbeitskraft und Material) während der Vertragsdauer mittels einer Formel zur Preisstandsanpassung näherungsweise fest. Je nach Zusammensetzung der Herstellungskosten werden verschiedene Indexklauseln verwendet.
  6. Die verbleibende Beteiligung an Dassault Aviation ist nun als zur Veräußerung gehaltener Vermögenswert ausgewiesen. Das Quartalsergebnis von Dassault Aviation wird in der Ergebniszeile der Zentrale nicht mehr berücksichtigt – mit Ausnahme der zu erhaltenden Dividenden und der Kapitalerträge aus künftigen Verkäufen von Anteilen an Dassault Aviation.
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