Apollo-Veteran bei Raumfahrtkonferenz in Stuttgart

Apollo-Veteran bei Raumfahrtkonferenz in Stuttgart
Apollo-Veteran bei Raumfahrtkonferenz in Stuttgart
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Zum Jubiläumsjahr der ersten Mondlandung diskutierten Astronauten und Wissenschaftler bei der Raumfahrtkonferenz im Stuttgarter Haus der Wirtschaft über die Zukunft der Raumfahrt. Wann landen die nächsten Menschen auf dem Mond?

Walter Cunningham berichtete von seinen Erlebnissen

Mit dabei war auch einer der Wegbereiter der ersten Mondlandung vor 50 Jahren. Gemeinsam mit seinen Kollegen Walter M. Schirra Jr. und Donn F. Eisele bildete er die Crew der Apollo-7-Mission. Nach dem Brand der Kapsel von Apollo 1 während einer Übung, bei der alle drei Astronauten ums Leben kamen, waren Cunningham, Schirra und Eisele die erste Apollo-Besatzung, die tatsächlich ins All flog. Ihre Mission startete am 11. Oktober 1968 und sollte zeigen, dass die neue Kapsel und alle ihre Systeme funktionierten.

Über 650 Gäste, darunter 350 Schülerinnen und Schüler, nahmen an der Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) in Partnerschaft mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Universität Stuttgart und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg teil. In Stuttgart berichtete Cunningham eindrucksvoll von seinen Erlebnissen. “Keiner hat damals wirklich erwartet, dass wir es schaffen”, sagte er. “Aber man muss etwas riskieren, wenn man etwas Großes erreichen möchte. Exploration bedeutet nicht, das Risiko zu eliminieren, sondern es zu managen.” In insgesamt zehn Tagen, 20 Stunden, neun Minuten und 163 Erdumrundungen stellte der Flug von Apollo 7 die Flugtauglichkeit des Raumschiffs unter Beweis – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Mondlandung. Bei Apollo 7 war auch erstmals eine Kamera dabei, mit der Live-Übertragungen ins Fernsehen möglich waren.

Weltraum-Veteran trifft Astronaut Matthias Maurer

Bei der Raumfahrtkonferenz traf Cunningham auch auf einen Kollegen, der seine erste Weltraummission noch vor sich hat: Dr. Matthias Maurer, Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation ESA, soll nach Alexander Gerst der nächste Deutsche auf der Internationalen Raumstation ISS werden. Das hatte ESA-Direktor Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner am Rande des Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses (DLRK) in Darmstadt im Oktober bestätigt. Wann genau es soweit sein werde, ist allerdings noch nicht klar. “Wahrscheinlich 2021 oder 2022”, sagte Maurer in Stuttgart.

Auch der Mond könnte zukünftig ein Ziel für den deutschen Astronauten sein. Zur Vorbereitung astronautischer Mondflüge arbeitet Maurer als Projektleiter an der geplanten Mondtrainingsanlage LUNA in Köln. In seinem Vortrag erläuterte er, warum der Mond auch 50 Jahre nach der ersten Mondlandung wissenschaftlich noch immer viel zu bieten hat. Der Mond helfe zum Beispiel dabei, die Entstehungsgeschichte der Erde und des Sonnensystems besser zu verstehen.

In einer Podiumsdiskussion tauschte er sich mit Walter Cunningham und ESA-Astronaut Prof. Reinhold Ewald über zukünftige Missionen zum Mond und darüber hinaus aus. Im Gegensatz zur ISS brauche man dabei verstärkt Künstliche Intelligenz (KI): “Bei größeren Entfernungen müssen Astronauten weitaus autonomer sein. Künstliche Intelligenz kann ihnen dann als Berater zur Seite stehen”, sagte Maurer. Schon bald sollen wieder Menschen den Mond betreten: Die von den US-Amerikanern geplante Mondlandung im Jahr 2024 hält Maurer für “sportlich, aber möglich.”

Raumfahrt: Was passiert aktuell?

Zu diesem ersten Teil der Raumfahrtkonferenz, an der auch Johann-Dietrich Wörner mit einem Audiobeitrag teilnahm, waren die Schulklassen kostenlos eingeladen. Am Nachmittag ging es mit Vorträgen zu aktuellen und geplanten Projekten für die Raumfahrt weiter. Markus Schelkle von Airbus Defence and Space berichtete über die BepiColombo-Mission, die am 20. Oktober 2018 zum Merkur startete und neue Erkenntnisse über den sonnennächsten Planeten und ab Ende 2025 die Entstehung des gesamten Sonnensystems liefern soll. Weitere Vorträge beschäftigten sich mit Raumantrieben der Zukunft, Trends in der Satellitentechnologie und dem Potenzial der Quantentechnologie in der Raumfahrt.

Im Rahmen der Raumfahrtkonferenz wurde zudem Berndt Feuerbacher die Ehrenmitgliedschaft der DGLR verliehen. Feuerbacher ist wissenschaftlicher Initiator des Landegeräts “Philae” der ESA-Mission “Rosetta”, mit der am 11. November 2014 die erste Landung auf einem Kometen gelang. Die Laudatio hielt der deutsche Astronaut Ernst Messerschmid. In den Pausen der Konferenz hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, eine Ausstellung zum Thema Raumfahrt anzusehen, die unter anderem einen Mondrover und einen Raumanzug aus dem Technik Museum Speyer zeigte.

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