Technologie für Satellitenkommunikation soll wieder in Deutschland Fuß fassen

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Zum vierten Mal organisiert das Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am 25. und 26. März 2015 in Bonn die Konferenz “Satellitenkommunikation in Deutschland – Schlüssel für die moderne Informationsgesellschaft”. Mit knapp 300 Teilnehmern, 20 Ausstellern und – zum ersten Mal – 18 Poster-Vorträgen von Nachwuchswissenschaftlern ist die Resonanz so gut wie nie zuvor.

Dr. Gerd Gruppe, Vorstand des DLR-Raumfahrtmanagements, erklärt im Interview Sinn und Zweck der Konferenz.

Warum veranstaltet das DLR eine eigene Konferenz zum Thema “Satellitenkommunikation”?

Die Satellitenkommunikation ist ein großes Thema. Zudem hat uns die steigende Anzahl von Teilnehmern, die positiven Rückmeldungen und die Nachfragen bestärkt, die nationale Konferenz alle zwei Jahre auszurichten. Neben dem Hauptprogramm mit neun hochrangig besetzten Fachvorträgen, einer ebenso hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion und mehr als 60 Kurzvorträgen soll den Teilnehmern an den beiden Konferenztagen auch Zeit für Networking bleiben.

Wir freuen uns sehr, dass sich Vertreter von fast allen Firmen und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland, die in der Satellitenkommunikation arbeiten, angemeldet haben. Neben der Möglichkeit des Gedankenaustauschs und der Vermittlung von neuem Wissen bieten wir zum ersten Mal auch ein Forum für junge Nachwuchsingenieure und Wissenschaftler an.

Wo liegen die thematischen Schwerpunkte und warum haben Sie diese gewählt?

Das übergeordnete Thema der Konferenz lautet “Schlüssel für die Informationsgesellschaft”. Satellitenkommunikation ist eines der zentralen Themen in der Raumfahrt auch für die globale Wissensgesellschaft. Trotz der zunehmenden Übertragung von Daten über das Internet wird die Übertragung etwa von bewegten Bildern über Satellit auch in Zukunft noch lange die zentrale Komponente für unser Fernsehen sein. Zusätzlich können nur Satelliten die entlegensten Gebiete der Erde, und auch auf See und im Flugzeug erreichen.

Terrestrisch kann man hier wenig machen – Funkmasten reichen bekanntlich nur in Küstennähe. Die Konferenz wird beleuchten, was die Satellitenkommunikation in Deutschland zukünftig für die Weiterentwicklung der globalen Informationsgesellschaft beitragen kann. Schwerpunkte werden neue Entwicklungen und Technologien sein, aber auch die Diskussion von Synergien mit anderen raumfahrtfernen Anwendungsgebieten, zum Beispiel dem Automotive-Bereich.

Welche Rolle spielen die deutsche Industrie und Forschung in der internationalen Satellitenkommunikation?

Die deutsche Satellitenkommunikations-Industrie hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. In vielen Bereichen, zum Beispiel bei den Wanderfeldröhrenverstärkern, die die Satellitensignale verstärken und zum Boden übertragen, oder den Drallrädern, die die Lage von Satelliten stabilisieren, sind wir Weltmarktführer. Bei der optischen Kommunikation haben deutsche Firmen wesentlich die laserbasierte Kommunikationstechnologie entwickelt.

Die so genannten LCT – die Laserkommunikations-Terminals – spielen bei komplexen Kommunikationssatelliten eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei der von der ESA geplanten Europäischen Datenautobahn im All (EDRS, European Data Relay System).

Zusätzlich sind wir zukünftig wieder in der Lage, Kommunikationssatelliten in Deutschland zu bauen, ein strategisch wichtiges und auch kommerziell erfolgreiches Gebiet, das in Deutschland vor mehr als 20 Jahren aufgegeben wurde, um sich vor allem auf die Raumstation zu konzentrieren. Das Stichwort hier heißt “SmallGEO” – das ist eine neue, konkurrenzfähige Satellitengeneration “made in Germany”, die uns das Tor in den Satellitenkommunikationsmarkt wieder aufstoßen soll.

Deutschland baut damit das Know-how wieder auf, das in den vergangenen Jahren verloren ging. Der erste dieser Satelliten ist bei OHB in Bremen gebaut worden. Er soll in der zweiten Jahreshälfte 2015 starten. Unter anderen gehört auch der Heinrich Hertz-Kommunikationssatellit zu dieser Reihe, der 2019 ins All fliegen soll. Die Qualität der Produkte ist eine zusätzliche Stärke der deutschen Industrie im internationalen Wettbewerb. Diese Kompetenzen müssen durch sehr gezielte Förderung ausgebaut werden.

Wie schätzen Sie neue kommerzielle Player wie Google und andere im Bereich Satellitenkommunikation ein?

Wir beobachten das sehr genau. Viele Experten sind der Auffassung, dass sich hier ein Richtungswechsel für die gesamte Raumfahrt anbahnt. Es ist bei den genannten Firmen sehr viel Geld vorhanden und man wird, wenn man an den eigenen Ideen festhält und vom Erfolg überzeugt ist, diese auch vorantreiben. Die deutsche Industrie wird sich entsprechend aufstellen. Die Fähigkeit dieser US-Unternehmen, Ideen in attraktive Geschäftsmodelle umzusetzen, dürfen wir nicht unterschätzen. Letztlich geht es darum, Raumfahrt erschwinglich zu machen. Und das ist ein Ziel, dass wir unterstützen sollten und müssen. Darin liegen auch große Chancen für unsere Unternehmen.

Auf dem 2. Foto eröffneten (v.l.) Peter Schlote, Vorstand der Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG, Dr. Worlfgang Scheremet, Abteilungsleiter Technologiepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Dr. Gerd Gruppe, Vorstand des DLR-Raumfahrtmanagements und Holger H. Meine, Senior Manager Daimler AG die Konferenz “Satellitenkommunikation in Deutschland – Schlüssel für die moderne Informationsgesellschaft in Bonn.

Interview: DLR

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