RNP-1 und Radius-to-fix für besseres Abfliegen im Test

Geschätzte Lesedauer: 2 Minuten

Weniger Fluglärm für Städte und Gemeinden in Flughafennähe durch präziseres Einhalten vorgegebener Flugwege unmittelbar nach dem Start – diesem Ziel dient ein gemeinsames Projekt von der Deutschen Flugsicherung, Fraport und der Deutschen Lufthansa. Mit RNP-1 und Radius-to-fix heben sie die Präzisionsnavigation im Luftverkehr auf ein neues, in Deutschland bisher unerreichtes Niveau.

Der Frankfurter Rhein-Main Flughafen ist aktuell der erste in Deutschland überhaupt, der dieses moderne Navigationsabflugverfahren nutzt. RNP-1 und RF-Leg das am 20. Juli beim Start eines Lufthansa Großraumjets vom Typ Boeing 747-8 erstmals zum Einsatz kam, will die DFS perspektivisch auch auf weiteren Abflugstrecken von Frankfurt aus anwenden.

RF-Legs: Verbesserung bei Lärmauswirkung

Das Navigationsverfahren RNP (Required Navigation Performance) ermöglicht es entsprechend ausgerüsteten Jets, GPS-basiert sogenannte Radius-to-fix-Kurven (RF-Legs) zu fliegen. Piloten, die dieses Verfahren anwenden, befliegen dabei in hoher Präzision eine Kreisbahn, die von der Flugsicherung anhand eines festgelegten Radius`, ausgehend von einem fixen Punkt, definiert ist. Damit können Flugzeuge ihre vorgegebene Ideallinie im Kurvenflug mit kontinuierlich gleichem Abstand zum Referenzpunkt einhalten.

Dadurch ergeben sich tendenziell positive Effekte hinsichtlich der Lärmwirkungen für die Bewohner der Region. Wie hoch dieser Effekt sein wird, kann derzeit noch nicht mit hinreichender Sicherheit abgeschätzt werden. Daher soll in den kommenden Monaten ein Probebetrieb mit einem umfangreichen Monitoring für Aufklärung und zuverlässige Messergebnisse sorgen. Das Monitoring erfolgt in Zusammenarbeit von DFS und dem Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH).

Testphase mit genauerem Abfliegen

Die Einrichtung des Verfahrens zum jetzigen Zeitpunkt geht u. a. auch auf die Initiativer der Lärmschutzbeauftragten des Landes Hessen zurück, die Abweichungen im Bereich der zweiten Kurve identifiziert hatte. Simulationen haben ergeben, dass Flugzeuge mittels RNP-1 und Radius-to-fix selbst unter schwierigen Wind- und Wetterbedingungen die Flugwege genauer abfliegen können. Die DFS testet dieses neue Verfahren jetzt ein halbes Jahr auf der vorhandenen konventionellen Abflugroute, der sogenannten Südumfliegung, auf seine Genauigkeit. Von der angestrebten höheren Spurgenauigkeit der Abflüge profitieren können beispielsweise südliche Teile Nauheims, die Orte Trebur, Nackenheim und Bodenheim sowie einzelne Mainzer Vororte, die gegenwärtig noch aufgrund erlaubter Abweichungen von der Ideallinie bei der Nutzung der konventionellen Abflugroute überflogen werden.

Damit RF-Legs überhaupt geflogen werden können, müssen Flugzeuge mit moderner und für RNP-1 zugelassener Satellitennavigationstechnik ausgerüstet sein. Gegenwärtig wird nur ein Teil der von Frankfurt abfliegenden Flugzeuge das Verfahren anwenden können. Die Lufthansa hingegen hat bereits nahezu ihre gesamte Flotte mit der speziellen Technik ausgerüstet.

DFS, Fraport und Lufthansa entwickelten und implementierten dieses neue und aufwendige Verfahren mit finanzieller Förderung der Europäischen Kommission und des Programms Connecting Europe Facilities (CEF). Das Verfahren ist Bestandteil der Implementierung von SESAR (Single European Sky ATM Research) und wird durch das Konsortium SESAR Deployment Manager gesteuert.

Auf den Bildern

Für spurgetreue Abflüge in Frankfurt soll das neue Präzisionsnavigations-System sorgen, das seit dem 20. Juli von der deutschen Flugsicherung, Fraport und Lufthansa getestet wird. 

Erster Flug mit einer “Königin der Lüfte”. Wie diese Boeing 747-8 D-ABYR der Lufthansa ist bereits nahezu die komplette LH-Flotte mit dem neuen Präzisionsnavigations-System ausgerüstet.

- Anzeige -