Luftfahrtmesse AERO startet mit großem Optimismus

AERO Halle A3: Stand von Cirrus, Typ: Vision Jet G2
AERO Halle A3: Stand von Cirrus, Typ: Vision Jet G2 (Quelle: Messe Friedrichshafen)
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Die 30. Internationale Luftfahrtmesse AERO hat begonnen. Zwei Themenschwerpunkte stehen im Vordergrund der weltweit bedeutenden Messe: Einerseits der Neustart der Allgemeinen Luftfahrt nach der Corona-Pandemie und andererseits eine umfassende Nachhaltigkeitsinitiative, die quer durch die Branche geht. Alle wichtigen Firmen aus der Allgemeinen Luftfahrt sind am Bodensee präsent.

„Die diesjährige AERO ist die wichtigste AERO“, betont AERO-Macher Roland Bosch, der mit dem Start der globalen Leitmesse für die Allgemeine Luftfahrt gestern die Projektleitung der Veranstaltung an Tobias Bretzel, abgegeben hat. Bosch wird der AERO aber auch künftig als Senior Consultant erhalten bleiben.

633 Aussteller auf der AERO

633 Aussteller zeigen auf der AERO in diesem Jahr ihre Produkte und Dienstleistungen. Wie notwendig die Messe ist, unterstreicht die Vielzahl von neuen Flugzeugen und Produkten, die auf der viertägigen Veranstaltung vom 27. bis zum 30. April zu sehen sind. Kyle Martin, Vice President, European Affairs General Aviation Manufacturers Association (GAMA) erklärt: „Die Branche hat mit 2021 ein hervorragendes Jahr erlebt. Wir haben jedoch die Herausforderung, dass wir neue Piloten, Ingenieure und Techniker brauchen. Die GAMA hat eine Initiative für Vielfalt und Inklusion in der Luftfahrt gestartet, um die Menschen für die Luftfahrt zu inspirieren. Denn diese ist ein spannender Arbeitgeber.“

Dr. Nicolas von Mende, Vorstand Atlas Air Service AG sagt zum Auftakt der Messe: „Wir haben in der Pandemie ganz viele neue Kunden gefunden. Schon im August 2020 sahen wir wieder eine Erholung der Flugaktivitäten, 2021 sind wir mehr geflogen als vor Corona. Das Mehr an Flugaktivitäten setzt sich fort, dadurch stiegen auch die Wartungsaktivitäten, was positiv für alle Wartungsunternehmen ist. Die Supply Chain ist weniger eine Herausforderung als der Fachkräftemangel. Deutschland und die EU-Länder sind in der Lage, junge Leute zu begeistern. 10 Prozent der Belegschaft bei Atlas Air Service sind Auszubildende, die meisten bleiben. In anderen Ländern mit höherer Wechselbereitschaft, wie beispielsweise den USA, ist dieses Problem größer.“

Dominierende Themen auf der AERO sind die Bemühungen der Luftfahrt um eine größere Nachhaltigkeit. Messebesucher können sich über den aktuellen Stand bei der Entwicklung von neuen Antriebstechnologien und nachhaltig produzierten Treibstoffen informieren. Mit der HY4 zeigt das Stuttgarter Unternehmen H2FLY beispielsweise ein Flugzeug, das mit grünem Wasserstoff emissionsfrei von Stuttgart nach Friedrichshafen geflogen ist. Einen Tag nach der Landung stellte das Flugzeug auf einem Flug in Friedrichshafen mit einer Höhe von 7.230 Fuß (2.203 Meter) eine neue Bestleistung für Flugzeuge mit wasserstoff-elektrischem Antrieb auf.

H2FLY entwickelt seinen Antrieb als skalierbare Einheit, mit der ab 2025 auch ein 40-sitziges Regionalflugzeug mit einer Reichweite von rund 2.000 Kilometern fliegen soll. Prof. Dr. Ing. Josef Kallo, der Mitbegründer und CEO von H2FLY: „Wir müssen es schaffen, mit dem neuen effizienten Treibstoff Wasserstoff große Mengen an Transportkapazität zu realisieren. Wenn wir wirklich verändern wollen und die Emissionen minimieren wollen, brauchen wir Effizienz in der Energieversorgung und in den Treibstoffen: Die Währung der nächsten Jahre heißt Energie.“

Die Luftfahrtbranche investiert große Summen in Nachhaltigkeit

Die AERO hebt Firmen, die sich diesem Thema besonders widmen, durch den neuen AERO Sustainable Aviation Trail gesondert hervor. Dieser wird durch grüne Ballone über den Ständen der teilnehmenden Firmen besonders gekennzeichnet. Neben neuen Antrieben, besonderen Leichtbauweisen und zukunftsweisenden Technologien sind aber auch Energieunternehmen auf dem Trail zu finden, die begonnen haben, nachhaltig produzierte Treibstoffe für die Luftfahrt anzubieten, um Treibstoffe aus fossilen Quellen zu ersetzen. 

Die Zulieferer und Zubehörhersteller blicken nach den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie optimistisch in die Zukunft, auch weil sie neue Geräte und Instrumente entwickelt haben, die den Piloten die Arbeit erleichtern und die Flugsicherheit weiter erhöhen. Trevor Pegrum, EMEA Aviation Sales & Marketing-Manager bei Garmin International, erläuterte beim Branchengespräch zum Auftakt der AERO: „Die Avionik-Industrie war nie gesünder als jetzt und investiert riesige Summen in Innovationen. Neue Technologien machen Flugzeuge sicherer.

Die Pandemie hat einige Überraschungen bereitgehalten: Während des Lockdowns haben die Menschen weiter investiert in neue Ausrüstung, vor allem in Autopiloten. Glascockpits sind weiter im Kommen, auch bei den Piloten steigt die Akzeptanz. Wir haben unsere Kunden in den vergangenen zwei Jahren nur online treffen können. Doch Online-Beratung ist nicht das gleiche wie ein persönliches Treffen. Wir sind glücklich hier auf der AERO zu sein. Es war noch nie so viel los am Garmin-Stand wie in diesem Jahr.“

Ultraleicht- und LSA-Flugzeuge bilden sehr innovatives Segment der Allgemeinen Luftfahrt

Die Ultraleicht- und LSA-Flugzeuge brauchen sich mit ihren Flugleistungen nicht zu verstecken. Auf der AERO sind sie immer stark vertreten – da macht 2022 auch keine Ausnahme. Dirk Ketelsen, der CEO von Breezer Aircraft GmbH & Co KG: „Wir erleben guten Zuspruch. Die Einführung der 600-kg-Klasse hat zu einer erhöhten Nachfrage geführt. Auch wir sehen, dass Autopiloten wegen der erhöhten Sicherheit gerne genommen werden. Wir machen alles aus einer Hand, wir kaufen die Motoren und die Avionik, wir bauen die Flugzeuge im Norden. Das ist noch ‚made in Germany‘.“

Dr. Frank Liemandt, Sprecher Deutscher Hubschrauber Verband, erklärt im Branchengespräch: „Die Hubschrauberbranche ist gut durch ein weiteres schwieriges Jahr gekommen. Das liegt vor allem an der Vielseitigkeit der Einsatzgebiete. Wie wichtig Hubschrauber sind, hat sich unter anderem wieder deutlich bei der Hochwasserkatastrophe gezeigt. Besonderer Höhepunkt war auch, dass wir die Premiere der European Rotors veranstalten konnten und damit nun wieder eine jährliche VTOL-Show in Europa, dieses Jahr noch einmal in Köln haben.“

Die Luftfahrt kann auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken

Die Firma Junkers Flugzeugwerke AG transferiert diese Tradition in die Zukunft: Sie baut Originalrepliken der Junkers F13, des ersten Verkehrsflugzeugs der Welt sowie der Junkers A50 und der A60 – jeweils als Neuflugzeuge, die den heutigen Standards entsprechen. Auf der AERO haben die Junkers Flugzeugwerke das Konzept eines Nachbaus der berühmten Junkers Ju 52 vorgestellt, die mit neuen RED A03-Motoren künftig wieder als Neuflugzeug fliegen soll. 

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