Flugdienstzeitregelungen: Abstimmung im EU-Parlament steht an

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Am 30. September wird im EU-Parlament über die neuen Flugdienstzeitregelungen für Cockpit- und Kabinenpersonal durch das Transport Komitee des Europaparlaments abgestimmt. Die neuen, von der EU-Kommission vorgelegten Regelungen, werden weithin als "unsicher" und als nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend kritisiert.

Die Piloten und das Kabinenpersonal führten im Januar Protestaktionen an Flughäfen in ganz Europa gegen den Entwurf durch, um auf die Gefahren von Übermüdung bei Flugpersonal aufmerksam zu machen. Sie erachten den Regelungsvorschlag als inakzeptabel und fordern das EU-Parlament auf, das Werk zurückzuweisen.

Piloten bei der Landung schon 22 Stunden wach

"Die Kommission scheint ihre politischen Entscheidungen durchdrücken zu wollen, während sie dabei die berechtigten Sorgen von Piloten, Kabinencrew und Müdigkeitsexperten zur Seite schiebt", so Nico Voorbach, Präsident des europäischen Pilotenverbandes (ECA) und selber Pilot. "Die neuen Regelungen werden die Situation gefährlich übermüdet fliegender Besatzungen verschlimmern. Würden Sie sich an Bord eines Flugzeuges begeben, wenn Sie wüssten, dass ihr Pilot bei der Landung bereits 22 Stunden wach ist? In Zukunft werden Sie keine Wahl haben."

Die vorgeschlagenen Regelungen enthalten eine große Anzahl an Elementen, die im Gegensatz zu dem stehen, was Wissenschaftler für sicher halten. "Einige Regelungen bedeuten eine ausgesprochene Gefahr für die Flugsicherheit“, so Ilja Schulz, Präsident der Vereinigung Cockpit. Unter den eklatantesten Beispielen befinden sich die Bereitschaftszeitregelungen sowie die Nachtflugzeiten. Wissenschaftler fordern nachts übereinstimmend ein Maximum von zehn Stunden als Sicherheitsgrenze. "Über diese Zeit hinaus erleben Flugbesatzungen kritische Übermüdungszustände, die eine sichere Flugdurchführung nicht mehr ermöglichen.", erklärt Ilja Schulz.

Der Vorschlag erlaubt weiterhin nach acht Stunden Bereitschaftsdienst anschließend einen vollen Flugdienst von bis zu 14 Stunden zu absolvieren. Somit kann die Landung nach einer Wachzeit von mehr als 22 Stunden stattfinden. Die EASA wiederum widersprach der Kritik, und weist darauf hin, dass neben zahlreichen Verbesserungen im Entwurf 22 Stunden in realen Szenarien nicht vorkommen.

Demokratisches Defizite in der EU

"Der Kommissionsvorschlag offenbart demokratische Defizite in der EU. Wesentliche Bestandteile der Regelung sind der parlamentarischen Mitbestimmung entzogen.", so Ilja Schulz, "Die Mitglieder des europäischen Parlamentes haben jedoch ein demokratisches Mandat und es wird Zeit für sie "Stop" zu sagen. Sie müssen nur fünf Minuten politischen Mutes aufbringen und sich trauen den Vorschlag der Kommission abzulehnen, damit dieser so verbessert werden kann, wie es die europäischen Bürger erwarten. Den Vorschlag nicht abzulehnen wäre unverantwortlich."

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