Brexit: UK plant eigenes Navigationssystem wie GPS

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Der Brexit hat erhebliche Folgen auch für die Raumfahrtindustrie. Großbrittanien hat ein millionenschweres Programm aufgelegt, um ein eigenes Satellitennavigationssystem zu planen, falls es nach dem Brexit das europäische Galileo verlassen muss.

Navigationsdienste wie GPS oder auch Galileo werden immer wichter. Dies gilt nicht nur fürs Militär, sondern auch für kommerzielle Dienste und kritische Anwendungen, etwa für Sicherheitsdienste und Katastrophenschutz. Luftraumsteuerung und Schiffsverkehr sind ebenfalls darauf angewiesen.

Brexit: UK könnte Galileo verlassen

Der Ausfall von Satellitennavigationsdiensten könnte die britische Wirtschaft 1.000.000.000 Pfund kosten – täglich! Dies rechnete eine Studie der dortigen Regierung vor. Diese betonte, sie wolle weiter an Galileo beteiligt bleiben und formuliert dies als ein Verhandlungsziel mit der EU-Kommission beim Brexit. Jedoch könnte Großbrittanien wirtschaftlich und technisch gezwungen sein, seine Teilnahme an Satellitennavigationsprogramm Galileo zu beenden. Dann nämlich, wenn die britischen Wirtschaftsunternehmen nach dem Brexit nicht mehr im gleichen Maße wie bisher am Projekt mitarbeiten könnten, etwa was den Zugang von sicherheitsrelevanten Informationen angeht, sodass die militärischen Funktionen, wie etwa die Steuerung von Lenkraketen, gewährleistet sind.

Die britische Raumfahrtbehörde sieht sich daher um nach der Möglichkeit eines eigenen, britischen globalen Satellitennavigationsystems. Dies solle allen Sicherheitsanforderungen des Militärs entsprechen und die Souverainität des Raumfahrt- und Kryptographiesektors gewährleisten. Der Geldbetrag soll dazu dienen, mit Unterstützung des Verteidigungsministeriums Vorschläge und technische Spezifikationen für ein eigenes Navigationssystem zu erarbeiten, so die britische Raumfahrtbehörde. In 18 Monaten soll diese Design- und Planungsphase abgeschlossen sein.

Großbrittanien hat bereits als Raumfahrtnation erheblichen Anteil an den Programmen der ESA sowie am bisherigen Galileo-System. Ein Ausstieg des Mitglieds aus Galileo nach dem Brexit wäre daher auch für die EU nicht ohne Risiko. Ein neues britisches Satellitennavigationssystem solle aber mit dem US-amerikanischen GPS kompatible verschlüsselte und zivile Signale senden.

Strategische Umorientierung: UK ohne EU

Dr. Graham Turnock, CEO der britische Raumfahrtbehörde ergänzte, selbst wenn das nun aufgelegte Programm nicht in einem eigenen Navigatiossystem für Großbrittanien nach dem vollendeten Brexit münden sollte, würde es helfen, die Expertise der britischen Raumfahrtindustrie zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen. Verteidigungsminister Gavin Williamson sagte bei dem Anlass, dass der Weltraum mit seinen Gefahren als neue Front der Kriegsführung eine persönliche Priorität sei.

Um diesen neuen Gefahren zu begegnen, dürfe man keine Zeit verlieren, insbesondere wenn man nun auf sich alleine gestellt sei. Zusammen mit einem eigenen Navigationssystem wolle Turnock zudem noch dieses Jahr die erste Weltraumverteidigungsstrategie Großbrittaniens ins Leben rufen. Auf der Farnborough International Airshow im Juli hatte das Land, das davor steht, die Europäische Union zu verlassen, bereits erste Gelder bewilligt um einen eigenen Raumflughafen aufzubauen. Dieser soll im schottischen Sutherland entstehen und wird der erste in Europa.

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