Die OHB System AG geht in der Entwicklung der geostationären Satellitenplattform SmallGEO einen entscheidenden Technologieschritt weiter. “Electra” basiert auf dem mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und dem Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt e.V. (DLR) entwickelten SmallGEO-Programm.
Zielsetzung ist die Entwicklung einer modular konzipierten, geostationären Satellitenplattform der 3-Tonnen-Klasse. Kunden können beim Satellitenantrieb zwischen den Varianten klassisch, hybrid und elektrisch wählen. Für die vollelektrisch betriebene Variante “Electra” wurde nun bei der OHB Sweden die Entwicklung des elektrischen Antriebssystems sowie die Lageregelungssoftware beauftragt.
Leistung des Satelliten verdoppelt
Mit der SmallGEO-Konfiguration “Electra” will OHB einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil im kommerziell attraktiven Telekommunikationssegment einbringen: Durch enorme Einsparmöglichkeiten beim mitzuführenden Treibstoff wird die Nutzlastkapazität, also die dem Kunden für seine jeweilige Anwendung an Bord des Satelliten zur Verfügung stehende Masse und elektrische Leistung, an Bord eines “Electra”-Satelliten verdoppelt. Die Lebensdauer des Satelliten sowie seine Manövrierfähigkeit in andere Orbit-Positionen können ebenfalls erhöht werden.
Diese Konfiguration bietet außerdem eine breite Auswahlmöglichkeit an kompatiblen Trägersystemen und Orbit-Injektionen (SubGTO, GTO, SSTO). Electra wird von OHB System AG in einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft mit ESA und dem Satellitenbetreiber SES im Rahmen des ESA-ARTES-Programms (Advanced Research in Telecommunications Systems) entwickelt und erfüllt die “Clean Space Policy” der ESA.
Kernstück der neuartigen Plattform ist das elektrische Antriebssystem des Schwesterunternehmens OHB Sweden. Die verschiedenen Bauelemente werden entwickelt und qualifiziert, bevor das Antriebsmodul für die Integration in den Satelliten nach Bremen zu OHB geliefert wird. Insgesamt umfasst der Vertrag ein Auftragsvolumen von 28,8 Mio. Euro.
Spezialisten im Entwicklerteam
OHB Sweden leistet erhebliche Eigenentwicklungen für eine mechanische kosteneffiziente Treibstoffregelung und einen Drei-Achsen-Mechanismus (Thor Boom) zur Reduzierung der benötigten elektrischen Triebwerke. Außerdem gelang es dem schwedischen Unternehmen, ein hochkarätiges Team europäischer Partner zu gewinnen: Der 440 Liter fassende Xenon-Tank wurde bei der MT Aerospace AG in Augsburg, ebenfalls ein Unternehmen der OHB SE, beauftragt. Thales Belgien wird die Hochleistungselektronik liefern.
Das 5kW-Triebwerk kommt aus dem Hause SNECMA/SAFRAN, Frankreich. Verschiedene mechanische und thermale Elemente des Drei-Achsen-Mechanismus werden von Ruag Österreich geliefert. Europäische Partnerschaften wie diese sind bei Vorhaben für strategisch bedeutende Zukunftsmärkte wie Telekommunikationssatelliten von zentraler Bedeutung.
Meilenstein zum globalen Markt
Für OHB bedeutet der Auftrag für die schwedische Tochter einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der SmallGEO-Plattform. “Die Modularität und Flexibilität der SmallGEO-Plattform ist für uns der Türöffner in den globalen kommerziellen Markt. Dies geht über den Telekommunikationsmarkt hinaus, denn SmallGEO ist für Erdbeobachtungsprojekte und Wissenschaftsmissionen ebenfalls hervorragend einsetzbar”, erklärt Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB System AG.
“Dass wir für den nächsten Schritt, die “elektrische Revolution” im Satellitenmarkt, die entscheidenden Komponenten innerhalb unserer Firmengruppe entwickeln, ist für uns von großer strategischer Bedeutung. Electra wird die Karten im geostationären Markt neu mischen und wir werden mit unseren technologisch bedeutsamen Komponenten auch bei weiteren Satellitenentwicklungen in anderen Gewichtsklassen ein gefragter Partner sein.”