Mehr als 50 Jahre ist der Startbahnkopf 05 (südlich von Niendorf) alt, nun bedarf es einer streckenweisen Erneuerung dieses Bahn-Abschnittes am Hamburg Airport. Der Flughafen investiert rund 5,6 Millionen Euro, um die Piste auf einer Länge von 285 Metern und einer Breite von 40 Metern von Grund auf zu erneuern. Heute fiel der Startschuss für die Baumaßnahme, die bis Mitte September abgeschlossen sein soll.
"Die Arbeiten sind so umfangreich, dass sie einem Neubau gleichkommen", erläutert Günter Zinnitsch, Leiter Real Estate Management am Hamburg Airport. In den nächsten zwei Monaten werden die bestehende Tragfläche der Piste sowie der Unterbau komplett abgetragen und erneuert. "Dieser Aufwand ist notwendig, um die Sicherheit für den Flugverkehr weiterhin durchgehend auf hohem Niveau gewährleisten zu können."
Wichtige Vorarbeiten für die Baumaßnahme sind bereits geleistet worden: Dafür wurde die Bahn 05/23 seit Anfang April ab dem Startbahnkopf 05 um ca. 800 Meter verkürzt, Landungen über Stellingen/Niendorf sind seitdem nicht mehr möglich. Für Starts wird die Bahn jedoch weiterhin genutzt.
Mehr als 30 Baufirmen bis Mitte September
Mit dem heutigen Baustart beginnt der Rückbau der Start- und Landebahn, angefangen im Bereich der Tarpenbek. Die Abbrucharbeiten, bei denen besonders geräuscharme Spezialmaschinen eingesetzt werden, dauern bis Anfang August. Parallel dazu laufen die Erdarbeiten, zum Beispiel der Einbau der Tragschichten und des Entwässerungssystems. Der eigentliche Neubau der Betonoberfläche ist in den Augustwochen vorgesehen, woran sich Fugen- und Restarbeiten bis Mitte September anschließen. Als letzter Schritt folgt der Rückbau der Baustelleneinrichtung bis Mitte September.
Die Abwicklung der Baumaßnahme bei laufendem Betrieb ist eine logistische Herausforderung: Mehr als 30 verschiedene Firmen und Institutionen arbeiten Hand in Hand, um den straff gesetzten Zeitplan einzuhalten. "Der Flugverkehr wird weiterhin reibungslos laufen, sodass weder Passagiere noch Fluggesellschaften einen Unterschied spüren", betont Johannes Scharnberg, Leiter Aviation am Hamburg Airport.
Bahnsperrungen nötig – Lärm durch Innenstadt-Richtung
Während der Bauphase wird es zweimal an zusammenhängenden Tagen zu einer Vollsperrung der Bahn 05/23 kommen: von Donnerstag, 25. Juli 2013, bis Donnerstag, 01. August 2013, sowie von Montag, 05. August 2013, bis Sonntag, 11. August 2013. In dieser Zeit sind dort aufgrund von Kranarbeiten keine Starts und Landungen möglich, der komplette Flugbetrieb wird über die Bahn 15/33 (Norderstedt/Alsterdorf) abgewickelt, was die sonst seltener genutzte Richtung Innenstadt einschließt. "Wir haben die unumgänglichen Vollsperrungen bewusst kurz gehalten. Alle Betroffenen bitten wir um Verständnis für die zeitweise stärkere Geräuschentwicklung", so Johannes Scharnberg.
"Das Thema Lärmschutz hat bei dieser Maßnahme oberste Priorität, weswegen wir in ständigem Dialog mit den Anwohnern stehen. Zusätzlich haben wir einen Newsletter eingerichtet, der über den Status der Bauarbeiten informiert. Darin geben wir wichtige Termine rechtzeitig bekannt, sodass sich betroffene Anlieger darauf einstellen können", erklärt Manfred Czub, der seit 1997 als Nachbarschaftsbeauftragter für Hamburg Airport tätig ist. Während der gesamten Bauzeit werden die Arbeiten durch Messungen seitens des Flughafens Hamburg lärmtechnisch begleitet.
Wichtigstes Ziel bei der Vorplanung war es, die Belastung für die Nachbarschaft so gering wie möglich zu halten. Dafür sind schon im Vorfeld verschiedene Verfahren verglichen worden, die geräuscharme Bauarbeiten gewährleisten: Dies reicht von der intelligenten Planung des Baustellenverkehrs über die Auswahl möglichst leiser Spezialmaschinen bis hin zu verkürzten, optimierten Arbeitszeiten mit wenigen 24-Stunden-Einsätzen. Lärmintensive Arbeiten werden auf Zeiten gelegt, in denen die geringsten Beeinträchtigungen für Anlieger zu erwarten sind.
Spezialmaschinen zur Beton-Zerstörung
Um die Arbeiten möglichst effizient und geräuscharm abwickeln zu können, nutzt Hamburg Airport spezielle Baumaschinen. So wird beim Abbruch der bestehenden Betonflächen eine Polygonbandagenwalze Typ Bomag 226DI-4 BVC eingesetzt – ein Walzenzug, den es nur selten in Deutschland gibt. Er zeichnet sich durch besondere Tiefenwirkung aus, die üblicherweise im Erdbau eingesetzt wird. Seit Kurzem kommt der Walzenzug aber auch für die Zerstörung von Betonflächen zum Einsatz, da das Verfahren sehr leise ist. Außer in Hamburg kam die Polygonbandagenwalze für diesen Zweck bisher nur in Frankfurt zum Einsatz.
Außerdem setzt Hamburg Airport den besonders breiten Betonfertiger Wirtgen SP 1500 ein: Anders als bei herkömmlichen Straßenmaschinen bearbeitet diese Maschine die zu betonierende Fläche an einem Stück auf einer Breite von 15 Metern, was Arbeitsschritte einspart.