ILA: Branche mit Rekorden bei Beschäftigung und Umsatz

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Zur Eröffnung der ILA Berlin hat Mitveranstalter Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) die Branchenzahlen für das vergangene Jahr bekanntgegeben. Der Umsatz der Unternehmen stieg um sechs Prozent auf einen neuen Rekordwert von 40 Milliarden Euro. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat die deutsch-französische Zusammenarbeit in der Luft- und Raumfahrt in den Mittelpunkt ihrer Rede zur Eröffnung der ILA Berlin 2018 gestellt.

“Die ILA 2018 ist nicht nur eine Innovationsschau, sie ist auch eine Kooperationsschau”, sagte die Kanzlerin, bevor sie das blaue Band zum Messeauftakt durchschnitt. Die ILA stehe “geradezu als Symbol für die enge und erfolgreiche Kooperation mit dem Partnerland Frankreich”. Die Kanzlerin zeigte sich sicher, dass dank der deutsch-französischen Partnerschaft mit den vielen Kooperationen bei der Verteidigungspolitik auch die europäische Verteidigungsunion “mehr und mehr mit Leben erfüllt” werde. Sie hob besonders die Zulieferindustrie hervor, die in diesem Jahr fast ein Drittel der Aussteller ausmacht.

Avantgarde der Technologie

“Gerade sie zeigt auf der ILA ihre Fähigkeit zur Innovation, sowohl bei alternativen Treibstoffen, bei effizienten Triebwerkstechniken und bei digitalen Elementen wie zum Beispiel dem 3D-Druck.” Die Faszination der Raumfahrt wiederum werde in jüngster Zeit vor allem durch “unseren Astronauten Alexander Gerst” verkörpert. Man könne sagen, es lohnt sich für ihn langsam, auf der Internationalen Raumstation ISS einen Zweitwohnsitz anzumelden, denn in Kürze wird er dort sogar das Kommando übernehmen“, scherzte die Kanzlerin. Anfang Juni bricht Gerst zu seinem zweiten Aufenthalt auf der ISS auf. Auf ihrem Rundgang über das Ausstellungsgelände besuchte Merkel die Raumfahrthalle, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Liebherr Aerospace GmbH, MTU Aero Engines AG, Rolls-Royce, Diehl, Airbus sowie Stände des französischen Branchenverbandes GIFAS, der Bundeswehr und der US-Streitkräfte.

Laut BDLI erreichte die Zahl der Beschäftigten der forschungsintensiven Branche bei einem leichten Zuwachs mit 109.500 ebenfalls einen neuen Höchststand. Mit einem Umsatz von 29,2 Milliarden Euro und gut 76.500 Mitarbeitern bleibt die zivile Luftfahrt das größte Einzelsegment. Die industrieeigenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung lagen mit vier Milliarden Euro weiterhin auf sehr hohem Niveau. Auf der ILA sind viele Highlights, darunter die neuesten Flugzeuge, zu sehen.

Nonstop nach Hawaii oder Singapur – New York

Der Airbus A350-900 ist die kleinere Langstreckenvariante des neuesten Erfolgsmodells von Airbus. Die auf der ILA Berlin 2018 ausgestellte Version gilt als das derzeit modernste Langstreckenflugzeug und verzeichnet anhaltende Bestellrekorde bei Fluggesellschaften in aller Welt. Sie zeichnet sich unter anderem durch niedrige Geräuschentwicklung und geringen Kerosinverbrauch aus: Die Lufthansa-Version für 293 Fluggäste mit einer Reichweite von 12.200 Kilometer verbraucht umgerechnet 2,9 Liter pro Passagier auf 100 Kilometer.

Airbus verzeichnet bislang 854 Bestellungen des Modells A350 in den verschiedenen Ausführungen. Zurzeit baut der Hersteller eine Ultralangstrecken-Variante ULR A350-900, die unmittelbar vor der ILA zum ersten Mal überhaupt zu einem, allerdings noch kurzen, Testflug abhob. Im planmäßigen Verkehr soll sie eine Reichweite von 19.700 Kilometern schaffen. Damit will die Fluggesellschaft Singapur Airlines, die sieben Einheiten davon geordert hat, Nonstopflüge von Singapur nach Los Angeles und nach New York schaffen. Aus Deutschland lägen etwa Nonstopflüge nach Hawaii im Bereich des Möglichen.

Airbus; Halle 3/301 sowie verschiedene auf dem Freigelände, A350-900: S1-002, 318, Kontakt: Heiko Stolzke

Bundeswehr auf der ILA am Boden und in der Luft

Erneut präsentiert sich die Bundeswehr auf der ILA als größter Einzelaussteller. Mit rund 850 Personen und 70 Luftfahrzeugen stellt sich die Bundeswehr als attraktiver und zukunftsorientierter Arbeitgeber vor. Neben modernen Luftfahrzeugen wie Drohnen, dem Kampfhubschrauber TIGER und dem Transportflugzeug A400M zeigt auch der Sanitätsdienst mit einem Rettungszentrum seine Leistungsfähigkeit. Das fliegende Lazarett A310 MedEvac und der “Tornado zum Reinklettern” können besichtigt werden. Den Besuchern stehen kompetente Ansprechpartner an den verschiedenen Luftfahrzeugen Rede und Antwort. Auf der ILA sind verschiedene Leistungsdemonstrationen zu sehen, bei denen mögliche Einsatzszenarien unter Beteiligung von Spezialkräften in der Luft und am Boden trainiert werden.

Freigelände (Bundeswehr), Kontakt: Major André Hesse-Witt

EDEN ISS – Obst und Gemüse aus der Antarktis

Das Gewächshaus EDEN-ISS des DLR ist seit Anfang 2018 in der Antarktis in direkter Nachbarschaft zur Neumayer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) aufgebaut. Ein Jahr lang züchtet DLR-Wissenschaftler Paul Zabel im ewigen Eis frisches Gemüse wie Paprika, Gurken, Radieschen und verschiedene Kräuter und Salate – ganz ohne Erde mit künstlichem Licht.

Mit dem Projekt wollen die beteiligten Wissenschaftler so dicht wie möglich an eine Langzeitmission ins Weltall herankommen: ein isolierter Standort, eine kleine Crew, die in der Abgeschiedenheit zusammenlebt, und eine Versorgungslage, in der frische Nahrungsmittel auf dem Speiseplan sehr willkommen sind. Das Jahr in der Antarktis inklusive Überwinterung ist die erste Generalprobe, ob die getesteten Systeme auch unter realen, harschen Bedingungen funktionieren. Ein Modell sowie eine Animation des Antarktis-Gewächshauses findet sich auf der ILA 2018 am DLR-Stand in Halle 4.

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Halle 4, Kontakt: Andreas Schütz (DLR)

Marineaufklärer Kawasaki P-1 erstmals auf der ILA

Es geschieht nicht oft, dass im Fernen Osten entwickelte Flugzeuge den langen Weg nach Europa finden. Auf der ILA werden gleich zwei von Japans neu entwickelten Marineaufklärern Kawasaki P-1 vorgestellt. Einzigartig ist das Konzept mit gleich vier in Japan entwickelten Turbofan-Triebwerken und niedriger Tragflächenbelastung, das besonders stabile Langsamflugmanöver sowie im scharfen Einsatz größere Sicherheit ermöglicht.

Die ersten von insgesamt 70 bestellten P-1 stehen seit 2013 im Einsatz. Kontinuierlich sollen sie die lang gedienten Lockheed P-3 Orion ersetzen, die auch von der Deutschen Marine eingesetzt werden. Zwar wurde die Kawasaki P-1 in erster Linie für die Bedürfnisse der japanischen Selbstverteidigungskräfte entwickelt, doch zeigt das Flugzeug auch Potenzial für den Export, insbesondere zu Pazifik-Anrainern. Gespräche mit potenziellen Kunden laufen.

Freigelände und Halle 3, Stand 401, Kontakt: Noritaka Otake

Emirates Airbus A380 mit Privatsuiten und Duschen

Als weltweit größter Betreiber des Modells zeigt die in Dubai beheimatete Fluggesellschaft Emirates während der gesamten ILA ihren hundertsten Airbus A380, der im vergangenen November ausgeliefert wurde. Der Megaliner ist das größte Verkehrsflugzeug der Welt und kann verteilt auf zwei Decks bis zu 853 Passagiere transportieren, Emirates betreibt ihn mit 519 Sitzen.

Die Maschine zeigt in einer Sonderlackierung das Portrait des Gründungsvaters der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan. Die A380, der in der First Class über 14 Privatsuiten und zwei Spa-Duschen verfügt, kann von den Besuchern besichtigt werden.

Freigelände, Kontakt: Markus Schlichenmaier

Softwarebasierte Wellen mit fliegender Komponente

Mit dem Software-definierten Hochfrequenzfunkgerät R&S SDAR präsentiert der Münchner Technologiekonzern Rohde & Schwarz auf der ILA 2018 nichts weniger als “das modernste Flugfunkgerät für sichere militärische Kommunikation”, wie Geschäftsleitungsmitglied Bosco Novak sagt. Es erweitert den softwarebasierten Funkkreis am Boden um die fliegende Komponente. Als bisher einziges System erfüllt es die Anforderungen der zivilen Zulassungsrichtlinien der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und erlaubt deshalb die universelle Nutzung in beiden Anwendungsformen – zivil und militärisch.

Dank der strikten Trennung von Geräteplattform und softwaredefinierter Wellenform können auch Wellenformen anderer Hersteller in das R&S SDAR portiert werden. Das sichert nach Angaben des Herstellers sowohl Zukunftsfähigkeit als auch Rückwärtskompatibilität und ermöglicht es, sichere Kommunikationskanäle zwischen verschiedenen Teilstreitkräften und Nationen einzurichten.

Halle 6 , Stand 260

Patrulla Aguila aus Spanien mit ILA-Debut

Ein Highlight im Flugprogramm der ILA 2018 ist die Patrulla Aguila aus Spanien, deren sieben Piloten erstmals in Berlin ihr Können zeigen. Die von Comandante José Manuel Garcia Mora kommandierte Staffel der Ejército del Aire fliegt den von CASA (heute Airbus Military) gebauten, einstrahligen Trainer C-101. Leader der Truppe ist Comandante Rubén Pérez González, der über eine Erfahrung von 4.300 Flugstunden verfügt. Ungewöhnlich für eine militärische Flugstaffel – im Cockpit einer der Maschinen sitzt eine Frau. Rosa Garcia-Malea Lopez fliegt seit dem vergangenen Jahr “Aguila 2”. Die 37-Jährige war zuvor bereits die erste Jet-Pilotin der spanischen Luftwaffe.

Auf dem Freigelände

Rolls-Royce fertigt neben der ILA das Trent XWB

Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce unterstreicht auf der ILA 2018 die Nähe zum nur wenige Kilometer entfernt liegenden Standort Dahlewitz. Hier wird das Trent XWB gebaut, das dem Airbus A350 seinen Schub verleiht. “Deutschland hat einen wichtigen Anteil am Trent XWB-Programm”, betonte Paul O’Neil, Chairman of the Management Committee, Rolls-Royce Deutschland. “Zusammen mit unseren Kollegen im britischen Derby liefern wir wöchentlich sieben dieser Antriebe an Airbus.” Auf der ILA zeigt Rolls-Royce unter anderem auch ein Modell des weltweit größten Reduktionshauptgetriebes für den zukünftige UltraFan, das derzeit ebenfalls in Dahlewitz getestet wird.

Halle 2, Stand 203, Kontakt: Stefan Wriege

Auf dem Titelbild: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von einer Delegation auf der ILA 2018 in Berlin vor der Emirates A380 begrüßt. Darunter (v.l.n.r.): Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Volker Greiner, Emirates Vice President North & Central Europe, und Thomas Enders, Chief Executive Officer vom Flugzeugbauer Airbus.

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