Drohnen auf Langstrecken: Genehmigung für Stromtrassen?

Drohnen auf Langstreckenflug
Drohnen auf Langstreckenflug
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Drohne im Langstreckenflug: Eine Drohne in Österreich hat einen ersten Testflug unbemannt über 100 Kilometer absolviert. Damit wurde gezeigt, in welchen Bereichen der Wirtschaft Drohnen sinnvoll zum Einsatz kommen können. Beteiligt war die österreichische Flugsicherung.

Austrian Power Grid (APG), SmartDigital und Austro Control haben mit diesem Projekt Pionierarbeit geleistet. Nach einer intensiven Vorbereitungsphase und einer umfassenden Risikobewertung hat Austro Control die Bewilligung für diesen ersten Drohnenlangstreckenflug ohne Sichtverbindung erteilt. Für Austro Control Geschäftsführer Axel Schwarz war insbesondere die gute Zusammenarbeit mit der APG ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Durchführung dieses Projekts. “Das Innovationspotential von Drohnen ist enorm, und es ist unser erklärtes Ziel, sowohl als Luftfahrtbehörde, als auch als Flugsicherung, innovative Anwendungen zu fördern und ein Partner für die österreichische Luftfahrtindustrie zu sein”, sagt Austro Control-Geschäftsführer Axel Schwarz.

Innovation für Infrastruktur

Gerhard Christiner, technischer Vorstand APG: “Dieses Pilotprojekt zeigt, wie wir Trassen künftig noch besser zum Beispiel in Störungssituationen inspizieren können. Damit werden Störstellen schneller gefunden und behoben. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit und spart Kosten.” Besonders wenn Infrastruktur etwa durch Naturkatastrophen (Lawinen, Hochwasser, Unterspülungen, Stürme usw.) in Mittleidenschaft gezogen ist, können Drohnen und ihre Langstreckenflüge helfen.

Staatssekretär Magnus Brunner: “Drohnen ermöglichen viele Innovationen und erleichtern uns in vielen Bereichen das Leben. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig und vielversprechend und das Zukunftspotenzial sehr hoch. Gerade für ein Land wie Österreich, das stark durch eine mittelständische Luftfahrtzulieferindustrie geprägt ist, birgt dieses Potenzial eine große Chance.”

Hochspanungsleitung ins Burgenland beflogen

Beflogen wurde die 380-kV-Leitung, die vom Umspannwerk Süd-Ost in 1100 Wien ins Burgenland führt. Allerdings wurde nicht die gesamte Trasse, sondern ein Teilabschnitt von Wien nach Rotenturm an der Pinka bei diesem ersten Testflug inspiziert. SmartDigital führte im Auftrag der APG diesen ersten Testflug erfolgreich durch. Wie das funktioniert, erklärt Alexander Schuster, Geschäftsführer von SmartDigital: “Vordefinierte Flugstrecken werden gemäß den von der Austro Control vorgegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen von unseren Langstreckendrohnen voll automatisiert durchgeführt und transparent in einer Blockchain gespeichert. Diese dabei gesammelten Daten werden der APG sofort und nachhaltig zur Verfügung gestellt, damit der Zustand der Leitung von deren Experten beurteilt werden kann.”

“Auf Hoch- und Höchstspannungsleitungen kommt es immer wieder zu Ausfällen die wir nicht eindeutig zuordnen können. Eine kurzfristige Überprüfung mittels dem Drohnenflug würde uns hier sehr helfen, weil es oft nur darum geht zu prüfen, ob alles stimmt, nachdem es zu einer kurzen Stromunterbrechung einer Leitung gekommen ist”, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Bis diese Vision Realität wird, bedarf es – ähnlich wie beim autonomen Autofahren – aber noch vieler Testflüge und gesetzlicher Regelungen.

Notfallandeplätze und Redundanz

Für Austro Control als Luftfahrtbehörde sind derartige Projekte eine wertvolle und wichtige Erfahrung. In diesem Fall ist beispielsweise erstmalig SORA (Specific Operations Risk Assessment) zur Anwendung gekommen. Es handelt sich dabei um ein internationales mehrstufiges, standardisiertes Risikoanalyseverfahren für den Einsatz von zivilen Drohnen, das von Austro Control Expertinnen und Experten maßgeblich mitentwickelt wurde und die Bewilligung derartiger Projekte in Zukunft vereinfachen wird. Im Rahmen der Risikobewertung wurden umfangreiche Auflagen definiert, um die sichere Abwicklung dieses Fluges zu gewährleisten. Da geht es beispielsweise um die mehrfach redundante Auslegung des Gesamtsystems, um definierte Notlandezonen, die immer in Reichweite sind, um automatisierte Funktionen sollte es Probleme mit der Datenverbindung geben sowie um eine detaillierte Analyse des Flugweges und der Luftraumstruktur.

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