Streikauswirkungen und Eckpunkte des Lufthansa-Vorschlags für Piloten

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Nachdem die Vereinigung Cockpit (VC) erst am vergangenen Freitag den Flugbetrieb der Lufthansa-Tochter Germanwings für sechs Stunden erheblich behindert hat, soll es nun die Lufthansa in Frankfurt treffen. Lufthansa bedauert es sehr, dass die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zur Durchsetzung ihrer Interessen nicht davor zurückschreckt, den Flugbetrieb in der Hauptreisezeit am Ferienende von Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland massiv zu beeinträchtigen. Bestreikt werden sollen die innerdeutschen und europäischen Abflüge ab Frankfurt zwischen 17:00 Uhr und 23:00 Uhr

Durch die Streikauswirkungen werden darüber hinaus auch Europa- und innerdeutsche Verbindungen nach Frankfurt ausfallen. Insgesamt werden voraussichtlich über 200 Flüge und rund 25.000 Passagiere betroffen sein. Um den Flugbetrieb nach Beendigung des Streiks wieder so schnell wie möglich normalisieren zu können, müssen bereits ab 13:30 Uhr vereinzelte Flüge und ab 16:00 Uhr der Großteil der innerdeutschen und europäischen Abflüge aus Frankfurt annulliert werden.

Kay Kratky, Mitglied des Lufthansa Passagevorstands und verantwortlich für Operations und den Hub Frankfurt, erklärte: "Für unsere Kunden ist der erneute Streik der Vereinigung Cockpit eine Zumutung. Insbesondere ist die Wahl des Zeitpunkts nicht hinnehmbar, da das letzte Wochenende der Ferien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Hauptreisezeit für Familien ist. Auch Berufspendler und Geschäftsreisende werden an einem Freitagnachmittag in besonderer Weise betroffen. Zumal die Ankündigung nach 17:00 Uhr es uns nicht erlaubt, unsere Call Center Kapazitäten bereits heute Nacht zu verstärken. Wir werden nun alles daran setzen, die Auswirkungen des Streiks auf unsere Gäste abzumildern, soweit dies in unseren Möglichkeiten liegt."

Für den Streikzeitraum ist mit erheblichen Beeinträchtigungen des Flugbetriebes zu rechnen, vor allem auf innerdeutschen und europäischen und Strecken von und nach Frankfurt. Die Langstreckenverbindungen sowie das Münchner Drehkreuz der Lufthansa werden aller Voraussicht nach von dem Streik nicht betroffen sein.

Flugticket in Bahnticket umwandeln – Auch wenn Flug geht

Tickets für innerdeutsche Flüge können über www.LH.com oder einen Lufthansa Quick-Check-In-Automaten in eine Bahnfahrkarte umgewandelt werden. Fluggäste deren Flug streikbedingt gestrichen wurde, haben die Möglichkeit, Ihre Buchung einmalig kostenfrei umzubuchen oder den Flug kostenfrei zu stornieren. Fluggäste, die für den 05. September ein Ticket für einen Flug von, nach oder über Frankfurt haben, können den Flug kostenfrei umbuchen – auch dann, wenn ihr Flug nicht vom Streik betroffen ist.

Informationen rund um die eigene Buchung und Änderungen im Flugplan finden Lufthansa Kunden auf der Internetseite www.LH.com. Bereits gestern Abend wurden die ersten Informationen über annullierte Flüge veröffentlicht. Diese Informationen werden im Laufe des Abends und morgen Vormittag laufen aktualisiert. Kunden, die ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, informiert Lufthansa per SMS und Email über Änderungen im Flugplan. Das Unternehmen rät allen Lufthansa-Kunden mit einer Buchung im Streikzeitraum, sich frühzeitig über den Status ihres Fluges zu informieren.

Lufthansa informiert Fluggäste mittels 14.000 SMS

Nach Ankündigung für einen Streik in Frankfurt am heutigen Freitag hat Lufthansa bereits gestern die Mehrzahl der betroffenen Fluggäste über die Auswirkungen informieren können. Gestern Abend um 21:00 Uhr wurde der Sonderflugplan für den heutigen Nachmittag im veröffentlicht. Gleichzeitig wurden 14.000 gebuchte Fluggäste per SMS informiert. Diese Fluggäste hatten zuvor ihre Verbindungsdaten registriert, so dass Lufthansa sie aktiv über Flugausfälle, Umbuchungen und alternative Reisemöglichkeiten informieren konnte.

Kay Kratky, Mitglied des Passagevorstands und verantwortlich für Operations und den Hub Frankfurt, sagt: "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die unseren Fluggästen durch den Streik der Vereinigung Cockpit entstehen. Da der Streik erst gestern nach 17:00 Uhr angekündigt wurde, war für uns die Vorlaufzeit extrem kurz. Seit dem Abend arbeiten wir mit allen Kräften daran, unsere Kunden bestmöglich zu informieren und sie, wenn irgend möglich, auf andere Airlines oder Verkehrsmittel umzubuchen."

Feldbetten für Reisende ohne Visa

Darüber wurden so schnell wie möglich die Kapazitäten in den Call Centern verstärkt. Am Flughafen Frankfurt sollen die Auswirkungen des Streiks für die Gäste so gering wie möglich gehalten werden. Allerdings ist das an einem Freitagnachmittag und auch noch zum Ferienende in drei Bundesländern besonders schwierig, weil es ein Hauptreisetag des Jahres ist.

Für den heutigen Tag konzentrieren sich die Mitarbeiter der Station Frankfurt darauf, die Fluggäste bestmöglich zu betreuen. Im Rhein-Main-Gebiet wurden vorsorglich 2.200 Hotelzimmer angemietet, und für Fluggäste, die aufgrund fehlender Visa nicht in Deutschland einreisen dürfen hat Lufthansa gemeinsam mit Fraport rund 500 Feldbetten aufgebaut. Ab 14:00 Uhr werden die Mitarbeiter der Station Frankfurt die vom Streik betroffenen Fluggäste mit Getränken, Snacks und Telekommunikationsmöglichkeiten versorgen. Gleichzeitig werden mobile Informationsstände eingerichtet und die Kapazitäten an den Ticketschaltern verstärkt.

Lufthansa hatte bereits vor dem Streik der Vereinigung Cockpit Anfang April ein Angebot zum zukünftigen vorzeitigen Ausscheiden aus dem Flugdienst vorgelegt, um damit eine Grundlage für weitere Verhandlungen zu schaffen. Dieses Angebot bietet allen Mitarbeitern im Cockpit auch in Zukunft die Möglichkeit, vorzeitig aus dem Flugdienst auszuscheiden.

Beibehaltung der Übergangsversorgung war angeboten

Der Streik ist aus Sicht der Lufthansa auch in der Sache nicht nachvollziehbar, da das Unternehmen den Piloten auch in Zukunft eine für die Branche vergleichsweise großzügige Übergangsversorgung anbietet. Konkret hat die Lufthansa in den Tarifgesprächen eine Beibehaltung der Übergangsversorgung für die Piloten zugesagt, die bereits vor dem 01. Januar dieses Jahres bei dem Unternehmen tätig waren. Die Ruhestandsplanung älterer Piloten würde von einer Anpassung der Übergangsversorgung gar nicht betroffen sein.

Die dauerhafte Finanzierbarkeit des vorzeitigen Ausscheidens aus dem aktiven Flugdienst soll lediglich durch eine schrittweise, altersabhängige Anpassung des Eintrittsalters von heute 55 auf 60 Jahre sichergestellt werden. Bereits heute liegt das Eintrittsalter in die Übergangsversorgung von Piloten der Germanwings und der Lufthansa Cargo bei 60 Jahren. Diese tarifvertraglichen Regelungen sind jeweils mit der Vereinigung Cockpit vereinbart worden. Auch bei einer neuen Übergangsversorgung können alle Piloten weiterhin uneingeschränkt die Flugunfähigkeitsversicherung unabhängig vom Alter in Anspruch nehmen, wenn sie sich aus physischen oder psychischen Gründen nicht mehr in der Lage sehen, zu fliegen.

Konkrete Inhalte des Lufthansa-Angebots zur Übergangsversorgung

  • Für Mitarbeiter, die bereits vor dem 01. Januar 2014 bei Lufthansa gearbeitet haben, übernimmt Lufthansa auch in Zukunft die Kosten des vorzeitigen Ausscheidens. Damit bleibt die arbeitgeberfinanzierte Übergangsversorgung noch für mehrere Jahrzehnte erhalten.
  • Auch für Mitarbeiter, die ab dem 01. Januar 2014 ihre Tätigkeit bei der Lufthansa aufgenommen haben oder aufnehmen werden, bleibt ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Flugdienst möglich. Die Kosten hierfür sollen aber in Zukunft nicht mehr von Lufthansa, sondern durch die Mitarbeiter getragen werden. Im Falle einer Flugdienstuntauglichkeit ist weiterhin für alle Mitarbeiter eine rein arbeitgeberfinanzierte Absicherung vorgesehen.
  • Das individuelle Alter für das Ausscheiden aus dem Flugdienst soll in Abhängigkeit von der Dienstzugehörigkeit von 55 Jahren für dienstältere auf bis zu 60 Jahre für dienstjüngere Mitarbeiter angehoben werden. Je länger die Mitarbeiter bereits im Unternehmen waren, desto weniger sind sie von der Anhebung des frühestmöglichen, individuellen Ausscheidealters betroffen. Sehr langjährige Mitarbeiter sind von der Änderung gar nicht betroffen.
  • Im Durchschnitt scheiden Cockpitmitarbeiter der Lufthansa Passage heute mit 59 Jahren aus. Zukünftig soll ein durchschnittliches Alter von 61 Jahren bei der Lufthansa Passage für das arbeitgeberfinanzierte Ausscheiden aus dem Flugdienst in mehreren Jahren stufenweise erreicht werden. Das Durchschnittsalter 61 spiegelt den gesamtgesellschaftlichen Trend einer längeren Erwerbstätigkeit wider.
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