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In der aktuellen Verhandlungsrunde zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Deutschen Reiseverband – Tarifgemeinschaft (DRV-T) wurde am Abend des 25. Juni 2025 in Berlin erneut keine Einigung erzielt.
Diese Verhandlungen sind von hoher Relevanz für die Beschäftigten der Tourismusbranche, denn sie finden nach einer langen Pause von sechs Jahren statt. Die Pause ist einerseits durch unzureichende Einigungen in den Verhandlungsjahren 2018 und 2019 bedingt, andererseits auch durch die globalen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die die Branche stark getroffen hat. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Forderung von ver.di, welche sowohl eine Einmalzahlung als auch Gehaltserhöhungen umfasst, von großer Bedeutung.
Ver.di hat in den Verhandlungen signifikante Zugeständnisse gemacht und fordert unter anderem eine Einmalzahlung von 1.000 Euro. Diese soll als Kompensation für den Zeitraum ohne Gehaltserhöhungen seit dem 1. Januar 2024 dienen. Zudem wird in zwei Phasen eine Erhöhung aller Entgelte gefordert: In der ersten Stufe soll ein Fixbetrag von 200 Euro auf die aktuellen Gehälter aufgeschlagen werden. In der zweiten Stufe verlangt die Gewerkschaft ab dem 1. Januar 2026 eine Erhöhung um drei Prozent. Die vorgeschlagene Laufzeit für diesen neuen Flächentarifvertrag ist bis zum 30. Juni 2026 vorgesehen.
ver.di: Kein Abschluss um jeden Preis
Sonja Austermühle, die Verhandlungsführerin von ver.di, betonte, dass das Angebot der Gewerkschaft ein Zeichen ihres Willens zur Einigung darstellt. Dennoch machte sie klar, dass ver.di kein Abschluss um jeden Preis akzeptieren werde. Ihre Forderung spiegelt das Bestreben wider, nicht nur die aktuellen Lebenshaltungskosten der Beschäftigten zu decken, sondern auch die Qualifikationen, Fähigkeiten, Belastungen und Leistungen der Angestellten in der Reisebranche angemessen zu honorieren. Diese Argumentation ist stark und unterstützt das Anliegen der Gewerkschaft, die für die Rechte und Interessen der Beschäftigten eintritt.
Auf der Gegenseite legte die Arbeitgeberseite ein zuletzt überarbeitetes Angebot vor, das eine Erhöhung der gegenwärtig gezahlten Gehälter um 2,5 Prozent vorsieht, wobei mindestens 100 Euro ab dem 1. September 2025 gezahlt werden sollen. Außerdem sollen im Veranstalterbereich weitere zwei Prozent und im Reisebürobereich ein Prozent ab dem 1. Juli 2026 gewährt werden. Hinzu kommt eine erfolgsabhängige Zulage von drei Prozent für Beschäftigte im Verkaufsbereich, die jedoch nur in Verbindung mit der Dauer bis zum 31. Mai 2027 gilt.
Die vorangegangenen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die historische Preispolitik in der Reisebranche haben letztendlich zu der komplexen Situation geführt, die nun in den Verhandlungen entschieden werden soll. Es ist wichtig, dass die Arbeitgeber die auch nach der Pandemie zunehmend spürbare finanzielle Belastung der Beschäftigten anerkennen, um eine tragfähige und gerechte Einigung zu finden.
Tourismusbranche: Erhöhung um 19,5 Prozent gefordert
Im Hinblick auf die Gehaltstabelle von 2018 hatte ver.di ursprünglich gefordert, dass die Gehälter und Auszubildendenvergütungen um 19,5 Prozent erhöht werden, zumindest jedoch um einen Betrag von 550 Euro brutto. Diese Forderungen sind insbesondere kontextualisiert durch die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert ist, sowie durch die unveränderten Lebenshaltungskosten, die viele Beschäftigte besonders belasten.
Die Verhandlungen sind ein bedeutender Schritt, um einen neuen Flächentarifvertrag in der Reisebranche zu etablieren. Ein entsprechendes Abkommen würde nicht nur die Löhne der Beschäftigten verbessern, sondern könnte auch eine Signalwirkung für die gesamte Branche haben, in der eine Rückkehr zur Normalität angestrebt wird. Mit einem neuen Flächentarifvertrag erhofft sich die Gewerkschaft nicht nur verbesserte Arbeitsbedingungen, sondern auch eine Stärkung der Position der Arbeitnehmer in einem hart umkämpften Markt.
Nächste Verhandlungsrunde folgt
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 27. Juni 2025 angesetzt und wird digital fortgesetzt. Es bleibt abzuwarten, ob in dieser Sitzung eine Einigung erzielt werden kann oder ob die Verhandlungen weiterhin schwierig bleiben. Die Eingebungen und Ansprüche beider Seiten zeigen das Potenzial für eine konstruktive Lösung, setzt jedoch die Bereitschaft aller Beteiligten voraus, aufeinander zuzugehen.
Zusammengefasst ist der aktuelle Stand der Verhandlungen eine angespannten Situation, die sowohl das Potenzial für Fortschritte als auch die Möglichkeit weiterer Komplikationen birgt. Die Interessen der Beschäftigten müssen in den kommenden Gesprächen gewahrt werden, um nicht nur kurzfristige Anreize zu setzen, sondern auch langfristige Verbesserungen für die gesamte Branche zu erreichen.