Airlines sollen mehr gegen Ermüdung von Piloten tun

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Die EASA hat einen Report zur Ermüdung von Flugbesatzungen veröffentlicht, in dem die europäische Behörde bei den Flight Time Limitation (FTL) zu verbesserten Maßnahmen gegen die Müdigkeit (Fatigue) der Besatzungen von Flugzeugen anrädt.

Müdigkeit von Piloten ist ein großes Thema in der Zivilen Luftfahrt. Piloten haben insbesondere auf Langstrecken keine regelmäßigen Arbeitszeiten, wie sie der normale Angestellte kennt. Während auf der Reisehöhe der Autopilot die Arbeit übernimmt, haben die Piloten gerade am Anfang und am Ende des Fluges die meiste Arbeit — und benötigen die meiste Konzentration. Der Grad der Ermüdung nach einem acht- oder zehnstündigen Flug stellt damit einen echten Sicherheitsfaktor dar.

Müdigkeit von Piloten ein Sicherheitsrisiko

Während die maximale Flugzeit bei Nachtflügen 2013 in Europa auf elf Stunden begrenzt worden war, haben die Fluggesellschaften durchaus Interesse daran, Einsatzzeiten ihrer Piloten zu verlängern. Dies wiederum stößt auf deutliche Kritik der Piloten seitens der Vereinigung Cockpit, die darin ein erhöhtes Sicherheitsrisiko sieht, insbesondere, wenn die Flugzeugführer vorher schon einige Stunden Bereitschaft hatten. Die EASA (European Union Aviation Safety Agency) hat nun eine Studie durchgeführt und empfiehlt Verbesserungen bei den Ausgleichsmaßnahmen, was Flug- und Bereitschaftszeiten sowie Ausruhzeiten angeht. Stärkerer Fatigue während Nachtflügen solle so vorgebeugt werden.

Die erste Studienphase hatte den Einfluss von Nachtbereitschaften von über zehn Stunden und disruptive Zeitpläne im Bezug auf die Wachsamkeit von Aircrews im Blick. Die Forschung fand hier eine erhöhte Wahrscheinlichkeit hoher Müdigkeitslevel. Insbesondere in Nachtflügen und Bereitschaftszeiten mit späten Enden – und dies sowohl bei Piloten als auch bei der Kabinencrew. Die Stärksten Indikatoren starker Ermüdung in diesen Zeiten – verglichen mit den Tagesflügen – unterschieden sich nach der Art der Flugbereitschaft. Bei frühen Starts war der einzige Indikator die frühere Startzeit selbst. In der Nacht hingegen waren die einzigen stichhaltigen Indikatoren einmal das Antasten des Nachtrhythmischen Zeitfensters WOCL (Window Of Circadian Low), also einer Zeit typischerweise zwischen 02:00 Uhr und 05:59 Uhr in der Früh der Zeitzone, in der das Besatzungsmitglied akklimatisiert ist, sowie ein kurzer vorheriger Schlaf.

Die Ergebnisse der ersten Phase dieser europaweiten Studie zu FTL heben laut EASA hervor, dass die vorgegeben Beschränkungen alleine nicht ausreichen, um hohe Müdigkeit bei Nachtflügen zu verhindern. Es gebe noch Forschungsbedarf zu begleitenden Maßnahmen, um die Luftfahrtbetreiber als Verantwortliche im Ausarbeiten eines verbesserten Risikomanagements gegen Müdigkeit bei Nachtflugbereitschaften zu unterstützen.

Fatigue bei Piloten gegenwirken – Vorschläge

Die EASA hat basierend auf den Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen sechs Empfehlungen herausgearbeitet für Möglichkeiten, Ermüdung entgegenzuwirken:

  • Unterteilung der Flugdienstzeiten von Nachtflügen in Untergruppen, um Lösungen differenzierter ausarbeiten zu können.
  • Luftfahrtbetreiber sollen dazu angehalten werden, ein Risikomanagement zur Müdigkeit von spät endenden Flugzeiten, undabhängig von der Flugdauer, einzuführen. Dies ist bisher nicht der Fall.
  • Ebenso sollen Flugbetreiber ein Risikomanagement für alle Nachtflüge einführen, unabhängig von der Flugdauer. Denn signifikante Ermüdungserscheinungen haben sich sowohl bei über als auch unter zehnstündigen Flügen gezeigt.
  • Innerhalb der Nachtflugzeiten zeigen Flüge, die nach 06:00 Uhr landen und vor 01:59 gestartet sind, die größte Wahrscheinlickeit großer Ermüdung. Diese Dienstzeiten sollten besonders identifiziert werden, sodass Fluggesellschaften bei dem Risikomanagement einen Fokus auf diese Zeiten legen können.
  • Die Studie hat kürzeren Schlaf vor Dienstantritt als Risikofakter für hohe Müdigkeit aller Flugzeiten identifiziert. Das derzeitige Guidance Manual setzt fest, dass es entscheidend für Crews von Nachtflugdiensten von über zehn Stunden ist, ausreichend Schlaf zu erhalten (GM1 CS FTL.1.205). Es empfiehlt sich aber, eine Ergängzung mit Bezug auf alle Nachtflüge aufzunehmen, egal wie lange diese dauern.
  • Die Untersuchung liefert Hinweise für eine hohe Müdigkeitsgefahr in Bereitschaftsdiensten von Nachtflügen. Und dies scheint weitgehend undabhängig von anderen Flugeigenschaften wie Start- und Landezeit oder Flugdauer, sofern das Kriterium Nachtflug erfüllt wird. Die Menge an Schlaf vor dieser Dienstzeit gilt als Hauptindikator möglicher Müdigkeit. Daher sollte von Fluggesellschaften gefordert werden, der Crew Gelegenheit für ein Optimum an Schlaf bereitzustellen.
Die Arbeiten für die Datenerhebung und die Studie begannen 2017. Die Studie umfasst mehrere Aufgaben und Phasen. Die erste Phase fokussierte sich auf die zwei Bereitschaftszeiten, bei der die stärkste Müdigkeit unter Piloten erwartet wurde. Dies waren Arbeitszeiten von über zehn Stunden zu einer unangenehmen Tageszeit, sowie unregelmäßige Dienstpläne. Das Dokument der EASA über die Effektivität der FTL kann hier (PDF auf englisch) eingesehen werden.
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