Flug­ha­fen­ver­band ADV alar­miert über EuGH-Urteil

ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Bei­sel
ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Bei­sel
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Der EuGH hat heute eine wichtige Entscheidung zur Genehmigungspraxis der Flughafenentgelte getroffen – mit negativen Folgen für Deutschland.

Bisher war es nach der Rechtsprechung nicht zulässig, dass Airlines vor den Verwaltungsgerichten gegen eine behördliche Entgeltgenehmigung klagen. Vielmehr wurden die behördlich genehmigten Entgelte im Streitfall einer zivilgerichtlichen Überprüfung zugeführt. Nationale Gerichte hatten darin keine rechtliche Benachteiligung der Airlines gesehen und ihre Klagen abgewiesen.

Nach den bestehenden Regelungen sind die Flughäfen ohnehin zu höchster Transparenz bei der Kalkulation der Entgelte verpflichtet. Vor jeder Entgeltanpassung finden umfangreiche Nutzerkonsultationen statt. Tatsächlich haben die großen Airlines aufgrund ihrer starken Marktstellung einen klaren Verhandlungsvorteil, wenn es um die Festsetzung der Flughafenentgelte geht.

Flughäfen: Airlines an Kosten beteiligen

ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel sieht in dem EuGH-Entscheid eine bedrohliche Entwicklung: “Die großen Airlines spielen ihre Marktmacht gegenüber den Flughäfen immer mehr aus. Es gibt in Deutschland nicht einen Flughafen, an dem die zwei größten Airlines weniger als 60 Prozent Marktanteil haben. Flughäfen wird es zunehmend unmöglich, kostendeckende Entgelte zu erzielen.” Der Flughafenverband ADV richtet deshalb einen dringenden Appell an die zuständigen Genehmigungsbehörden der Länder. Flughafenentgelte müssen künftig nach der Genehmigung sofort zum Vollzug gestellt werden.

“Die Airlines sind hier auf einem gefährlichen Weg. Wenn sie sich immer weiter aus der Nutzerfinanzierung zurückziehen, müssen am Ende die Steuerzahler in Form von Zuwendungen der öffentlichen Hand die Zeche zahlen. Das kann nicht die gewollte Lösung sein. Das wäre ein fatales Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland”, warnt der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes.

Flughäfen in Sorge

Die Flughäfen sind nach dem EuGH-Urteil in Sorge. Airlines können über den Umweg einer geänderten gerichtlichen Zuständigkeit, den gesetzlich verankerten Genehmigungsprozess verlangsamen oder gänzlich aufhalten und so den Verhandlungsdruck auf die Flughäfen weiter verschärfen. Von der Bundesregierung erwarten die Flughäfen, die unverzichtbare Rolle der Landesbehörden im Genehmigungsprozess bei der EU-Kommission auch zukünftig sicherzustellen.

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