Satellitennavigation verdrängt Drehfunkfeuer

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Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat ein umfassendes Innovationsprogramm zur Optimierung und Modernisierung von Luftraum und Navigationsinfrastruktur in Deutschland gestartet. Das Erneuerungsprogramm ermöglicht den dynamischen Übergang von der primär konventionellen bodengebundenen zur modernen Flächennavigation. Bis zum Jahr 2029 werden die Flugverfahren an mehr als 60 deutschen Flugplätzen schrittweise auf präzisere Flächennavigationsverfahren unter Einbeziehung von Satellitennavigation umgestellt. Die neuen, hochpräzisen Navigationsverfahren ermöglichen mehr Genauigkeit bei An- und Abflugverfahren und erlauben eine flexiblere Flugroutengestaltung zur Verbesserung des Verkehrsflusses. Damit soll den steigenden Anforderungen an die Verkehrskapazität im Luftraum Rechnung getragen werden.

Mit der Nutzung der modernen Flächennavigationsverfahren leistet die DFS einen aktiven Beitrag für mehr Effizienz, Umwelt- und Klimaschutz und trägt zur Stärkung des Luftverkehrsstandortes Deutschland bei. Grundlage für die Einführung der sogenannten Flächennavigation ist das Konzept der auf spezifischen Leistungsparametern der Flugzeuge basierenden Navigation (Performance Based Navigation) der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO aus dem Jahr 2012 sowie die Ankündigung der EU-Kommission zur Umsetzung dieser Navigationsverfahren für den europäischen Luftraum.

Ausrüstung der Flugzeuge entscheidend

Die DFS hatte bereits im Vorgriff auf die EU-Vorgabe mit den planerischen Vorarbeiten zur Einführung der Flächennavigation begonnen und kann bereits jetzt im An- und Abflugbereich den Wechsel von konventionellen bodengebundenen Flugverfahren auf moderne Präzisions-Flächennavigationsverfahren einleiten. Eine frühere Umsetzung war bislang nicht möglich, weil die Ausstattung der in Deutschland eingesetzten Luftfahrzeuge mit den dafür erforderlichen Navigationsausrüstungen nicht ausreichend war. Mittlerweile sind rund 95 Prozent der Luftfahrzeuge mit entsprechenden modernen Navigationssystemen ausgestattet. Für die etwa fünf Prozent der noch nicht entsprechend ausgerüsteten Flugzeuge bietet die DFS weiterhin Lösungen auf konventioneller Basis an.

Der Übergang von der konventionellen Navigationsinfrastruktur zur Flächennavigation soll im Rahmen des DFS-Konzepts an allen 60 deutschen IFR-Flugplätzen in mehreren Stufen bis 2029 bundesweit abgeschlossen sein. Dazu müssen rund 2.800 An- und Abflugverfahren neu konstruiert werden. Ferner ist eine Anpassung der Luftraumstruktur erforderlich. Der deutsche Luftraum wird dazu in sieben Cluster eingeteilt, die Flughäfen beinhalten, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden und Abhängigkeiten aufweisen. Die zeitliche Reihenfolge zur Umsetzung der Cluster orientiert sich an flugsicherungsbetrieblichen Notwendigkeiten wie anstehende Verfahrensanpassungen sowie altersbedingte Erneuerung konventioneller Navigationsanlagen Ukw-Drehfunkfeuer (VOR).

Kein Aus für Drehfunkfeuer VOR

Der Start zur Einführung des innovativen, erstmals in Deutschland genutzten Verfahrens für den An- und Abflug erfolgt nach einem umfangreichen Prüfprozess Ende 2020 in Norddeutschland im Cluster Elbe/Weser. Zu diesem Zeitpunkt entfällt auch die betriebliche Nutzung des Drehfunkfeuers Michaelsdorf in Schleswig-Holstein, das dann abgebaut werden kann. Der Aufbau neuer bodengebundener Flugsicherungsanlagen im Bereich Elbe/Weser ist nicht mehr erforderlich. Die frei werdenden Flächen stehen dann für andere Verwendungen zur Verfügung. Drehfunkfeuer bleiben an einigen Standorten Deutschland jedoch weiter unabdingbar. Insgesamt stehen nach den derzeitigen Planungen von den aktuell 58 Ukw-Drehfunkfeuern in Deutschland acht ältere Anlagen zur Disposition.

Mit der Einführung der Präzisions-Flächennavigation im An- und Abflug erreiche man bei einem gleichbleibenden Sicherheitsniveau zusätzliche Streckenkapazität im Luftraum. Laut Gesamtkonzept soll dabei exakter und zugleich flexibler geflogen werden können. Das bringt auch Vorteile bei Effizienz sowie für Umweltschutz. Genaueres Fliegen heißt lärmärmeres Fliegen, die Verringerung von Drehfunkfeuern bedeutet Klimaschutz durch kürzere Routenführung, die Treibstoffersparnisse ermöglichen, so die Deutsche Flugsicherung.

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