Segelflugzeug: Absturz am Schartenkopf bei Turbulenzen

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Der Pilot startete um 09:58 Uhr im Flugzeugschlepp vom Flugplatz Paterzell (EDPZ) zu einem Überlandflug. Der Schleppzug flog in Richtung Süden und in einer Flughöhe von 2.251 Meter AMSL klinkte der Pilot nach einer Flugzeit von ca. elf Minuten das Schleppseil aus.

An der Notkarspitze südlich von Oberammergau begann der Pilot mit seinem Segelflugzeug, unter Ausnutzung von Thermik und im Hangflug, Höhe zu gewinnen. Nach ca. einer Stunde Flugzeit flog er aus dem Bereich Mandlköpfe mit westlichem Kurs in Richtung Laber.

Identifikation

  • Art des Ereignisses: Unfall
  • Datum: 17. Juli 2018
  • Ort: Oberammergau
  • Luftfahrzeug: Segelflugzeug
  • Hersteller / Muster: Rolladen-Schneider / LS 7-WL
  • Personenschaden: Eine Person tödlich verletzt
  • Sachschaden: Luftfahrzeug zerstört
  • Drittschaden: keiner

Ereignisse und weiterer Flugverlauf

Der Flug des Segelflugzeuges an der Laber-Südseite wurde von einem Hängegleiterpiloten beobachtet, der ebenfalls in der Gegend unterwegs war. Er gab an, dass das Segelflugzeug sehr dicht über dem felsigen Gelände den Konturen der Bergformen folgte. Weiterhin gab er an, dass die Windbedingungen anspruchsvoll und sehr turbulent gewesen seien. Das Segelflugzeug sei in geringer Flughöhe über Grund südlich des Schartenkopfes eine lang gezogene Schleife und einen Vollkreis geflogen. Anschließend stürzte es in das stark zerklüftete und steil abfallende Gelände.

Der Hängegleiterpilot bemerkte bei seinem Weiterflug wenig später das abgestürzte Segelflugzeug im Gelände und alarmierte die Rettungskräfte. Das Luftfahrzeug wurde anschließend zerstört aufgefunden. Der Pilot hatte beim Absturz tödliche Verletzungen erlitten.

Angaben zu Personen

Der 29-jährige Pilot war seit Juli 2014 im Besitz eines unbefristet gültigen Luftfahrerscheins für Segelflugzeugführer. Er besaß die Berechtigungen zum Führen von Segelflugzeugen in den Startarten Schleppstart hinter Luftfahrzeugen und Windenstart. Sein flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis Klasse 2 war bis zum 03.04.2022 gültig. Er besaß eine Gesamtflugerfahrung von ca. 526 Stunden. Auf dem betroffenen Muster hatte er in den letzten 90 Tagen 27 Flüge durchgeführt.

Angaben zum Luftfahrzeug

Bei dem betroffenen Muster handelt es sich um ein einsitziges Segelflugzeug in Kunststoffbauweise. Es hat 15 Meter Spannweite und besitzt ein einziehbares Fahrwerk.

  • Hersteller: Rolladen-Schneider Flugzeugbau GmbH
  • Baujahr: 1989
  • Werknummer: 7089
  • Höchstgewicht: 486 kg
  • Gesamtflugzeit: ca. 2.214 h

Das Luftfahrzeug war in Deutschland zum Verkehr zugelassen und im Besitz eines Luftsportvereins. Die letzte Lufttüchtigkeitsprüfung erfolgte am 23.02.2018, danach wurden damit ca. 108 Stunden geflogen.

Meteorologische Informationen

Zur Unfallzeit herrschten Sichtflugbedingungen mit geringer Bewölkung. Der Wind kam aus nördlicher Richtung mit ca. sechs bis acht kt. Für den Bereich der Unfallstelle wurde von Zeugen starke Böigkeit angegeben. Die Lufttemperatur am Boden betrug ca. 28 °C und der Luftdruck lag bei 1.010 hPa.

Funkverkehr

An Bord des Segelflugzeuges befand sich ein Funkgerät. Zwischen dem Hängegleiterpiloten und dem Piloten des Segelflugzeuges bestand kein Funkkontakt.

Angaben zum Flugplatz

Der Flugplatz Paterzell (EDPZ) hat eine Flugplatzhöhe von 2.001 ft AMSL und verfügt über eine ca. 525 m lange Asphaltbahn in der Ausrichtung 180°/360°. Zur Startzeit des Segelflugzeuges war die Piste 36 in Betrieb.

Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug

Die Unfallstelle lag ca. zwei km südöstlich von Oberammergau im Bereich des Ammergebirges am Schartenkopf in ca. 1.444 Meter AMSL Geländehöhe. Die Geländeneigung in diesem Bereich betrug ca. 50°. Der Aufprall auf dem steil abfallenden, felsigen Boden erfolgte mit der Rumpfspitze und der linken Tragfläche ca. 15 Meter oberhalb der Endlageposition des Wracks. Die Fotos zeigen die Unfallstelle.

In diesem Bereich wurde auch abgebrochenes Astwerk von ca. 20 Meter hohen Nadelbäumen gefunden. Beim Aufprall des Segelflugzeuges wurde der Cockpitbereich bis zum Sitzspant zertrümmert. Aufgrund des hohen Zerstörungsgrades war eine technische Untersuchung im Cockpitbereich des Luftfahrzeuges nur eingeschränkt möglich. Unterhalb der ersten Bodenberührungsstelle kam das Segelflugzeug auf seiner Oberseite in die Endlage.

Beide Tragflächen waren noch durchgängig miteinander verbunden. Die linke Tragfläche wies an der Vorderkante Berührungsspuren vom felsigen Untergrund von der Erstberührung auf. Beim rückwärtigen Abrutschen am Boden wurde die Tragfläche durch Wurzelwerk zerbrochen. Die rechte Tragfläche war mittig an der Vorderkante aufgeplatzt und daran befanden sich Spuren von Harz und Baumrinde.

Die Rumpfröhre des Segelflugzeuges war ca. einen Meter vor dem Leitwerk durchgebrochen. Das Fahrwerk war eingefahren. Das Instrumentenpanel hing aus dem vorderen Rumpfbereich heraus und konnte gut erhalten geborgen werden. Unter anderem war darin ein Flarmgerät enthalten, welches den kompletten Flugweg des Segelflugzeuges aufgezeichnet hatte. Technische Mängel am Luftfahrzeug wurden nicht festgestellt.

An dieser Stelle wurde der Untersuchungsbericht summarisch, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten, abgeschlossen.

Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit. Quelle und Bilder, soweit nicht anders angegeben: BFU

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