Österreichs Luftverkehrswirtschaft appeliert an Regierung

Geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Die österreichische Luftverkehrswirtschaft, die 80.000 Arbeitsplätze und 1,8 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung repräsentiert, fordert von der zukünftigen Regierung die Bereinigung von Standortnachteilen.Dazu hat sie einen Forderungskatalog ausgearbeitet und dieser Tage den entsprechenden Ministerien übergeben.

An die Adresse des Finanzministeriums ist die Abschaffung der Flugabgabe, auch Ticketsteuer genannt, gerichtet. Österreich ist eines der wenigen Länder Europas, in denen es eine Abgabe in dieser Form überhaupt gibt.

Anschluss an Wachstum werde verspielt

"Studien renommierter Institute belegen, dass der heimischen Luftverkehrswirtschaft durch die Flugabgabe etwa 1,1 Millionen Passagiere pro Jahr entgehen. Das entspricht einem BIP-Beitrag von 229 Millionen Euro und zusätzlichen indirekten Steuereinnahmen von 6,5 Millionen Euro, die verloren gehen. Gleichzeitig wachsen in Regionen außerhalb der EU wie in der Türkei und im Nahen und Mittleren Osten neue Mega-Airports heran, die keinen vergleichbaren Beschränkungen unterliegen und so viel schneller am weltweiten Verkehrswachstum partizipieren können", so Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG und Präsident der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Verkehrsflughäfen (AÖV). "Aus Sicht der heimischen Flughäfen ist die Ticketsteuer eine Belastung für den Luftverkehrsstandort Österreich und schwächt die internationale Konkurrenzfähigkeit. Eine Abschaffung würde außerdem 3.300 zusätzliche Jobs schaffen."

Für Gerhard Kunesch, Geschäftsführer des Flughafens Linz und damit Vertreter eines Regionalairports, besteht kein Zweifel, dass die Ticketsteuer ein Schuss ins eigene Knie war: "Vor allem die Bundesländerflughäfen leiden unter dem Wettbewerbsnachteil. Geahnt haben wir das bereits im letzten Jahr, jetzt wissen wir es. 2012 verzeichneten alle Bundesländerflughäfen sinkende Passagierzahlen. Für 2013 prognostiziert die Mehrheit der Bundesländerflughäfen erneut Passagierrückgänge." In der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Verkehrsflughäfen (AÖV) sind alle heimischen Verkehrsflughäfen vertreten, darunter die Flughäfen Graz, Linz, Innsbruck sowie die Airports Kärnten, Salzburg und Wien.

Einbußen beim Tourismus als Folge

Christian Lesjak, Managing Director NIKI, erklärt die Wettbewerbsnachteile so: "Die Flugabgabe trifft am Ende den Tourismus und den Standort Österreich. Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Österreich – ungleich höher als etwa für Deutschland – wird so untergraben und nicht notwendigen Risiken ausgesetzt. Österreich legt sich selbst als touristisches Zielgebiet einen Wettbewerbsnachteil auf, im Vergleich zu Destinationen wie etwa Italien und Frankreich. Der gesamte Standort leidet."

Jaan Albrecht, CEO von Austrian Airlines, macht der Regierung Mut für autonome Entscheidungen: "Es ist Zeit für eine mutige österreichische Entscheidung." Die Flugabgabe wurde nach deutschem Vorbild in Österreich im April 2011 überraschend eingeführt.

Passagiere, die aus Österreich wegfliegen zahlen derzeit folgende Aufpreise:

  • Pro geflogener Kurzstrecke: 7,- Euro
  • Pro geflogener Mittelstrecke: 15,- Euro
  • Pro geflogener Langstrecke: 35,- Euro (unverändert)

Harmonisierung der Luftsicherung gefordert

Während in Europa 38 Behörden mit 57.000 Mitarbeitern den Luftraum überprüfen, ist es in den USA eine einzige Behörde mit 35.200 Beschäftigen für einen wesentlich höher frequentierten Luftraum, der Vergleich ist in der Grafik dargestellt. So handelt eine weitere Forderung der Luftfahrt von der längst überfälligen Umsetzung von Single European Sky, einer einheitlichen Luftraumüberwachung in Europa.

Das Single European Sky II Paket der Europäischen Kommission ist seit 2010 EU-Gesetz, dessen Umsetzung bereits im Regierungsprogramm 2008-2013 festgeschrieben ist. Geschehen ist in der vergangenen Legislaturperiode leider nicht viel, wobei der Hebel ein großer wäre: Die von der EU Kommission damals errechneten jährlichen Kosten in der Höhe von acht Milliarden Euro könnten durch Single European Sky halbiert werden und der CO2 Ausstoß um 50 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden.

Anbindung des Luftverkehrs noch nicht am Ziel

Als begrüßenswert bezeichnen die Vertreter der österreichischen Luftverkehrswirtschaft die Anbindung des Flugverkehrs an den Hauptbahnhof zum Jahr 2015. Während sich im Hinblick darauf im Westen Österreichs bereits einiges getan habe und die Airport-Standorte via Schiene immer besser erreichbar sind, so hinke beispielsweise die Entwicklung im östlich gelegenen Einzugsgebiet des Standortes Flughafen Wien noch hinterher.

Eine bessere Erreichbarkeit des Wiener Flughafens via Schiene in der Ostregion würde zu einer massiven Aufwertung des Standortes und besserer Abschöpfung der Catchment Area führen. Auch der Ausbau des sogenannten intermodalen Verkehrs, also der besseren Integration von Straße, Schiene und Luftverkehr, ist Teil der Roadmap2020.

"Die meisten unserer Forderungen stehen bereits im 2008 verabschiedeten Regierungsprogramm, nun erwarten wir von der neuen Regierung die Umsetzung", so die Unterzeichner des Forderungskataloges.

- Anzeige -