Mondsatellit DSG: Erste Entwicklung im ESPRIT Europas

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Die internationalen ISS-Partner Europa, USA, Russland, Japan und Kanada richten ihren Blick auf neue Kapitel der Raumfahrt und beschäftigen sich aktuell mit der Planung des nächsten großen Meilensteins in der Astronautik: einer lunaren, orbitalen Basis als Ausgangspunkt für astronautische Missionen zu Mond oder Mars.

Die Internationale Raumstation ISS hat mit ihrem langjährigen Betrieb im erdnahen Raum wertvolle Erkenntnisse für die astronautische Raumfahrt geliefert und damit den Weg für ambitionierte Missionen geebnet. Der Arbeitstitel lautet aktuell Lunar Orbital Platform-Gateway, kurz Gateway.

Die OHB System AG wurde für die Beteiligung an einer von zwei parallelen Studien zur Planung des europäischen Moduls mit dem klangvollen Namen ESPRIT (European System Providing Refuelling, Infrastructure and Telecommunications) ausgewählt. OHB bearbeitet als Unterauftragnehmer für den französischen Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space wichtige Entwicklungsaufgaben mit einem Auftragswert von 1,7 Millionen Euro. ESPRIT ist ein Projekt im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA und hat einem Vertragswert von insgesamt fünf Millionen Euro für die erste Entwicklungsphase (A/B1).

In sechs Tagen um den Mond

Mit ESPRIT beteiligt sich OHB an der internationalen Kooperation zur Entwicklung des neuen Gateways, das sich in einem hochelliptischen, polaren Orbit um den Mond bewegen soll. Auf diesem Orbit variiert die Distanz zwischen der Basis und der Mondoberfläche ungefähr zwischen 1.500 und 70.000 km. Das Gateway benötigt etwa sechs Tage für eine volle Umrundung des Mondes.

“Das Gateway ist der nächste große Schritt in der astronautischen Raumfahrt und wird den Bereich des Machbaren für die Menschheit deutlich erweitern. OHB leistet mit seiner Beteiligung einen großen Anteil an der technisch herausfordernden Definierung der europäischen Elemente”, sagt Mathias Rohrbeck, leitender Systemingenieur der OHB System AG für ESPRIT.

OHB ist mit den konzeptionellen Arbeiten für die Struktur des Modules und seines Thermalsystems sowie für die Betankung mit Xenon zuständig. “Die Struktur ist, vereinfacht gesagt, das Gerüst, das das Esprit-Modul umhüllt. Das Thermalsystem reguliert die Abwärme und das Refuelling beschreibt die Treibstoffversorgung, in unserem Fall mit dem Edelgas Xenon, das für die Ionen-Triebwerke des Gateways benötigt wird”, ergänzt Dr. Matthias Boehme, Projektleiter ESPRIT bei der OHB System AG.

SLS bringt Teile ins All

Das europäische Modul ESPRIT wird weitere wichtige Funktionen übernehmen: mit dem Science Airlock bietet ESPRIT eine Luftschleuse für externe Experimente am Gateway; das Refuelling ist ebenfalls mit dem Treibstoff Hydrazin möglich; außerdem erlaubt ESPRIT Telekommunikation mit Funkstationen auf der Mondoberfläche. Abgesehen vom ESPRIT-Modul wird das Gateway über voraussichtlich sechs weitere Module verfügen.

Diese Module, die von europäischen, amerikanischen, japanischen, russischen und kanadischen Partnern entwickelt werden, sollen nacheinander und überwiegend mit dem neuen amerikanischen Raketensystem SLS (Space Launch System) in den Mondorbit geschickt werden. Dort sollen sie sich zwischen 2022 und 2026 zum Gateway zusammen fügen. Astronauten werden mit dem Raumfahrzeug Orion zur neuen Mondbasis reisen. Für die Lebensdauer des Gateways sind 15 Jahre angesetzt. Der Start für das europäische Modul ESPRIT ist für Ende 2023 geplant.

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