ExoMars schwenkt in Atmospähre ein – Lander unklar

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Der Spurengasorbiter (TGO) der ESA-Mission ExoMars 2016 hat seine 139-minütige Triebwerkszündung zur Einbremsung in den Marsorbit erfolgreich absolviert und ist in eine elliptische Umlaufbahn um den Roten Planeten eingetreten, während immer noch Unklarheit über die Landeeinheit herrscht. Der Kontakt zum Landegerät, das planmäßig in die Atmosphäre eintrat, konnte auf der Marsoberfläche noch nicht bestätigt werden. Die essentiellen Daten, die das ExoMars-Landegerät Schiaparelli gestern während seines Abstiegs zur Oberfläche des Roten Planeten an sein Mutterschiff, den Spurengasorbiter (TGO), gefunkt hat, wurden zur Erde gesendet und werden gegenwärtig von Experten analysiert.

Das Haupttriebwerk des Orbiters wurde heute von 15:05 Uhr bis 17:24 Uhr MESZ gezündet, um seine Geschwindigkeit um mehr als 1,5 km/s zu verringern. Der TGO befindet sich jetzt auf seiner geplanten Umlaufbahn um den Mars. Die im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt befindlichen Teams der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) überwachen nun kontinuierlich den Zustand ihres zweiten Marsorbiters, der sich zu dem 13 Jahre alten Mars Express gesellt.

Gleichzeitig versuchen die ESOC-Teams, den Kontakt zu dem Schiaparelli getauften Eintritts-, Abstiegs- und Landedemonstrator (EDM) zu bestätigen, der etwa 107 Minuten nach Beginn des Manövers zur Einbringung des TGO in die Marsumlaufbahn in die Atmosphäre des Roten Planeten eingetreten war.

Der 577 kg schwere EDM war am 16. Oktober um 16:42 Uhr MESZ vom TGO ausgesetzt worden. Er war für die eigenständige Durchführung einer automatisierten Landesequenz mit der Entfaltung eines Fallschirms und der Abtrennung des Hitzeschilds in einer Höhe zwischen elf und sieben km über der Marsoberfläche, gefolgt von einer Bremsraketenzündung in einer Entfernung von 1.100 Meter vom Boden und schließlich einem durch eine knautschbare Struktur gepolsterten Fall aus einer Höhe von zwei Metern programmiert worden.

Signal verloren

Vor dem Eintritt in die Atmosphäre des Roten Planeten wurde um 16:42 Uhr MESZ über die weltweit größte Radioteleskop-Anlage für Wellenlängen im Meterbereich, das Giant Metrewave Radio Telescope (GMRT) im indischen Pune, ein Kontakt mit dem EDM hergestellt, kurz nachdem es begonnen hatte, 75 Minuten vor Erreichen der oberen Schichten der Marsatmosphäre ein Bakensignal auszusenden. Dieses Signal wurde jedoch einige Zeit vor der Landung verloren.

Eine Reihe von Zeitfenstern war vorprogrammiert worden, um über die ESA-Sonde Mars Express sowie den Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) und die MAVEN-Sonden (Mars Atmosphere & Volatile Evolution) der NASA Signale des Landegeräts empfangen zu können. Auch für das Giant Metrewave Radio Telescope sind solche Zeitfenster vorgesehen.

Energie für mehrere Tage auf dem Mars

Sollte Schiaparelli die Oberfläche unversehrt erreicht haben, dürften seine Batterien für einen drei- bis zehntägigen Betrieb ausreichen, was zahlreiche Gelegenheiten für die Wiederherstellung einer Kommunikationsverbindung bietet.

Während der Spurengasorbiter eine Reihe von wissenschaftlichen Instrumenten zur Untersuchung der Marsumgebung aus dem Orbit mitführt, ist Schiaparelli vor allem ein Technologiedemonstrator, der jedoch auch mit einer kleinen wissenschaftlichen Nutzlast für bodengestützte Beobachtungen ausgestattet ist.

Die Mission ExoMars 2016 ist der erste Teil eines internationalen Vorhabens, das die ESA gemeinsam mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos durchführt und zu dem auch die Mission ExoMars 2020 gehören wird. Diese 2020 zu startende zweite ExoMars-Mission wird ein russisches Landegerät und einen europäischen Rover umfassen, der Bohrungen bis in eine Tiefe von zwei Metern vornehmen soll, um nach unberührtem organischen Material zu suchen.

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