Billigflieger häufig noch bei Nacht unterwegs

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Die Rangliste der Verspätungsflüge am „Helmut Schmidt-Flughafen“ im Jahr 2016 führt Germanwings mit 159 Landungen und 14 Starts in der zweiten Nachtstunde zwischen 23:00 Uhr und 24:00 Uhr an, gefolgt von airberlin mit 133 Landungen und 13 Starts in diesem Zeitraum.

Späte Starts mit System?

Auffällig ist, dass bei easyJet, mit insgesamt 126 verspäteten Nachtflügen, die hohe Anzahl an Starts besonders negativ ins Gewicht fallen. Martin Mosel, Sprecher der BAW Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und und zugleich Sprecher des länderübergreifenden Arbeitskreis beim BUND Hamburg, zeigt für verspätete Landungen bis zu einem gewissen Rahmen noch Verständnis, sieht jedoch besonders in der hohen Anzahl der verspäteten Starts einen Vorsatz.

„Es ist offensichtlich, dass easyJet in unzulässiger Weise versucht, hierdurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den regeltreueren Fluggesellschaften zu erlangen. Gegen dieses Gebaren zu Lasten Dritter muss seitens der Kontrollbehörden rigoros vorgegangen werden. EasyJet erweist sich als hochgradig unzuverlässig. Insofern wäre der entsprechende daher zu entziehen, zumal sich das Verspätungsdebakel dieser Fluggesellschaft im Jahr 2017 ungeniert fortsetzt“, fordert Mosel.

Auch die wiederholten Behauptungen des Flughafens, dass die zwischen 23:00 und 24:00 Uhr zurückgegangen sein sollen, könnten anhand der Flugspurenauswertungen so nicht nachvollzogen werden. Bei den Landungen sei – wohlwollend betrachtet – mit 83 im ersten Quartal 2017 bisher ein leicht unterdurchschnittlicher Wert zu erkennen (2016: 104). Hingegen bei den Starts ist eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren mit 25 im ersten Quartal 2017 zu zehn im Vorjahresquartal zu erkennen.

Die immer wieder verschwiegenen zwischen 00:00 und 06:00 Uhr zeigten ähnliche Entwicklungen, so die BAW. Im ersten Quartal fällt auch bei den Landungen zwischen 00:00 und 06:00 Uhr der Rückgang von 2016 auf 2017 gering aus (15 zu 13), während die Zahl der Starts zwischen 00:00 und 06:00 Uhr jedoch deutlich stiegen (2016: neun zu 14 im Jahr 2017).

„Im Vergleich 2011 bis 2017 ist bei den Landungen bisher keine weitere Verschlechterung zu erkennen, jedoch auch keine wesentliche Verbesserung. Bei den Starts hingegen zeichnet sich ein neues Malusjahr ab, wenn nicht massiv gegengesteuert wird. Dies ist umso verwerflicher, als dass die Starts eigentlich besser planbar sind, d.h. der Vorsatz wirkt hier noch stärker“, zieht Mosel ein ernüchterndes Fazit.

Besonders betroffen

Vor fast genau einem Jahr gingen Vertreter mehrerer Fluggesellschaften (, Germanwings, Eurowings, Condor, Air Berlin, easyJet) zusammen mit dem Flughafenbetreiber (FHG) eine freiwillige Selbstverpflichtung ein, „so selten wie möglich“ nach 23:00 Uhr – d.h. nach offiziellem Betriebsende – am innerstädtisch gelegenen Regionalflughafen in Hamburg-Fuhlsbüttel zu starten und zu landen. Mittels detaillierter Flugspurenauswertungen zeige sich nun, wie die Bilanz im ersten Jahr der sogenannten „Pünktlichkeitsoffensive“ ausfällt.

Die Tatsache, dass von den zehn häufigsten „Zuspätkommern“ acht ( Carrier) sind, spricht Bände. Regelverstöße gehörten laut BAW zu deren Geschäftsmodell. Ebenfalls auffällig sei, dass fast jeder dieser „Zuspätkommer“ von Fluggesellschaften kommt, die die sogenannte „Pünktlichkeitsoffensive“ unterzeichnet haben.

„Während der Umweltsenator Jens Kerstan beginnt erste Zweifel zu haben und von ‚Defiziten‘ in der UmsetFluggesellschaftenzung spricht, sehen wir anhand dieser Entwicklungen die sogenannte „Pünktlichkeitsoffensive“ als einen total Ausfall, als vollständig gescheitert an. Wer hier jetzt noch von ‚Erfolgen und Verbesserungen‘ spricht, muss zu einem gewissen Grad unter Wahrnehmungstrübungen leiden“, ärgert sich Mosel.

Die „Pünktlichkeitsoffensive“ sei also in ihrer jetzigen Form gescheitert. Die zeichnenden Fluggesellschaften sind – mit Ausnahme der Deutschen – eindeutig Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Vor allem die Billigfluggesellschaften (Germanwings, Eurowings, airberlin, easyJet) frönen rücksichtslos der Gewinnmaximierung. Gedeckt werde der massive Missstand laut BAW durch den Hamburger Senat, der (bisher) nicht willens ist, echte Gegenmaßnahmen einzuleiten.

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