Roskosmos liefert Satellitenbilder für internationale Krisenhilfe

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Auf dem Luft- und Raumfahrtsalon MAKS Moskau hat die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos im feierlichen Rahmen eine Erklärung über den Beitritt zur "International Charter Space and Major Disasters" unterzeichnet. Darin stellen Raumfahrtagenturen weltweit im Fall von großen Katastrophen kurzfristig Satellitenaufnahmen der Unglücksregionen zur Verfügung.

Die Charta setzt den Rahmen für ein internationales Netzwerk aus nunmehr 15 Raumfahrtagenturen, den Vorsitz der Charta hat derzeit das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) inne.

"Mit Roskosmos gewinnen wir ein weiteres wichtiges Mitglied für die Charter Space and Major Disasters", freut sich der DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Johann-Dietrich Wörner. "Die russischen Satelliten helfen uns, bei internationalen Hilfsaktionen die Krisenstäbe in Katastrophengebieten mit einer noch besseren Abdeckung an schnell verfügbaren Satellitendaten zu unterstützen", so Wörner weiter. Der internationale Verbund hat sich bewährt: Seit dem Jahr 2000 wurde die Charta in fast 400 Katastrophenfällen aktiv, allein 2012 erfolgten 40 Aktivierungen.

Karten für Helfer beim Hochwasser in Russlands Osten

Noch vor der offiziellen Unterzeichnung hat das DLR die russische Raumfahrtagentur bereits in einem aktuellen Katastrophenfall unterstützt: Derzeit ergießt sich am Amur ein mächtiges Hochwasser über den fernen Osten Russlands. In weiten Teilen der Grenzregion zu China ist der Fluss über die Ufer getreten. Daher aktivierte die russische Katastrophenschutzbehörde am 19. August 2013 die Charta, woraufhin die Mitglieder zahlreiche Aufnahmen zur Verfügung stellten. Das DLR lieferte Szenen des deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X.

"Die Aufnahmen werden von den Kollegen in Moskau zu Karten weiterverarbeitet und an die Hilfskräfte gereicht", erklärt Jens Danzeglocke, der als DLR-Vertreter im "Executive Secretariat" der Charta im DLR-Raumfahrtmanagement die deutschen Beiträge zu dem internationalen Zusammenschluss koordiniert. "Deutlich zeigen unsere Aufnahmen das Ausmaß der Flut in der Amur-Region: Teilweise ist der Fluss auf etwa 20 Kilometer Breite angewachsen", so Danzeglocke. Mit Hilfe der Satellitenbilder und daraus erstellten Karten können die Helfer erkennen, welche Gebiete von der Außenwelt abgeschnitten und welche Wege noch passierbar sind.

Jahrhunderthochwasser übersteigt Hausdächer

Die Häuser mancher Dörfer stehen bei einem Pegelstand von über sieben Metern bereits bis zu den Dächern im Wasser des Amur. Die russischen Behörden sprachen bereits bei der Charta-Aktivierung von einem "Jahrhunderthochwasser". Laut Wetterdienst könnte durch anhaltende Regenfälle bis September sogar ein Pegel von über acht Metern erreicht werden. Seit Ende Juli regnet es in der Region unaufhörlich.

Die deutsche Beteiligung an der "International Charter Space and Major Disasters" wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ermöglicht und durch das DLR-Raumfahrtmanagement und das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum des DLR, zu dem auch das DLR-Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) gehört, gemeinsam umgesetzt. Das DLR ist seit 2010 Mitglied in der Charta und hat im April 2013 den Vorsitz übernommen.

Satellitenbild-Auflösung bis 1,5 Meter

Der DLR-Satellit TerraSAR-X umkreist seit 2007 die Erde in über 500 Kilometern Höhe auf einer polaren Umlaufbahn. Sein Vorteil: Er kann mittels Radar unabhängig von Tageszeit und auch durch Wolkendecken hindurch Bilder aufnehmen, in denen Überflutungsflächen sehr gut erkennbar sind. Im sogenannten Spotlight-Modus erreicht er eine Auflösung von bis zu 1,5 Metern.

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