DLR übernimmt Vorsitz der internationalen Katastrophenhilfe-Charta

Geschätzte Lesedauer: 2 Minuten

Im Notfall unbürokratisch helfen: Darum geht es den 15 Raumfahrtagenturen, die sich in der "International Charter Space and Major Disasters" zusammengeschlossen haben. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist seit Oktober 2010 Mitglied des weltweiten Verbundes und übernimmt am 16. April 2013 für sechs Monate den Vorsitz der "Charta".

"Universal Access" für alle Staaten offen

"Mit seinen Kompetenzen in der Erdbeobachtung leistet Deutschland wichtige Beiträge auf internationaler Ebene im Katastrophenmanagement. So in der im Herbst 2012 durch die Charta gestarteten Universal-Access-Initiative. Das war ein Meilenstein: Denn bisher konnten nur autorisierte Nutzer aus rund 40 Ländern sowie Organisationen der Vereinten Nationen die Hilfe der Charta anfragen." sagte Prof. Johann-Dietrich Wörner, DLR-Vorstandsvorsitzender und oberster deutscher Repräsentant im Charta-Board.

Durch Universal Access werde dies nun grundsätzlich jeder nationalen Katastrophenschutzbehörde weltweit ermöglicht, dadurch sollen insbesondere die großen weißen Flecken in Afrika und in Teilen von Asien und Süd- und Mittelamerika verschwinden, betonte Wörner weiter.

Nach verheerenden Naturkatastrophen oder technischen Großunfällen – wie beispielsweise dem Erdbeben auf Haiti im Januar 2010 oder dem Tsunami in Japan im März 2011 – unterstützen die Charta-Mitglieder die Einsatzkräfte im Krisengebiet so schnell wie möglich. Sie nutzen dazu Technologie aus dem Weltraum – denn Aufnahmen von Erdbeobachtungssatelliten vermitteln einen detailgenauen Eindruck vom Ausmaß der Schäden.

Ausmaß von Katastrophen sofort einschätzbar

"Mit diesen Informationen können die Helfer vor Ort ihren Einsatz besser koordinieren. Sie erfahren anhand der Satellitenkarten beispielsweise, welche Straßen oder Brücken nach einem Erdbeben oder einer Überschwemmung noch passierbar und welche Häuser oder auch ganze Siedlungen beschädigt sind", erklärt Jens Danzeglocke. Der Geograf arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DLR Raumfahrtmanagement und koordiniert als Charta-Sekretär die deutschen Aktivitäten in dem internationalen Verbund der Raumfahrtorganisationen zur Katastrophenhilfe.

Dazu gehörte auch die Vorbereitung der viertägigen Konferenz, die zum Auftakt des deutschen Charter-Vorsitzes vom 16. bis 19. April 2013 in Berlin stattfindet. Hier treffen sich alle Board-Mitglieder – also die höchsten Repräsentanten der Mitgliedsagenturen, sowie die jeweiligen Sekretäre, um die Charta-Aktivitäten weiterzuentwickeln. Das DLR stellt für die Charta Erdbeobachtungsdaten der beiden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X zur Verfügung. Diese Satelliten können in kurzer Zeit sehr detaillierte Bilder aufnehmen, unabhängig von Wolken oder Tageslicht. "Da in den Radaraufnahmen Wasser- und Landflächen sehr gut voneinander zu unterscheiden sind, eignen sie sich bestens für die Kartierung nach Flutkatastrophen.

DLR-Beitrag mit neuem ZKI

Auch bei anderen Katastrophen wie beispielsweise Erdbeben können Informationen von TerraSAR-X hilfreich sein", berichtet Jens Danzeglocke. In einigen Fällen unterstützt das DLR auch mit optischen Daten der RapidEye-Satelliten, zum Beispiel bei Waldbrandkatastrophen oder nach besonders großflächigen Ereignissen wie dem Tsunami in Japan 2011.

Das DLR trägt schon seit 2002 über die deutsche ESA-Mitgliedschaft zur Charta bei. Im Oktober 2010 wurde es elftes Vollmitglied. Das DLR Raumfahrtmanagement arbeitet dabei eng mit dem Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR in Oberpfaffenhofen zusammen. Das ZKI stellt die Satellitendaten bereit und erfüllt im Wechsel mit anderen Charta-Partnern die wichtige "Ersthelfer"-Funktion. Das bedeutet, dass ein Einsatzkoordinator rund um die Uhr verfügbar ist, falls etwas passiert.

- Anzeige -