UL Absturz nach Ziellandeübung am Flugplatz Schönberg

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Am Unfalltag im Juli 2012 charterte der Pilot ein Ultraleichtflugzeug (UL) Remos GX am Flugplatz Schönberg. Vor dem Flug brachte er eine Videokamera an der linken Strebe der Tragfläche an. Der Start erfolgte um 15:06 Uhr und führte in die Umgebung des Flugplatzes.

Gegen 17:40 Uhr meldete sich der Pilot über Funk bei der Flugleitung und gab an, noch einige Ziellandungen üben zu wollen. Zeugen sahen das Luftfahrzeug, wie es nach der Landung zum Startpunkt zurückrollte und anschließend wieder abhob.

  • Art des Ereignisses: Unfall
  • Datum: 07. Juli 2012
  • Ort: Kienberg
  • Luftfahrzeug: Ultraleichtflugzeug
  • Hersteller / Muster: Remos Aircraft GmbH / Remos GX
  • Personenschaden: Pilot tödlich verletzt
  • Sachschaden: Luftfahrzeug zerstört
  • Drittschaden: geringer Flurschaden

Ereignisse und weiterer Flugverlauf

Am Ende der Startbahn flog das Luftfahrzeug eine Umkehrkurve nach links mit hoher Querneigung, um zum Platz zurückzukehren. Dabei wurde die Anfluggrundlinie überkurvt. Anschließend wurde noch eine verkürzte Platzrunde geflogen. Nach Zeugenaussagen wurde der Ziellandeversuch abgebrochen und mit einer “eng” geflogenen Rechtskurve durchgestartet.

Das Ultraleichtflugzeug wurde um 17:50 Uhr ca. 150 m westlich des Flugplatzes in einem Maisfeld zerstört aufgefunden. Der Pilot erlitt tödliche Verletzungen.

Angaben zu Personen

Der 46-jährige Pilot war seit 22.03.2011 im Besitz eines Luftfahrerscheins für Luftsportgeräteführer für aerodynamisch gesteuerte Ultraleichtflugzeuge, ausgestellt vom Luftsportgeräte-Büro des Deutschen Aero Club e.V. (DAeC), mit der Berechtigung für Passagierflug. Seine Gesamtflugerfahrung auf Ultraleichtflugzeugen betrug 146 Stunden mit 330 Starts und Landungen. In den letzten 90 Tagen hatte er 08:33 Stunden mit 30 Starts und Landungen absolviert. Das medizinische Tauglichkeitszeugnis Klasse 2 war bis 26.06.2014 gültig.

Angaben zum Luftfahrzeug

Das zweisitzige Ultraleichtflugzeug Remos GX ist ein einmotoriger Hochdecker mit abgestrebtem Tragflügel und Höhenleitwerk in Composite-Bauweise. Es hat nebeneinander angeordnete Sitzplätze und ein starres Spornradfahrwerk.

  • Hersteller: Remos Aircraft GmbH
  • Muster: Remos GX
  • Werknummer: 412
  • Baujahr: 2012
  • MTOM: 472,5 kg
  • Triebwerk: Rotax 912 ULS
  • Werknummer: 6779231
  • Betriebszeit: 271 Stunden

Die Stückprüfung fand am 24.02.2012 statt. Die Leergewichtmasse war im Wägebericht vom 24.02.2012 mit 292,70 kg und die Rüstmasse (Leergewicht mit Einbauten) mit 333,10 kg angegeben.

Meteorologische Informationen

Zur Unfallzeit herrschten nach Angaben der Flugleitung Sichtflugwetterbedingungen (CAVOK).

Funkverkehr

Es bestand Sprechfunkverbindung zwischen dem Piloten und der Luftaufsicht zum Zeitpunkt des Abfluges vom Flugplatz Schönberg. Der Funkverkehr wurde nicht aufgezeichnet.

Angaben zum Flugplatz

Der Sonderlandeplatz Schönberg (EDPK) liegt sieben nautische Meilen (NM) nördlich des Chiemsees und verfügt über eine 450 m lange und 30 m breite Grasbahn mit der Ausrichtung 080°/260°. Der Flugplatz liegt in einer Höhe von 1.780 ft AMSL. Zur Unfallzeit war die Piste 26 in Betrieb.

Flugdatenaufzeichnung und GoPro

Das Ultraleichtflugzeug war mit einem Flymap und SkyView-System ausgestattet. Die Daten standen der BFU zur Verfügung. An der linken Tragflächenstrebe war eine Videokamera GoPro 2 befestigt.

Die Radaraufzeichnungen der Flugsicherungsorganisation standen der BFU zur Auswertung zur Verfügung.

Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug

Die Unfallstelle befand sich ca. 150 m vor Beginn der Piste 08 auf einem Maisfeld. Die erste Bodenberührung erfolgte mit dem linken Randbogen in Rückenlage. Das Staurohr drang in einem Winkel von ca. 70° Grad 30 cm in den Boden ein. Zwei Meter davon entfernt befanden sich ca. 35 cm tiefe Spuren einer Bodenberührung des Propellers und Triebwerkes.

Die linke Tragfläche war im Bereich der Tragflächenstrebe gebrochen. Der vordere Teil des Rumpfes war bis zum Tragflächenansatz zerstört. Die Rumpfröhre war im hinteren Bereich gebrochen und ca. 20° Grad nach rechts gedreht. Das Wrack kam in horizontaler Lage ca. 70° Grad nach rechts gedreht auf dem Fahrwerk liegend in Endlage.

Bei der Untersuchung des Ultraleichtflugzeuges wurden keine technischen Mängel oder Einschränkungen in der Steuerung festgestellt. Das Rettungssystem war nicht ausgelöst.

Triebwerksuntersuchung

Das Triebwerk wurde im Beisein der Staatsanwaltschaft beim technischen Service des Motorenherstellers in Deutschland untersucht. Bei der Triebwerkuntersuchung wurde festgestellt, dass die Magnetschraube und der Ölfiltereinsatz Anzeichen hatten, die auf einen Schaden des Motors hinwiesen. Die Beschädigungen am Vergaser 2 und 4 waren durch den Aufschlag verursacht. Das Verbrennungsbild der Zündkerzen wies auf eine korrekte Verbrennung des Motors zum Zeitpunkt des Absturzes hin. Nach der technischen Untersuchung wurde am Motor ein Leistungsprüflauf vorbereitet und durchgeführt.

Zusammenfassung des Motoruntersuchungsberichts des technischen Service: Der Motor wurde überprüft und es konnten außer den durch den Absturz verursachten Beschädigungen keine Schäden festgestellt werden, welche eine korrekte Funktion hätten beeinträchtigen können.

Weiters wurde ein Vergleich der Seriennummern aller serialisierten Bauteile mit den Bauteilen bei der Neuauslieferung durchgeführt und es konnten keine Abweichungen festgestellt werden.

Der Leistungsprüflauf zeigte eine korrekte Leistung und Funktion des Motors in allen Drehzahlbereichen.

Brand

Es entstand kein Brand.

Zusätzliche Informationen

Videokamera

In der Videokamera befand sich eine 16 GB SD-Karte auf der zwei Video-Dateien gespeichert waren. Beide Dateien stammten vom Unfalltag. Das erste Video war abspielbar und enthielt den Start sowie den ersten Teil des Fluges in HD-Qualität (ca. 3,7 GB). Die zweite Datei war nicht abspielbar (ca. 1,9 GB). Eine Analyse ergab, dass der Datei-Header vermutlich durch die aufprallbedingte Unterbrechung der Spannungsversorgung nicht vollständig auf die SD-Karte geschrieben wurde. In einer weitergehenden Analyse konnte der Aufbau des Datei-Headers ermittelt werden.

Durch Zusammenführen der nicht abspielbaren Datei mit dem Datei-Header der abspielbaren Datei sowie Einfügen von Daten einer durch die BFU entwickelten Software konnte das Video in HD-Qualität rekonstruiert werden. Es zeigte sich, dass die Aufzeichnung kurz vor dem Unfall endete. Dies liegt daran, dass die Daten, bevor sie auf die SD-Karte geschrieben werden, in einem flüchtigen Speicher liegen. Bei Unterbrechung der Spannungsversorgung werden diese Daten gelöscht.

Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit. Der Untersuchungsbericht wurde gemäß § 18 FlUUG summarisch abgeschlossen, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten.

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