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Der Flughafen Frankfurt zählt zu den bedeutendsten Verkehrsknotenpunkten Europas. Als größter deutscher Verkehrsflughafen ist er nicht nur ein essenzieller Bestandteil der globalen Mobilitätskette, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Metropolregion Rhein-Main. Mit Blick auf das prognostizierte Wachstum des Luftverkehrs in den kommenden Jahren haben die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH und die Betreiberin Fraport AG ein weiterentwickeltes Betriebskonzept vorgestellt. Ziel der Maßnahme ist, den Flughafen auf kommende Herausforderungen wie steigende Flugbewegungen, Lärmschutzvorgaben und Umweltaspekte vorzubereiten – und dabei einen möglichst stabilen und nachhaltigen Betrieb zu sichern.
Bis 2033 prognostizieren Experten eine deutliche Zunahme der Flugbewegungen. Schon heute zeigen sich erste Kapazitätsengpässe bei Verkehrsspitzen. Daher entwickelten DFS und Fraport in enger Abstimmung mit verschiedenen Institutionen ein angepasstes, zukunftsorientiertes Betriebskonzept. Dieses basiert bewusst auf bestehenden Strukturen, nutzt moderne Technologien wie Performance Based Navigation (PBN) und unterliegt einer intensiven Abstimmung mit regionalen Gremien – allem voran der Fluglärmkommission (FLK). Besonders im Fokus steht dabei die nachhaltige Steuerung des Flugverkehrs unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Lärmschutzinteressen der betroffenen Bevölkerung.
Im nachfolgenden Bericht stellen wir dir detailliert vor, warum und wie sich DFS und Fraport für ein neues Betriebskonzept entschieden haben, welche konkreten Änderungen vorgenommen wurden – und welche Auswirkungen dies kurz- und langfristig für Passagiere, Anwohner:innen und die Luftfahrt insgesamt bedeutet.
Die Ausgangslage am Flughafen Frankfurt
Die Betriebsrichtung „25“ spielt am Flughafen Frankfurt eine zentrale Rolle. Konkret bedeutet „Betriebsrichtung“ die bevorzugte Start- und Landebahnkonfiguration, die abhängig vom Wetter und der Windrichtung für den Flugverkehr gewählt wird. Die westliche Betriebsrichtung „25“ ist dabei besonders stark frequentiert, da sie bei den vorherrschenden Windverhältnissen oft genutzt wird.
Bereits im bestehenden Betriebskonzept wird die sogenannte Südumfliegung primär verwendet, gerade bei Starts von der Centerbahn. Dieses Verfahren, das seit dem Ausbau des Flughafens durch die Nordwest-Landebahn besteht, kommt aus Gründen des Lärmschutzes zur Anwendung. Allerdings sind damit spezifische Einschränkungen verbunden – denn Starts über die Südumfliegung sind von der zentralen Startbahn nicht vollkommen unabhängig gegenüber den Abflügen der Startbahn 18. In der Praxis führt dies zu Kapazitätsengpässen.
Mit einem aktuellen Eckwert von 104 Flugbewegungen pro Stunde plus zwei Toleranzen stößt das bestehende Betriebskonzept in Spitzenzeiten schon heute an seine Belastungsgrenzen. Experten gehen davon aus, dass ab einem regulären Eckwert von 110 Flugbewegungen pro Stunde große Teile des heutigen Konzepts nicht mehr ausreichend leistungsfähig sein werden.
Zielsetzung des neuen Betriebskonzeptes
DFS und Fraport haben sich das Ziel gesetzt, ein neues, an die zukünftigen Anforderungen angepasstes Betriebskonzept zu entwickeln – mit möglichst geringen Änderungen im Vergleich zur heutigen Praxis. Es soll flexibel genug sein, um auch bei starkem Verkehrsaufkommen sicheren Betrieb zu garantieren. Zudem rücken Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit sowie Reduktion der Lärmbelastung für Anwohner:innen weiter in den Fokus.
Grundlage der Planungen sind die zu erwartenden Verkehrsströme im Bezugsjahr 2033. Dieses Jahr wurde bewusst als Referenz für die Neufestsetzung des Lärmschutzbereichs herangezogen, die derzeit überprüft wird. Ziel ist es, nicht nur den formulierten Anforderungen des Planfeststellungsbeschlusses gerecht zu werden, sondern auch zukunftsweisend zu agieren.
Die Lösungsstrategie von DFS und Fraport kann in zwei zentrale Leitgedanken unterteilt werden:
- Optimierte Nutzung bestehender Abflugstrecken bei gleichbleibender Sicherheitsarchitektur
- Minimierung zusätzlicher Lärmbelastung durch flexiblere Steuerung und präzisere Navigation
Maßnahmen und Struktur des weiterentwickelten Konzepts
Im Zentrum des neuen Konzepts steht die vorausschauende Nutzung der Nordwest-Abflugstrecken, insbesondere in Verkehrsspitzen. Diese Strecken haben im Vergleich zur Südumfliegung größere Unabhängigkeit von anderen Verkehrsbewegungen und lassen sich technisch effizienter steuern. Grundlage dafür bildet das moderne Navigationsverfahren PBN (Performance Based Navigation), das ergänzend zu klassischen Verfahren präzisere Flugführungen ermöglicht und so die Trennung von Start- und Fehlanflugverfahren optimiert.
Entgegen der Befürchtung vieler Betroffener beinhaltet das neue Konzept keine neuen Flugrouten. Die bestehenden Abflugstrecken bleiben unverändert. Die Veränderung liegt vielmehr in der Häufigkeit ihrer Nutzung – abhängig von der konkreten Verkehrssituation zur jeweiligen Tageszeit.
Ein entscheidendes Instrument ist dabei die flexible Verkehrssteuerung: Diese erlaubt der Flugverkehrskontrolle, in Hochlastzeiten automatisch auf die effizienteren Nordwest-Strecken umzuschalten, während bei geringerer Auslastung weiterhin die Südumfliegung bevorzugt verwendet wird.
Vorteile im Überblick:
- Alternative zur überlasteten Südumfliegung
- Stärkere Nutzung technischer Navigationsverfahren (PBN)
- Reduktion der gegenseitigen Abhängigkeiten beim Startbetrieb
- Erhöhung der Betriebskapazität auf bis zu 110 Flugbewegungen pro Stunde möglich
- Verlässlicheres Einhalten des Nachtflugverbots durch flexible Planung
Für die Umsetzung ist eine enge Abstimmung mit mehreren Institutionen erforderlich. Die Maßnahmen werden derzeit mit:
- der Fluglärmkommission (FLK),
- dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWVW),
- sowie dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF)
besprochen und vorbereitet. Die finale Neufestsetzung des Lärmschutzbereiches soll laut Plan bis Ende 2026 erfolgen.
Auswirkungen auf die Region und Umwelt
Die Auswirkungen auf die Anwohner:innen und die Umwelt stehen im Zentrum sämtlicher Betriebsänderungen. Deshalb wurde besonders großer Wert darauf gelegt, Lärmauswirkungen nicht zu verschärfen – im Idealfall sogar lokal zu mindern. Durch die gezieltere Lastverteilung über Nordwest in Spitzenzeiten lassen sich Überlastungen minimieren, was zur Senkung der Gesamtlärmbelastung führen kann.
Es wird davon ausgegangen, dass durch die Umsetzung des neuen Konzepts langfristig sogar weniger Menschen in Summe von starker Lärmbelastung betroffen sein werden. Die Entzerrung der Betriebszeiten und die gezielte Nutzung lärmärmerer Routen (so etwa in Randzeiten) tragen maßgeblich zur regionalen Entlastung bei.
Fraport und DFS betonen, dass sämtliche Maßnahmen im engen Dialog mit der Region initiiert wurden. Dazu gehört auch der frühzeitige Austausch mit politischen Akteuren, Lokalgemeinden und Fachgremien. Diese politische und gesellschaftliche Einbindung wird auch weiterhin eine zentrale Rolle im Vorgehen der Unternehmen spielen – um so den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und gesellschaftlicher Verantwortung zu meistern.
Stimmen aus dem Management
Die Verantwortlichen DFS und Fraport treten mit klaren Worten an die Öffentlichkeit:
„Wir rechnen langfristig mit einem Anstieg des Verkehrsaufkommens am Flughafen Frankfurt“, sagt Dr. Pierre Dominique Prümm, Vorstand für Aviation und Infrastruktur der Fraport AG. „Schon heute bestehen in Verkehrsspitzen Kapazitätsengpässe, in denen die Nordwest-Abflugstrecken vermehrt genutzt werden. Daher brauchen wir spätestens ab einem Eckwert von 110 Flugbewegungen pro Stunde das weiterentwickelte Betriebskonzept. So schaffen wir gemeinsam mit unserem Partner DFS die Grundlage für einen auch künftig sicheren, stabilen und nachhaltigen Betrieb.“
Und aus der Sicht der Flugsicherung ergänzt Dirk Mahns, Geschäftsführer Betrieb der DFS:
„Die DFS unterstützt das Wachstum des Flughafens Frankfurt. Gemeinsam mit Fraport haben wir verschiedene Optionen geprüft. Das weiterentwickelte Betriebskonzept nutzt bestehende Flugrouten und optimiert die Verkehrsverteilung. So erfüllen wir Sicherheits- und Kapazitätsanforderungen bei möglichst geringer Belastung des Umfelds.“
Diese Aussagen unterstreichen den verantwortungsbewussten und koordinativen Ansatz des Projekts.
Fazit und Ausblick
Die vorgestellten Änderungen im Betriebskonzept des Frankfurter Flughafens sind nicht einfach nur Anpassungen technischer Abläufe – sie markieren eine strategische Neuausrichtung des Luftverkehrsmanagements für ein neues Jahrzehnt. Mit dem weiterentwickelten Betriebskonzept begegnen DFS und Fraport nicht nur wachsender Nachfrage, sondern setzen gleichzeitig neue Maßstäbe für resiliente Strukturen im Luftverkehr – stets mit Blick auf Nachhaltigkeit, Präzision und regionalen Interessenausgleich.
Noch befinden sich manche Maßnahmen in der Abstimmungsphase. Die Erarbeitung erfolgt transparent und in enger Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden und Interessenvertretungen. Bis Ende 2026 soll die Umsetzung inklusive neuer Festlegung der Lärmschutzzonen abgeschlossen sein.
Für Flugreisende bedeutet das künftig stabilere Abläufe, für die Region die Chance auf gezieltere Lärmlenkung – und für die Luftfahrtbranche ein praktikables Modell für wachstumsorientierte Verkehrsinfrastruktur im 21. Jahrhundert.