Billigflieger im Wandel – Angebot steigt, Ticketpreise auch

Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Anfang 2014 zeigt sich ein deutlicher Zuwachs im Low Cost Segment des Luftverkehrs, dies zeigt der aktuelle "Low Cost Monitor". 466 Strecken wurden im vergangenen Winter in und ab Deutschland von Billigfliegern bedient. Eine positive Entwicklung des Flugnetzes, die sich wieder deutlich in Richtung der bisherigen Höchstmarke des Winterflugplans 2011 von über 500 Flügen bewegt. Getragen wird das Wachstum durch große Fluggesellschaften wie der Lufthansa, die verstärkt mit eigenen Low Cost Ablegern im Markt vertreten sind, und auf diese einen großen Teil des nationalen und europäischen Verkehrs übertragen.

Mehr Verbindungen nach Spanien – Rückgang innerdeutsch

Wie Studienleiter Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr zeigte, wurde im vergangenen Winter ein Wachstum der Strecken um gut zehn Prozent im deutschen Low Cost Verkehr festgestellt, 43 Verbindungen mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, wobei besonders die Streckendichte zwischen Deutschland und Spanien mit 28 Prozent deutlich zugenommen hat.

Verbindungen nach Großbritannien haben um 14 Prozent und Verbindungen nach Österreich um zehn Prozent zugelegt. Neu im Flugplan sind im Vergleich zum vergangenen Winter Low Cost Flüge nach Estland. Derweil ist das Angebot an innerdeutschen Strecken insgesamt um zehn Prozent zurückgegangen.

Neustrukturierung bei Germanwings – Ticketpreise werden teurer

Deutliche Auswirkungen auf den Low Cost Verkehr ergeben sich aus der Neustrukturierung von Lufthansa und Germanwings. Die Tochter-Airline bot in diesem Winter 60 Prozent mehr Flüge an. Mit insgesamt 1.200 Starts pro Woche holt die Airline, die zahlreiche klassische innerdeutsche und europäische Verbindungen der Lufthansa übernommen hat, zur Air Berlin auf. Die Berliner Fluggesellschaft fährt indes ihr Low Cost Angebot weiter zurück, kann aber dennoch ihren Spitzenplatz behaupten – 42 Prozent aller Billigflüge finden sich noch immer im Angebot der Air Berlin.

Insgesamt vereinen die sieben größten Low Cost Carrier Air Berlin, Germanwings, Ryanair, Easyjet, Intersky, Wizz und Norwegian in diesem Winter 94 Prozent des deutschen LCC-Marktes auf sich. Je nach Carrier lagen die über alle Strecken und Buchungszeiten ermittelten Durchschnittspreise zwischen 70 und 160 Euro brutto. Das Billigfliegen ist im Vergleich zum Frühjahr 2013 deutlich teurer geworden. Damals lag die durchschnittliche Preisspanne zwischen 60 und 120 Euro brutto.

Berlin-Tegel legt weiteres Wachstum hin

Im Jahr 2013 nutzten auf den 26 internationalen und regionalen Verkehrsflughäfen in Deutschland über 65 Millionen Passagiere Billigflieger, was einem Anteil von gut 32 Prozent bei insgesamt 203 Millionen Passagieren entspricht. "Berlin-Tegel erhält am meisten Zuwachs durch die Übernahme zahlreicher ehemaliger Lufthansa-Flüge durch die Tochter Germanwings und kommt bereits auf knapp 800 Starts pro Woche", erläutert Berster.

Dahinter kommen die Flughäfen Hamburg, Köln/Bonn und Düsseldorf, bei denen jeweils mehr als 400 Starts von Billigflügen pro Woche verzeichnet werden. Insgesamt hatten die beiden Berliner Airports mit über 16 Millionen Passagieren im deutschen Low Cost Verkehr das höchste Aufkommen.

London-Gatwick auf Platz eins – Konkurrenz für Ryanair kommt

Großbritannien bleibt mit rund 7.000 Starts pro Woche europaweit das Land mit dem größten Billigflugangebot. Auf den weiteren Plätzen folgen Italien, Deutschland und Spanien. Berlin-Tegel schafft es im europäischen Vergleich der Flughäfen mit Low Cost Angebot auf Platz fünf. Ryanair baut unterdessen seine europaweite Spitzenposition aus: 1.500 Strecken stehen bei der irischen Airline vergangenen Winter im Flugplan, die es damit auf rund 7.500 Flüge pro Woche schafft. Insgesamt stagniert der Marktanteil von Ryanair bei rund 22 Prozent, denn auch für den Branchenprimus ist die Expansion von HOP!, Norwegian und Germanwings spürbar.

Easyjet schafft es dahinter auf Platz zwei mit immerhin noch 20 Prozent. Direkter Wettbewerb unter den Low Cost Airlines ist nur spärlich gesäht. Gerade neun Prozent aller Verbindungen werden überhaupt durch mehrere LC-Fluggesellschaften bedient. Europaweit führt London-Gatwick mit 1.150 Starts die Rangliste der Flughafen im Low Cost Bereich an. "Das verstärkte Angebot von Norwegian macht sich hier deutlich bemerkbar", so Berster. "Eine Neuheit ist dabei, dass die skandinavische Airline versucht, mit modernem Langstreckenfluggerät in den interkontinentalen Markt nach Nordamerika und Asien vorzudringen."

Low Cost und klassische Modelle verschmelzen

Die Airlines gestalten ihr Low Cost Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Die Geschäftsmodelle einiger Low Cost Gesellschaften verschmelzen zudem mit denen traditioneller Airlines und erschweren die Zuordnung. Dies trifft besonders auf die Fluggesellschaft Air Berlin zu, die als Hybridcarrier neben dem Low Cost Segment auch traditionellen Linien- und Charterverkehr durchführt sowie Mitglied der Luftfahrtallianz Oneworld ist. Das Low Cost Segment der Berliner Fluggesellschaft ist weiter klar erkennbar und somit im Low Cost Monitor 1/2014 berücksichtigt.

Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Januar 2014. Die Flugpreise wurden in einer zehnprozentigen Stichprobe aller Low Cost Strecken Deutschlands für vier verschiedene Zeitpunkte (Vorausbuchungszeitraum: Ein Tag, eine Woche, ein Monat und drei Monate) ermittelt.

Alle aktuelle Ergebnisse zur Entwicklung der "Günstigflieger" enthält der "Low Cost Monitor 1/2014" (LCM). Seit 2006 veröffentlicht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) den Bericht jeweils im Frühling und Herbst.

- Anzeige -