Aufprall beim Ausschweben: Beech F 33 A stürzte ab

Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Auf dem Flugplatz Strausberg (EDAY) startete die Luftfahrzeugführerin um 15:40 Uhr mit einer weiteren Person an Bord zu einem Überlandflug nach Peenemünde (EDCP). Nach einer Flugdauer von einer Stunde und elf Minuten befand sich die Beech F 33 A (Beech) im Anflug auf die Piste 13 in Peenemünde.

Identifikation

  • Art des Ereignisses: Unfall
  • Datum: 11. Juli 2014
  • Ort: Peenemünde
  • Luftfahrzeug: Flugzeug
  • Hersteller / Muster: Beech Aircraft Corporation / Beech F 33 A
  • Personenschaden: keiner
  • Sachschaden: Luftfahrzeug schwer beschädigt
  • Drittschaden: keiner

Ereignisse und weiterer Flugverlauf

Während des Anfluges teilte der Flugleiter die aktuellen Windverhältnisse mit. Der Wind kam aus 80 Grad, war böig und 20 bis 24 Knoten stark. Nach Angaben der Pilotin habe sich die Beech beim Ausschweben aufgebäumt und sei gleichzeitig nach links in den Wind gedriftet. Die Fluggeschwindigkeit habe dabei ca. 80 Knoten betragen.

Sie habe daraufhin ein Durchstarten mit maximaler Triebwerksleistung eingeleitet, worauf die Beech weiter nach links abgedriftet sei. Daraufhin habe sie in das rechte Seitenruder getreten. In der Folge sei die Beech ohne Ruderwirkung abgekippt und mit der linken Tragfläche zuerst auf den Boden geprallt.

Die beiden Insassen blieben unverletzt. Das Luftfahrzeug wurde schwer beschädigt. Das Titelbild (Quelle: BFU/ Google EarthTM) zeigt den Flugweg und die Unfallstelle nach Angaben der Luftfahrzeugführerin.

Angaben zu Personen

Der 61-jährige Luftfahrzeugführerin war im Besitz eines Luftfahrerscheins für Privatpiloten PPL (A), der am 18.02.2014 in eine LAPL (A), nach den Regelungen der Europäischen Union umgeschrieben wurde. In die unbefristet gültige Lizenz war die Klassenberechtigung für einmotorige Flugzeuge mit Kolbentriebwerk (SEP land) eingetragen.

Das flugmedizinische Tauglichkeitszeugnis Klasse 2 war bis zum 12.03.2016 gültig. Die Gesamtflugerfahrung betrug 350 Stunden mit 672 Landungen. Auf dem Muster Beech F 33 A hatte sie ca. 100 Stunden geflogen, davon drei Stunden mit zwei Landungen in den letzten 90 Tagen.

Die auf dem rechten Sitz befindliche 65-jährige männliche Person war seit dem 15.03.1994 Inhaber einer Lizenz für Privatpiloten PPL (A). In die bis zum 05.01.2015 gültige JAR-FCL-Lizenz war die Berechtigung als verantwortlicher Pilot (PIC) für einmotorige Flugzeuge mit Kolbentriebwerk (SEP land) eingetragen. Die Klassenberechtigung war bis zum 01.12.2014 gültig.

Angaben zum Luftfahrzeug

Bei der Beech F 33 A handelt es sich um einen einmotorigen Tiefdecker in Metallbauweise mit vier bis sechs Sitzplätzen. Das Flugzeug wurde 1989 mit der Werknummer CE-1391 des Herstellers Beech Aircraft Corporation gebaut. Es verfügte über einen IO-520-Motor. Die Gesamtbetriebszeit betrug 5.940 Stunden. Die letzte Prüfung der Lufttüchtigkeit erfolgte am 29.03.2014. Das Luftfahrzeug war in Deutschland zum Verkehr zugelassen und wurde von einem privaten Halter betrieben. Laut Flughandbuch der Beech F 33 beträgt die maximal demonstrierte Seitenwindkomponente 17 Knoten.

Meteorologische Informationen

In der Region lagen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Sichten über zehn Kilometer. Der Wind kam aus 080 Grad mit 13 Knoten im Mittel. Es waren zeitweilig starke Turbulenzen und Böen mit 24 Knoten vorhergesagt.

Die Tageshöchsttemperatur lag um 16 Grad und der Luftdruck (QNH) betrug 1.013 hPa. Die Bewölkung wurde mit einem Bedeckungsgrad von sechs Achtel in ca. 3.000 ft angegeben. Die Routinewettermeldung (METAR) der nahe gelegenen Station Heringsdorf (EDAH) lautete: METAR EDAH 111450Z 04017G30KT 010V070 CAVOK 20/12 Q1013=

Funkverkehr

Es bestand Funkverbindung mit der Flugleitung von Peenemünde. Der Funkverkehr wurde nicht aufgezeichnet.

Angaben zum Flugplatz

Der Flugplatz Peenemünde (EDCP) liegt ca. drei Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Peenemünde und befindet sich in einer Höhe von 6 ft AMSL. Der Flugplatz verfügt über eine 2.400 Meter mal 60 Meter lange Betonpiste mit der Ausrichtung 130/310 Grad.

Flugdatenaufzeichnung

Der BFU standen keine Flugdatenaufzeichnungen zur Verfügung.

Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug

Die Unfallstelle befand sich ca. 70 Meter nördlich und ca. 600 Meter südöstlich der Schwelle der Piste 13 auf einer Grasfläche innerhalb des Flugplatzgeländes. Spuren des ersten Aufschlages wurden ca. 46 Meter seitlich des Pistenrandes festgestellt. Zwischen der ersten Spur und dem Wrack lagen das Bugrad und Teile der Cockpitverglasung. Die Längsachse der Beech war in etwa parallel zur Piste 13 ausgerichtet. Bild 2 zeigt die Unfallstelle der Beech (Foto: BFU).

Die Zelle des Luftfahrzeuges war deformiert. Das Triebwerk samt Luftschraube war am Brandschott herausgerissen und lag ca. 5 Meter südlich des Rumpfes. Die Blätter der Luftschraube waren verbogen. Das rechte Hauptfahrwerk war ausgefahren und gestaucht, das linke Fahrwerk abgeknickt. Die beiden Tragflächen und das Leitwerk waren noch mit dem Rumpf verbunden und gestaucht. Die linke Tragfläche war im äußeren Drittel um ca. 90 Grad nach oben gebogen.

Die Landeklappe der rechten Tragfläche befand sich ausgefahren in der Stellung 15 Grad, die Landeklappe der linken Tragfläche befand sich in der Stellung null Grad. Die Anzeige der Klappen im Cockpit stand auf "up" für eingefahren. Der Leistungshebel stand auf "voll reich", die Zündung auf "off". Die Kraftstoffzusatzpumpe war ausgeschaltet. Der Tankwahlschalter befand sich in der Stellung "zu".

An Bord befanden sich ca. 140 Liter Kraftstoff im linken Tragflächentank. Der Tragflächentank der rechten Seite war gebrochen und eine unbestimmte Menge Kraftstoff war ausgetreten. Hinweise auf technische Mängel an Triebwerk und Steuerung ergaben sich bei der Untersuchung nicht.

Der Untersuchungsbericht wurde an dieser Stelle gemäß § 18 FlUUG summarisch abgeschlossen, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten.

Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit. Quelle und Bilder, soweit nicht anders bezeichnet, BFU.

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