Raumkapsel bringt Plasmakristall-Labor „PK-4“ zur ISS

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Freude und Frust liegen manchmal nah beieinander. Während gestern die Cygnus-Raumkapsel mit Nachschub für die Raumstation beim Start explodierte, startete am heutigen 29.10.2014, um 08:09 Uhr MEZ, das europäisch-russische Plasmakristall-Labor "PK-4" erfolgreich mit einer Progress Rakete vom Kosmodrom Baikonur zur internationalen .

Als permanente Forschungsanlage im europäischen Forschungsmodul Columbus soll "PK-4" neue Erkenntnisse ü komplexe Plasmen ermöglichen. Planmäßig dockte der Raumfrachter am frühen Nachmittag an die an. Die System AG (vormals Kayser-Threde GmbH) war wie bei den beiden Vorgängeranlagen als Hauptauftragnehmerin für alle Systemaufgaben der Anlage verantwortlich.

Plasmakristall-Anlage weltraumtauglich gemacht

System hat zwei Rack-Einschübe entwickelt und gefertigt, die Stromversorgung, Kommunikation und Datenaufzeichnung sicherstellen. Außerdem hat System die Fertigung und Integration eines Großteils der mechanischen Struktur sowie die Steuerungs- und Bediensoftware des Experiments realisiert. Installiert wird PK-4 in dem aus dem Hause System AG stammenden European Physiology Module (EPM), einer fest in das europäische Raumlabor integrierten Vorrichtung für Standardnutzlasten.

"Wieder gelang es unserem Team, die komplexen Anforderungen an diese neue Plasmakristall-Apparatur in eine weltraumtaugliche Forschungsanlage für die Raumstation umzusetzen. Wir freuen uns auf die wissenschaftlichen Ergebnisse", sagt Boris Penné, der für das Projekt verantwortliche Vorstand der OHB System AG.

Laut Planung wird das Plasmakristall-Labor "PK-4" im Dezember 2014 zum ersten Mal im All in Betrieb gesetzt. Das OHB Integrationsteam wird dafür im zuständigen Kontrollzentrum CADMOS in Toulouse vor Ort sein und die Inbetriebnahme begleiten. Der Beginn der Forschungsarbeiten mit "PK-4" ü mindestens vier Jahre ist für April 2015 angesetzt.

Forschung an Planetenentstehung und Halbleitern für Medizin

Plasma macht 99 Prozent der sichtbaren Materie im Weltraum aus. Komplexe Plasmen (zusammengesetzt aus Ionen, Elektronen, Neutralgas und Mikropartikeln) können am besten in der untersucht werden, da dort die Sedimentation der Partikel vermieden werden kann. "PK-4" erzeugt komplexe Plasmakristalle in einer mit einem Edelgas gefüllten Glasröhre.

Die Daten aus den unterschiedlichen Experimenten sollen neue Erkenntnisse liefern ü die kondensierter Materie (hier dienen komplexe Plasmen bei der Kristallisation als Modellsysteme), für verschiedene astrophysikalische Fragestellungen (etwa die Staubagglomeration bei der Planetenentstehung) oder künftige Anwendungen in der Halbleitertechnologie oder Medizin.

OHB System AG führte die Arbeiten im direkten Auftrag der durch. Dabei wurde eng mit dem Max-Planck-Institut für Extraterrestrische (MPE), der aus dem MPE hervorgegangenen "Forschungsgruppe Komplexe Plasmen" im Deutschen Zentrum für Luft-und () und Wissenschaftlern am Moskauer Institut JIHT (Joint Institute for High Temperatures) zusammengearbeitet. Die russische Raumfahrtbehörde ROSKOSMOS stellt neben dem des Labors zur auch die Crew-Zeit der Kosmonauten und sorgt für den der Experimentdaten zurück zur Erde.