Lufthansa: Ergebnis stabil, Passagierzahl hoch wie nie

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Die Lufthansa Group hat ihre Umsatzerlöse im ersten Halbjahr, bereinigt um die Effekte aus der Erstanwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 15, um 5,2 Prozent gesteigert. Auf berichteter Basis blieben die Umsatzerlöse mit 16,9 Milliarden Euro annähernd stabil.

Die Verkehrserlöse belaufen sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 13,2 Milliarden Euro, was bereinigt um den IFRS 15-Effekt einem Anstieg von 7,0 Prozent entspricht. Das Adjusted EBIT, die führende Ergebniskennzahl der Lufthansa Group, bleibt mit 1.008 Millionen Euro nahezu stabil auf Vorjahresniveau. Die Adjusted EBIT-Marge erreichte 6,0 Prozent (Vorjahr 6,1 Prozent). Das Konzernergebnis bleibt für das erste Halbjahr mit 677 Millionen Euro stabil (Vorjahr: 672 Millionen Euro).

Belastungen bei in Kauf genommen

“Die Entwicklung der Lufthansa Group in der ersten Jahreshälfte war von starkem Wachstum bei gleichzeitig steigenden Stückerlösen geprägt. Beides zusammen erzielt zu haben, ist ein guter Erfolg”, sagt Ulrik Svensson, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG. “Bei den Network haben wir die Belastungen aus höheren Treibstoffkosten durch strukturelle Kostensenkungen sogar überkompensiert und einen Ergebniszuwachs von 26 Prozent erzielt. Ohne die Belastungen bei Eurowings, die wir in Kauf nehmen, um unsere Marktposition in Europa weiter zu stärken, wäre unser Ergebnis damit gestiegen.”

Zentraler Faktor für dieses Ergebnis ist die Performance der Airlines im ersten Halbjahr 2018. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 67 Millionen befördert, so viele wie nie zuvor. Ebenso erreichten Angebot, Absatz und Sitzladefaktor neue Spitzenwerte. Den größten absoluten Ergebnisbeitrag lieferten hier die Network Airlines, wobei insbesondere Lufthansa German Airlines und die SWISS positiv zum Ergebnis beitrugen. Hier wirkt sich neben höheren Stück­erlösen vor allem eine deutliche Senkung der Stückkosten aus.

Die Treibstoffkosten sind im ersten Halbjahr 2018 preis- und mengenbedingt um 216 Millionen Euro auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen. Höhere Kosten aufgrund von Verspätungen und Flugausfällen haben das Ergebnis in den ersten sechs Monaten negativ beeinflusst. Ursachen hierfür waren vor allem Streiks und infrastrukturelle Defizite im europäischen wie die bestehenden Kapazitätsprobleme bei nationalen europäischen Flugsicherungs­behörden. Zudem behinderten extreme Wetterereignisse, wie zum Beispiel Gewitter, den deutlich stärker als zu dieser Jahreszeit üblich. Von diesen Umständen waren alle Airlines und nicht nur die Lufthansa Group betroffen. Außerdem belasteten Aufwendungen für die in der euro­päischen -Industrie beispiellose Integration der vormals von airberlin betriebenen Flugzeuge in die Eurowings-Flotte, die länger dauerte als ursprünglich erwartet, die Ergebnisentwicklung.

Die Stückkosten sanken dennoch um 0,6 Prozent. Dazu trugen vor allem Effizienz­verbesserungen bei den Network Airlines bei, die von der umfassenden Modernisierung der Flotte, dem im vergangenen Jahr erreichten Tariffrieden mit wesentlichen Teilen der Belegschaft und der Verschlankung betrieblicher Prozesse und Managementstrukturen profitierten. Bei den Network Airlines lagen die währungsbereinigten Stückkosten ohne Treibstoff somit 2,1 Prozent unter Vorjahr.

Neztwerkverkehr

Der Fokus der Network Airlines auf nachhaltigen Kostensenkungen und Erlöswachstum zeigt sich im Ergebnis des ersten Halbjahres. Auf berichteter Basis sanken die Umsatzerlöse der Network Airlines im ersten Halbjahr 2018 zwar um 3,9 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Bereinigt um den IFRS 15-Effekt lagen die Umsatzerlöse jedoch um 3,2 Prozent über Vorjahr. Die währungsbereinigten Stückerlöse stiegen aufgrund erhöhter Auslastung und verbesserter Durchschnittserlöse pro Passagier um 1,4 Prozent. Vor allem das Nord­atlantik- und das Europageschäft entwickelten sich dank einer starken Nachfrage positiv. Das Adjusted EBIT verbesserte sich um 25,6 Prozent auf 951 Millionen Euro. Die Adjusted EBIT-Marge verbesserte sich entsprechend um 2,1 Prozent­punkte auf 8,9 Prozent.

Lufthansa German Airlines steigerte in den ersten sechs Monaten das Adjusted EBIT um 16,0 Prozent auf 660 Millionen Euro. SWISS konnte das Adjusted EBIT um 56,7 Prozent auf 293 Millionen Euro steigern. Austrian Airlines verzeichnete im ersten Halbjahr 2018 ein um 6 Millionen Euro niedrigeres Adjusted EBIT von -3 Millionen Euro, das bei weiterhin gutem Ergebnis im zweiten Quartal von den Flugausfällen in den ersten drei Monaten dieses Jahres beeinflusst wurde.

Eurowings

Die Umsatzerlöse der Eurowings stiegen im Verlauf der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres um 9,2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Bereinigt um den IFRS 15-Effekt lagen die Umsatzerlöse um 25,2 Prozent über Vorjahr. Neben der deutlichen Ausweitung des Angebots trug dazu ein währungsbereinigter Anstieg der Stückerlöse um 3,4 Prozent bei. Dass das Adjusted EBIT auf -199 Millionen Euro sank, ist im Wesentlichen auf Einmal­effekte aus der Integration von Teilen der airberlin-Flotte zurückzuführen.

Zu Buche schlugen bei dieser kurzfristigen Kapazitätsausweitung vor allem höhere Aufwendungen für Technik, Charter- und Leasing-Kosten. Der Konzern geht davon aus, dass Integrations­aufwendungen die Ergebnisentwicklung letztmalig im dritten Quartal belasten werden. Weitere Kosten entstanden infolge von Flugverspätungen und –ausfällen, deren Ursachen im Wesentlichen außerhalb der Lufthansa Group lagen.

Services

Im Bereich der Aviation Services ragte Lufthansa mit deutlichen Zuwächsen heraus, was die anhaltend starke Nachfrage nach Luftfrachtdienstleistungen widerspiegelt. Auch legte nach einem schwächeren Jahres­auftakt im zweiten Quartal deutlich zu. Das Adjusted EBIT der stieg um 60,3 Prozent auf 125 Millionen Euro.

Das Ergebnis von Lufthansa Technik liegt mit einem Adjusted EBIT von 218 Millionen Euro im Vorjahresvergleich um 1,8 Prozent niedriger. Die LSG Group konnte ihr Ergebnis in der ersten Jahreshälfte um 207,7 Prozent auf ein Adjusted EBIT von 40 Millionen Euro steigern. Im Bereich Weitere Gesellschaften und Konzernfunktionen sank das Adjusted EBIT vor allem aufgrund des Wegfalls von Währungsgewinnen im Vorjahr um 119 Millionen Euro auf -78 Millionen Euro.

Finanzkennzahlen

Der operative Cashflow sank um 6,4 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro. Der Free Cashflow ging aufgrund deutlich höherer Investitionen in die Flotte um 53,3 Prozent auf 977 Millionen Euro zurück. Die Pensionsrückstellungen stiegen vor allem aufgrund des von 2,0 Prozent auf 1,9 Prozent gesunkenen Diskontierungszinssatzes sowie einer negativen Plan­vermögensentwicklung um 5,9 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro.

Die Nettokreditverschuldung ging gegenüber dem Stand zum Jahresende 2017 um 11,4 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Eigenkapitalquote wegen der wachsenden Bilanzsumme um 1,5 Prozent­punkte auf 25,0 Prozent. Im Vergleich zum 30. Juni 2017 bedeutet dies allerdings einen Anstieg um 5,6 Prozentpunkte, vor allem aufgrund der positiven Ergebnisbeiträge in den letzten zwölf Monaten.

Ausblick für das Gesamtjahr 2018

Die Lufthansa bestätigt ihre Prognose für 2018. Im Gesamtjahr soll das Angebot um etwa 8 Prozent wachsen. Das entspricht einem etwas geringeren Wachstum im Vergleich zur bisherigen Prognose einer Expansion von 8,5 Prozent. Die Treib­stoffkosten werden sich um etwa 850 Millionen Euro gegenüber Vorjahr erhöhen. Der Konzern geht jedoch nun davon aus, dass die Stückerlöse im Gesamtjahr leicht steigen werden. Die Senkung der um Währungs- und Treibstoffeffekte bereinigten Stückkosten wird voraussichtlich etwa ein Prozent betragen, negativ beeinflusst von höher als geplanten Integrationsaufwendungen bei Eurowings.

Außerdem erwartet der Konzern nun einen leichten Ergebnisrückgang im Bereich Aviation Services. Dieser steht im Zusammenhang mit der Ergebnisverschlechterung im Bereich Weitere Gesellschaften und Konzernfunktionen in der ersten Jahreshälfte, der durch den Wegfall von Währungsgewinnen im Vorjahr bedingt war. Insgesamt geht die Lufthansa Group jedoch unverändert davon aus, dass das operative Ergebnis (Adjusted EBIT) nur leicht unter dem Niveau des Rekordjahres 2017 liegen wird.

“Die anhaltend starke Nachfrage macht uns zuversichtlich, trotz einer schwierigen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr auch in der zweiten Jahreshälfte eine gute Erlös­entwicklung zu erzielen. Wir werden außerdem weiter von der deutlich gestiegenen Kosteneffizienz der Network Airlines profitieren. Eurowings will nach dem erheblichen Kapazitätsausbau nun im nächsten Jahr wieder profitabel werden. Wir werden außerdem die Strukturen schaffen, um die Profitabilität von Eurowings in den nächsten drei bis vier Jahren auf das Niveau der wichtigsten Wettbewerber zu heben”, sagt Finanzvorstand Ulrik Svensson.

IFRS 15 der Lufthansa

Der Berichtsstandard IFRS 15 zu “Erlösen aus Kundenverträgen” führt zu einer Veränderung der Erlös- und Kostenpositionen insbesondere bei den Network Airlines und Eurowings. So werden beispielsweise passagierabhängige Flughafenentgelte und Steuern, die früher sowohl auf der Erlös- als auch auf der Kostenseite erfasst wurden, aus der Gewinn- und Verlustrechnung herausgekürzt. Dadurch verringern sich sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben. Da das EBIT nicht betroffen ist, erhöht sich rechnerisch die EBIT-Marge. Eine Anpassung der Vorjahreszahlen erfolgt nicht.

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