Noch sind die ESA-Sonde Rosetta und ihr Landegerät Philae rund zwei Millionen Kilometer von ihrem Zielkometen Churyumov-Gerasimenko entfernt, doch Aufnahmen der Kamera OSIRIS zeigten bereits aus dieser Entfernung: Der Komet erwacht auf seinem Weg zur Sonne und hüllt sich in eine Wolke aus kleinen Staubpartikeln.
Bereits im März konnte das Antauen des Kometen durch die warmen Sonnenstrahlen festgestellt werden. Auch seine Rotationszeit konnten die Wissenschaftler des OSIRIS-Teams, zu dem auch Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehören, durch ihre Beobachtung genauer feststellen. Innerhalb von 12,4 Stunden dreht sich der Komet um seine eigene Achse. Im August soll Rosetta am Kometen ankommen, im November wird dann der Lander Philae die erste Landung auf einem Kometen umsetzen.
4 Km Brocken, 1.300 Km Staubwolke
Die Bilder, die mit der OSIRIS-Kamera zwischen 24. März und 04. Mai während des Flugs in Richtung Churuymov-Gerasimenko aufgenommen wurden, bilden den Kometen mit einer zunehmend größeren so genannten Staubkoma ab. Churuymov-Gerasimenko ist zwar noch über 600 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, doch seine Oberfläche erwärmt sich bereits: Die flüchtigen Bestandteile des Kometen beginnen ins Weltall auszugasen und reißen Staubpartikel mit sich. Anfang Mai reichte die Wolke bis in eine Entfernung von 1.300 Kilometer, obwohl der eisige Brocken selbst nur einen Durchmesser von rund vier Kilometern hat.
"Er fängt an, wie ein richtiger Komet auszusehen", sagt Dr. Holger Sierks vom Max-Planck-Institut und Leiter des OSIRIS-Teams. Die Aufnahme der OSIRIS-Kamera vom 30. April 2014 (erstes Bild) zeigt den Kometen Churyumov-Gerasimenko. Der Zielkomet der Rosetta-Mission hat eine Staubwolke um sich gebildet, die bis zu 1300 Kilometer weit ins Weltall hineinreicht. Schön zu sehen auf der Aufnahme ist auch der Kugelsternhaufen M107 (Quelle: ESA/Rosetta/mps for OSIRIS Team mps/upd/lam/iaa/sso/inta/upm/dasp/ida).
Rotation des Kommeten: Wichtig für Missionsplanung
Das OSIRIS-Team kam aber auch noch zu einer weiteren Erkenntnis: Bisher gingen die Kometenforscher davon aus, dass Churymov-Gerasimenko 12,7 Stunden benötigt, um einmal um die eigene Achse zu rotieren. Indem das Wissenschaftler-Team die Veränderungen in der Helligkeit des Kometen beobachtete und analysierte, stellten sie fest, dass der Komet lediglich 12,4 Stunden für seine Umdrehung benötigt. "Die genaue Kenntnis der Rotationsperiode des Kometen ist von äußerster Wichtigkeit – sowohl für die optimale Planung der Mission und der wissenschaftliche Aufnahmen als auch für die Interpretation der gewonnenen Daten", sagt Dr. Stefano Mottola, Kometenforscher am DLR-Institut für Planetenforschung und Mitglied des OSIRIS-Teams.
Jede Information, die bereits bei der Annäherung an den Kometen gewonnen wird, hilft auch bei der Planung der erforderlichen Manöver beim Flug in den Orbit um den Kometen und der Landung von Philae. Sicher ist bereits jetzt, dass Rosetta und Philae ein erwachender Komet erwartet, der die Untersuchung von Koma und Schweif ermöglicht. Die ersten Manöver, um die Sonde auf ihr Rendezvous mit Churyumov-Gerasimenko im August vorzubereiten, wurden bereits durchgeführt.
In dieser Woche konnten die Ingenieure und Wissenschaftler zudem aufatmen: Alle Instrumente auf Sonde und Lander haben den zweieinhalbjährigen Winterschlaf beim Flug durchs All gut überstanden – alle bestanden den "Gesundheitscheck". Elf Instrumente fliegen auf dem Orbiter Rosetta mit, Lander Philae hat zehn wissenschaftliche Experimente an Bord. Mit diesen werden nach der Landung erstmals Messungen direkt auf einer Kometenoberfläche vorgenommen.
Landung und Fotografie auf und um einen Kometen
Rosetta ist eine Mission der ESA mit Beiträgen von ihren Mitgliedsstaaten und der der NASA. Rosettas Lander Philae wird von einem Konsortium unter der Leitung von DLR, MPS, CNES und ASI beigesteuert.
Die Kamera OSIRIS wurde von einem Konsortium unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (Deutschland) in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), dem Laboratoire d’Astrophysique de Marseille (Frankreich), dem Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), ESAs Scientific Support Office, dem Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), der Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), des Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institute of Computer and Network Engineering der TU Braunschweig (Deutschland) gebaut. OSIRIS wurde finanziell gefördert durch die nationalen Agenturen von Deutschland (DLR), Frankreich (CNES), Italien (ASI), Spanien (MEC) und Schweden (SNSB) sowie dem ESA Technical Directorate.