BAW: Billigfliegerei forciert niedrige Löhne am Hamburg Airport

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Der Hamburger Flughafen zählt sich gerne zu den modernsten in Europa. Die Realität sieht jedoch deutlich anders aus. Eine im Januar 2015 veröffentlichte Analyse der Hans-Böckler-Stiftung zur Beschäftigungssituation am Flughafen Hamburg hat jedoch laut Bürgerinitiative BAW aufgezeigt, dass trotz Tarifbindung die Lohnentwicklung am Flughafen hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurückgeblieben ist. Grund dafür sind die tariflich abgesenkten Entlohnungen bei den Töchterunternehmen, beispielsweise beim Ground Handling. “Die Arbeitsbedingungen der Logistikmitarbeiter erinnern in Teilen an einen mittelalterlichen Bergbau. Bei lediglich 1,15 m Arbeitshöhe, Koffer von 20 kg und mehr im Akkord aus- und einzuladen, das ist ein Skandal! Und dies alles nur, weil Ramsch- und Billigflieger in Hamburg die letzten Euro aus ihrem Geschäftsmodell rauspressen wollen”, konstatiert Martin Mosel von der BAW – Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein.

Die Arbeit als Logistiker in Fuhlsbüttel sei gesundheitsschädlich, der Zeitdruck enorm. Innerhalb weniger Minuten müssen die Maschinen nach der Landung komplett geräumt, aufbereitet und wieder beladen werden. Doch statt moderner Verladecontainer mit der dazugehörigen gesundheitsschonenden Technik, wird – wegen des immer weiter zunehmenden Kosten- und Effizienzdrucks – jedes Gepäckstück einzeln mühsam per Hand aus- und eingeladen. “Während sich in Hamburg millionenschwere Luftverkehrs-Forschungszentren inbrünstig mit der Umgestaltung von Innenkabinen auseinandersetzen, wird das Be- und Entladen noch wie vor 50 Jahren praktiziert”, stellt Mosel fest.

Die Auswahl der Mitarbeiter im Ground Handling erinnert an vergangene harte Zeiten im Hafen: die Arbeitskraft muss muskulär und weit überdurchschnittlich körperlich belastbar sein, klaglos im Schichtdienst arbeiten, freiwillig Überstunden und Akkordarbeit leisten sowie auf Abruf stets parat sein. Mosel rechnet vor und kommt zu dem Ergebnis: “Bei einem Brutto-Einstiegslohn von 10,40 Euro pro Stunde, verbleibt einem ledigen Mitarbeiter netto nur 7,40 Euro. Damit sind keine großen Sprünge zu machen, geschweige eine angemessene Gesundheitsvorsorge oder gar Altersabsicherung zu finanzieren.”

Hierzu fasst Mosel zusammen: “Diesen prekären Arbeitsbedingungen gilt es entschieden entgegenzutreten. Neben angemessenen Löhnen müssen zur Abfertigung von Flugzeugen längere Standzeiten gesetzlich festgeschrieben werden. Die Formel-1-gleichen Boxenstopps der Flugzeuge stellen auch ein Sicherheitsrisiko dar. Unter Zeitdruck werden Fehler gemacht; diese sind im Flugverkehr jedoch unverzeihlich!”

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